Eines der wichtigsten Merkmale der Menschheit

So kooperationsbereit sind wir: Studie erstaunt selbst Forscher

Dienstag, 08. Oktober 2024 | 09:25 Uhr

Von: mk

Innsbruck – Bislang galt es als sicher, dass Menschen eher kooperieren, wenn der Nutzen aus der Kooperation höher ist. Eine kürzlich veröffentlichte, groß angelegte Studie von Innsbrucker Forscherinnen stellt dieses Ergebnis nun in Frage: Bei über 2000 Studienteilnehmern fanden die Wissenschaftlerinnen keinen Zusammenhang zwischen Nutzen aus Kooperation und Kooperationsbereitschaft.

Eine neue Studie, die in den Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) veröffentlicht wurde, stellt lang gehegte Annahmen über menschliche Kooperation in Frage. Traditionell haben Verhaltenswissenschaftler und Ökonomen Kooperationsbereitschaft im Zusammenhang mit öffentlichen Gütern in erster Linie durch wiederholte Interaktionen untersucht, bei denen Menschen Vertrauen und wechselseitige Beziehungen aufbauen und ihr Verhalten auf der Grundlage der Handlungen anderer anpassen können. Viele reale, natürlich vorkommende Situationen, wie z. B. Freiwilligenarbeit oder Spenden für die Krisenhilfe, sind jedoch einmalige Entscheidungen, bei denen keine offensichtlichen zukünftigen Interaktionen oder Beziehungen zu berücksichtigen sind. Die aktuelle Studie untersuchte, wie Individuen kooperieren, wenn sie nur eine einzige Gelegenheit haben, in einer sozialen Gruppe zu zusammenzuarbeiten, ohne die Identität der anderen Gruppenmitglieder zu kennen. Diese Studie wurde von Dr. Natalie Struwe und Prof. Esther Blanco von der Universität Innsbruck gemeinsam mit Prof. James Walker von der Indiana University verfasst.

Zwei groß angelegte Experimente

In zwei Experimenten mit über 2.000 Teilnehmern variierten die Forscher den potenziellen Nutzen von Kooperation bei der Bereitstellung öffentlicher Güter. Trotz des erhöhten Nutzens von Kooperation stellte die Studie keine signifikante Veränderung in der Kooperationsbereitschaft der Teilnehmerinnen und Teilnehmer fest. Der Mechanismus, der hinter diesem Verhalten steht, scheint in den Erwartungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmern an die Kooperationsbereitschaft anderer zu liegen, die ebenfalls nicht mit dem Nutzen von Kooperation variierten. Da die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht erwarteten, dass andere mehr kooperieren, wenn der Nutzen steigt, war es unwahrscheinlich, dass sie ihre eigenen Kooperationsbemühungen verstärkten – selbst wenn sich der Nutzen aus Kooperation verdoppelte.

„Unsere Ergebnisse unterstreichen eine kritische Lücke in unserem Verständnis von Kooperationsverhalten bei einmaligen Begegnungen“, sagt Dr. Natalie Struwe vom Institut für Finanzwissenschaft an der Universität Innsbruck, Ko-Autorin des Papers. „Die Entscheidung, zu kooperieren, ist durch ein so genanntes soziales Dilemma gekennzeichnet. Dabei handelt es sich um Situationen, in denen das Eigeninteresse mit dem gesellschaftlichen Interesse in Konflikt steht. Bei höherem Nutzen aus der Kooperation ist dieser Konflikt jedoch viel geringer und wir würden erwarten, dass die Kooperationsraten viel höher sind. Wir waren jedoch überrascht, dass die Kooperationsbemühungen der Menschen selbst dann nicht entsprechend zunahmen, wenn wir den Nutzen aus Zusammenarbeit drastisch erhöhten. Dies deutet darauf hin, dass Kooperation in der realen Welt – wie etwa Spenden für die unmittelbare Katastrophenhilfe – nicht immer durch die Einschätzung eines erhöhten Nutzens bestimmt wird.“

Konsistente Ergebnisse über Datensammlungen hinweg

„Wir konnten die Ergebnisse zunächst selbst nicht glauben, überprüften die Daten mehrmals und wiederholten die Studie mit verschiedenen Bevölkerungsgruppen“, sagt Professor Esther Blanco vom Institut für Finanzwissenschaft der Universität Innsbruck. „Schließlich sammelten wir fast 2.000 Datenpunkte und führten Online-Experimente mit der allgemeinen Bevölkerung in Großbritannien sowie mit unseren Studierenden durch – sowohl online als auch in unserem Labor. Egal, was wir taten, die Ergebnisse blieben konstant: Das Kooperationsniveau war bemerkenswert stabil. Die Allgemeinbevölkerung war nicht mehr oder weniger kooperativ als unsere Studierenden. Im Durchschnitt waren die Teilnehmerinnen und Teilenehmer bereit, etwa 40 Prozent des ihnen zur Verfügung stehenden Geldes zu investieren, um dem Gemeinschaftsverdienst ihrer Gruppe zu steigern, unabhängig von der jeweiligen Situation.“

„Spontane Kooperation in einmaligen Begegnungen ist häufiger, als wir denken“, erklärt Professor James Walker, ein weiterer Mitautor der Studie, vom Economics Department der Indiana University in den USA. „Wenn sich beispielsweise Menschen zusammentun, um sofortige Katastrophenhilfe zu leisten, ist das ein Fall von einmaliger Zusammenarbeit, bei der sich Einzelpersonen dazu entschließen, zu handeln und zu helfen, ohne zu wissen, ob sie noch einmal mit denselben Personen zusammenarbeiten werden.“

Die Ergebnisse der Studie haben wichtige Auswirkungen darauf, wie wir über die Förderung von Kooperation bei der Bereitstellung öffentlicher Güter nachdenken, insbesondere in dringenden, einmaligen Szenarien wie der Katastrophenhilfe oder Freiwilligenarbeit in Notfällen. Sie verdeutlicht auch die Notwendigkeit, die Grundlagen kooperativen Verhaltens, eines der wichtigsten Merkmale der Menschheit, besser zu verstehen.

Wichtigste Ergebnisse:

·  Im Gegensatz zu früherer Forschung über wiederholte Interaktionen ändern Individuen ihre Beiträge zu einmaligen öffentlichen Gütern nicht signifikant, wenn der Nutzen der Zusammenarbeit steigt.

·  Die Erwartungen bezüglich der Beiträge anderer beeinflussen das individuelle Verhalten in einmaligen Situationen stark und variieren nicht signifikant mit den Veränderungen des Nutzens aus der Kooperation.

·  Das durchschnittliche Kooperationsniveau blieb über verschiedene Teilnehmergruppen und Versuchsumgebungen hinweg konstant bei etwa 40 Prozent, wobei sowohl die Allgemeinbevölkerung als auch Universitätsstudierende einbezogen wurden.

·  Die Studie unterstreicht den Bedarf an weiterer Forschung zur Kooperation in einmaligen Entscheidungssituationen, insbesondere dazu, wie Individuen den Nutzen aus Kooperation interpretieren und in solchen Situationen reagieren, und welche Reaktion sie von anderen erwarten.

Diese Untersuchung eröffnet neue Wege, um zu erforschen, wie man Kooperation in kritischen einmaligen Entscheidungssituationen wirksam fördern kann, und erfordert ein tieferes Verständnis der psychologischen und sozialen Faktoren, die dabei eine Rolle spielen.

Kommentare

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19 Kommentare auf "So kooperationsbereit sind wir: Studie erstaunt selbst Forscher"


Sortiert nach:   neuste | älteste | Relevanz
Shout_It_Out_Loud
1 Monat 13 Tage
Ganz ehrlich? Wird alles zutreffen, worüber hier berichtet wird, mit Ausnahme in Südtirol! Der traurige Großteil der Menschen hier ist so verbissen egozentrisch und permanent nur auf die eigenen Vorteile bedacht, dass kaum bis keinerlei Interesse besteht, sich mit Leuten transparent auszutauschen, ehrlich zueinander zu sein, Hilfsbereitschaft zu demonstrieren oder auch nur produktiv, harmonisch und kollegial zusammenzuarbeiten, um “nicht nur die eigene Haut zu retten”. An ein beispielsweise tolles, authentisches Arbeitsklima unter Kollegen, die sich auf menschlichem Level schätzen, ist leider gar nicht erst zu denken! Oder an Hilfestellung in schwierigen Lebenssituationen, egal ob Nachbarschaft, Bekanntschaften, vermeintliche Freunde oder auch… Weiterlesen »
Superredner
1 Monat 13 Tage

Du müsstest sagen: Dort in Südtirol, da du ja nicht hier bist.
Wenn man ein netter Zeitgenosse ist, bekommt man auch Hilfe. Wer sich ar…ig benimmt, darf nicht darauf hoffen in der Gemeinschaft Platz zu finden. Hier wurde offensichtlich das Ego einmal stark ramponiert.

Shout_It_Out_Loud
1 Monat 13 Tage

@Trixie77 Jemand mit nicht oberflächlichen, mit authentischen, gebildeten, von Grund auf ehrlichen und in gleichem Maße bodenständigen Charakterzügen würde deine “bahnbrechenden” Theorien und dein berechnendes Verhalten, das scheinbar zu Verfolgungswahn neigt, glatt als “Ar***kriecherei” interpretieren und einen “fe***ten Dr**k” auf deine überflüssigen Geistesergüsse geben.

Staenkerer
1 Monat 13 Tage

i hingegen honn de erfahrung gemoch das des sprichwort:
“wie man in den wald ruft, so thönt es zurück!”
ollm no stimmt!

Shout_It_Out_Loud
1 Monat 13 Tage

@Staenkerer I a, und sell sowos von, lai ghearsch du vomutlich zi dei, wosn is Gschroa net hearn odo net vostiahn und deswegn moanen, automatisch im Recht zi sein!

Shout_It_Out_Loud
1 Monat 13 Tage

@Staenkerer Und noch was: Wer zu den von mir erwähnten “Standard-Südtirolern” gehört (ich spar mir an dieser Stelle eine tiefergehende Einordnung), der wird meine vorigen Gedankengänge auch niemals nachvollziehen können, schlichtweg weil er unter Seinesgleichen das Gegebene und ihm Bekannte akzeptiert und auch nie hinterfragen wird!

N. G.
N. G.
Kinig
1 Monat 13 Tage

Du hast in allem Recht, nur, diese Ergebnisse wurden zu einem anderem Thema erforscht. Es geht um dir Kosten Nutzen Frage und das selbst wenn der Nutzen größer ausfallen würde, bei mehr Investition , egal in welcher Form, die Menschen nicht mehr als 40% bereit sind dafür zu investieren oder zu tun. Das kann man jetzt auf alle Bereiche anwenden, wie im Bericht erklärt.
Im zwischenmenschlichen Bereich, den den du meist, ist das ohnehin nicht messbar.

N. G.
N. G.
Kinig
1 Monat 13 Tage

@Shout_It_Out_Loud Auch da stimme ich VOLL zu! Denn die Logik hinter ihrer These ist, man muss sich anpassen um Vorteile zu bekommen. Muss man das? NEIN! Und kann trotzdem ein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft sein. Denn wer ist da ehrlich, doch die Wenigsten und damit ist es pure Arschk… für Vorteilsnahme!

horst777
horst777
Tratscher
1 Monat 13 Tage

Zur Kooperation braucht es eine wichtige Grundzutat Namens Intelligenz das fehlt dem Tirolapiticus aber leider darum wird auch das Land an Habgier und Neid zu Grunde gehen.

Superredner
1 Monat 13 Tage

@shouti und ng
Ihr zwei ewigen Jammerer. Immer schimpfen, aber trotzdem hier in Südtirol geblieben.

Superredner
1 Monat 13 Tage

Long short story
Wenn du nie jemanden hilfst und alle für dumm austust (siehe wie du im Forum tust), darfst du dir keine Freundlichkeit erwarten

Shout_It_Out_Loud
1 Monat 12 Tage

@Trixie77 Bist du de**ert, oder was? 1. Stecke ich mitten in der Vorbereitung zum für immer Zelte abbauen (was ich auch so vermittelt habe und nicht anders!) 2. War einer der Auswandergründe genau das kalte, gleichgültige, egoistische und extrem unfreundliche Wesen zu vieler Südtiroler, was für einen Mitdenkenden implizieren sollte, dass ich das Gegenteil davon sein muss! Wenn du das auch noch nicht verstehst, hast wohl DU das Problem an der Backe…

Superredner
1 Monat 12 Tage

Dann dauern deine Vorbereitungen aber lang 😂😂

N. G.
N. G.
Kinig
1 Monat 13 Tage

Nicht mehr als 40% möchte investiert werden, selbst dann wenn der Nutzen gesteigert wurde. Bedeutet letztendlich nur, Geiz siegt über Verstand. Grins

Savonarola
1 Monat 13 Tage

im Straßenverkehr ist niemand kooperativ.

unbekannt0
unbekannt0
Grünschnabel
1 Monat 13 Tage

Leider…

N. G.
N. G.
Kinig
1 Monat 13 Tage

Hat mit dem Artikel und den Forschungsergebnissen rein gar nichts zu tun.

fingerzeig
fingerzeig
Superredner
1 Monat 13 Tage

studienergebnisse sind heute so u morgen anders u übermorgen ähnlich wie gestern….großteils für die katz (kotz)

Superredner
1 Monat 13 Tage

Also ich würde es mir selber zuschreiben, wenn die Nachbarn mich auf der Straße liegen lassen würden 😁.

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