ASTAT-Erhebung

Spiritualität macht uns sensibler – auch in Sachen Umwelt

Dienstag, 04. Juni 2024 | 12:11 Uhr

Von: mk

Bozen – Wer an etwas Höheres glaubt, schont die Umwelt mehr. Salopp zusammengefasst kommt eine Umfrage des Landesstatistikinstituts ASTAT, die gemeinsam mit der Philosophisch-Theologischen Hochschule Brixen durchgeführt wurde, zu diesem Schluss. Themen waren Spiritualität und Nachhaltigkeit.

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Zielgruppe war die in Südtirol ansässige Bevölkerung ab 14 Jahren. 83 Prozent sind demnach über den Klimawandel besorgt. 66 Prozent fordern eine Plastikreduzierung.

90 Prozent der Südtiroler Bevölkerung finden, dass Nachhaltigkeit ein wichtiges bzw. sehr wichtiges Thema ist. Dabei bestehen nur kleine Unterschiede nach Alter. „Umweltschutz“ ist das Stichwort Nummer eins in Bezug auf ökologische Nachhaltigkeit.

Die negativ besetzten Begriffe wie „Klimaveränderung“ und „globale Erwärmung“ werden hingegen relativ selten mit Nachhaltigkeit verbunden. Interessant ist auch, dass „Forschung“ (27 Prozent) und „Politik“ (17 Prozent), welche die Lösungen für die Probleme bringen könnten, nur von wenigen Personen mit Nachhaltigkeit assoziiert werden.

Nachhaltigkeitsziele

68 Prozent der Südtirolerinnen und Südtiroler haben schon einmal von den Nachhaltigkeitszielen (SDG) gehört. Auch hier scheinen sich die mittleren Altersklassen mit 75 Prozent besonders dafür zu interessieren.

Wer die SDG ein wenig kennt, findet alle 17 Ziele ziemlich wichtig. Die Verfügbarkeit von Wasser ist der Südtiroler Bevölkerung allerdings am wichtigsten, gefolgt von Ernährungssicherheit und Erhaltung der Meere. Die Stärkung der globalen Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung und die Verringerung der Ungleichheit erhalten verhältnismäßig wenig Zuspruch – vielleicht werden sie als zu allgemein bzw. als eher unbedeutend angesehen.

Ökologische Nachhaltigkeit und Spiritualität

29 Prozent glauben stark daran, dass es einen Gott oder etwas Göttliches gibt. 49 Prozent wünschen sich zwar ein stärkeres Engagement der Kirchen für ökologische Nachhaltigkeit, gleichzeitig glauben 42 Prozent, dass die Kirchen nicht zeitgemäß sind.

Für 25 Prozent der Südtirolerinnen und Südtiroler besteht ein starker Zusammenhang zwischen Spiritualität und dem Interesse an ökologischer Nachhaltigkeit. Weitere 48 Prozent sehen nur eine schwache Verbindung zwischen diesen beiden Themen. Kaum jemand (vier Prozent) kann sich einen umgekehrten Zusammenhang vorstellen und die restlichen 23 Prozent finden, dass überhaupt keine Verbindung besteht. Dass Nachhaltigkeit und Spiritualität zusammengehören, denken vor allem die über 44-Jährigen.

Unterschiedliche Sensibilität für Nachhaltigkeitsthemen

Wie spirituell jemand ist, wirkt sich laut den Ergebnissen einer Regressionsanalyse deutlich und positiv auf die Bedeutung aus, die er oder sie der ökologischen Nachhaltigkeit beimisst. Auch der Bildungsgrad spielt eine Rolle. Muttersprache und Geburtsort haben hingegen keinen Einfluss darauf. Auch das Geschlecht, das auf den ersten Blick scheinbar eine Rolle spielt, ist statistisch betrachtet nicht relevant. Die Werte nach Alter sind in den mittleren Altersklassen am höchsten.

Wie religiös bzw. spirituell versteht sich die Südtiroler Bevölkerung? Auf diese Frage sollten insgesamt zehn Selbsteinschätzungen eine Antwort geben. 21 Prozent der Südtirolerinnen und Südtiroler bezeichnen sich als nicht religiös, während neun Prozent sich als sehr religiös einstufen. Nicht jeder, der sich mit dem Sinn des Lebens befasst, muss allerdings ein regelmäßiger Kirchgänger sein. Fragen wie „Warum sind wie hier?“ oder „Wer bin ich?“ können bei Menschen eine zentrale Rolle einnehmen, ohne dass sie sich an religiöse Institutionen gebunden fühlen.

In Bezug auf den Glauben geben 13 Prozent an, sehr gläubig zu sein, und 14 Prozent schätzen sich als ziemlich gläubig ein. Im Gegensatz dazu geben 16 Prozent an, nicht gläubig zu sein.

27 Prozent geben etwa an, nie an religiösen Feiern und Ritualen teilzunehmen, und 29 Prozent üben nie persönliche religiöse Rituale aus. Zudem sagen 31 Prozent, dass Religion für das alltägliche Leben und die persönlichen Entscheidungen völlig unwichtig ist; für 27 Prozent gilt dies auch in Bezug auf die Spiritualität.

Ein weiterer Aspekt ist die Auseinandersetzung mit religiösen Themen, wobei 21 Prozent angeben, nicht über solche Themen nachzudenken. Im Gegensatz dazu erklären 21 Prozent, sich sehr oft mit Fragen zum Sinn des Lebens auseinanderzusetzen.

Kirchen als nicht mehr zeitgemäß empfunden

Die Ergebnisse der Umfrage machen deutlich, dass die Kirchen von einem Teil der Befragten für nicht zeitgemäß gehalten werden. 42 Prozent der Bevölkerung in Südtirol findet, dass die Kirchen nicht in die Gegenwart passen, für 16 Prozent sind sie vollkommen aus der Zeit gefallen. Nur fünf Prozent äußern die Ansicht, dass die Kirchen gut mit den aktuellen Herausforderungen umgehen können. Eine nicht unerhebliche Unsicherheit spiegelt sich in den 17 Prozent, die keine klare Position dazu einnehmen können.

Ebenso kann ein auffallender Zusammenhang zwischen dem Bildungsniveau und der Einschätzung, ob Kirchen in die Gegenwart passen oder nicht, festgestellt werden: je höher der Bildungsgrad, desto kritischer die Meinung in Bezug auf diese Frage.

Bezirk: Bozen

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