Von: mk
Bozen – Im Sprachlaboratorium der Freien Universität Bozen werden Sprachkenntnisse unter Messung von Gehirnströmen erfasst. Vom 8. bis 10. Februar treffen rund 40 Forscher und Doktoranden aus aller Welt am Campus Bozen ein für den Workshop Doing Sociophonetic Research. Dabei stellen die unibz-Forscher ihre Projektergebnisse mit zweisprachigen Sprechern in Südtirol vor und vergleichen sie mit jenen experimenteller phonetischer Forschung anderer Ländern.
Das Projekt TUTIP (The UltraSound Tongue Imaging Potential ) wollte eruieren, wie zweisprachige Südtiroler Worte aussprechen und betonen. Finanziert von der Abteilung Innovation, Forschung und Universität der Autonomen Provinz Bozen und durchgeführt von den Forschern des Labors ALPS (Alpine Laboratory of Phonetic Sciences) wurde ein einzigartiges Forschungsdokument über zweisprachige Menschen erstellt. Zu den Probanden zählten 10 perfekt zweisprachige Menschen (die so genannten Simultansprecher) und 20 Teilnehmer der zwei Sprachgruppen Deutsch-Italienisch mit einem unterschiedlichen Grad an Zweisprachigkeit. „Bei solch qualitativen Studien ist die Anzahl der Probanden zumeist kleiner als unsere Gruppe, wewegen dieses Ergebnis als sehr wichtig einzustufen ist”, meint Alessandro Vietti, Linguistikdozent an der Fakultät für Bildungswissenschaften und Verantwortlicher für ALPS. Zu seinem Forschungsteam zählen Lorenzo Spreafico, Vincenzo Galatà und Constantijn Kaland.
Die Forscher wollten aufzeigen, wie bei zweisprachigen Probanden eine Sprache mit der anderen interferiert. „Die Mechanismen in der Sprachproduktion zu verstehen ist beispielsweise wichtig für jene, die didaktisches und fonetisches Unterrichtsmaterial verfassen”, holt Vietti weiter aus. „Die Neuheit unserer Studie liegt in der gewählten Methodik. Verwendet wurde bei dem Forschungsprojekt der unibz ein mit einem speziellen Helm verbundener Echograph, anhand dessen die Gehirnströme gemessen werden konnten, während die Probanden verschiedene Laute aussprachen. Frühere Studien bezogen sich nur auf akustische, nicht dynamische Daten, und waren demnach weniger präzise.
Diese Forschung hat bereits große Aufmerksamkeit erregt, darunter bei Sprachforschern der Cornell University, der LMU in München, aber auch des Mathematikinstituts des Politecnico von Mailand, mit welchem die Bozner Forscher zusammengearbeitet haben. Diese fonetische Forschungsarbeit dürfte auch für klinische Tests interessant sein. Zum Workshop vom 8. bis 10 Februar werden 40 internationale Forscher und Doktoranden aus Russland, China, USA, Großbritannien, Deutschland, Frankreich und der Schweiz in Bozen erwartet. Zwei der bekanntesten Teilnehmer sind die Phonetikexperten Jane Stuart-Smith von der schottischen University of Glasgow und Jonathan Harrington von der Ludwig-Maximilians-Universität in München.