Von: red
Forschende aus Lausanne hat eine Methode entwickelt, die Menschen mit teilweise beschädigten Nervenbahnen im Rückenmark dabei helfen kann, die Fähigkeit zu gehen wieder zu verbessern. Dazu müssen allerdings Elektroden ins Gehirn gesetzt werden.
Das Verfahren der tiefen Hirnstimulation THS kommt bereits bei anderen neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen erfolgreich zum Einsatz. Nun setzte das Team um den Neurochirurgen Newton Cho von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne zwei inkomplett querschnittgelähmten Probanden in einer Operation Elektroden in den sogeannnten lateralen Hypothalamus ein, einen Teil des Zwischenhirns, und stimulierten die Region elektrisch. Zusätzlich absolvierten die Probanden ein dreimonatiges Rehabilitationsprogramm.
Über die Ergebnisse berichten Cho und sein Team im Fachjournal Nature Medicine. Die Studie zeigt, dass sich die Fähigkeit zu gehen bei beiden Probanden verbesserte. Im standardisierten „Sechs-Minuten-Test“ verlängerte sich die zurückgelegte Strecke von 26 auf 32 beziehungsweise von 40 auf 81 Meter. Es seien laut Forschenden bei keinem der Probanden schwere Nebenwirkungen aufgetreten. Die Studie sei jedoch noch nicht abgeschlossen, es werde noch einen weiteren Probanden geben.
Es gibt auch Stimmen, die der Studie kritisch gegenüber stehen. Etwa die von Norbert Weidner, dem ärztlichen Direktor der Klinik für Paraplegiologie – Querschnittzentrum am Universitätsklinikum Heidelberg: „So stellt sich schon die Frage: Warum wurde die Studie nicht zur Veröffentlichung eingereicht, nachdem die festgelegten drei Patienten eingeschlossen, behandelt und im Verlauf nachbeobachtet sind?“ Für ihn sei es auch nicht nachvollziehbar, ob für die Studie womöglich inkomplett Querschnittgelähmte ausgewählt wurden, die ganz besondere Kriterien aufweisen.
Rainer Abel, Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Querschnittgelähmte am Klinikum Bayreuth, sieht zwar eine Chance durch die Erkenntnisse der Studie eine zusätzliche Anwendung zu finden, um Menschen mit einer inkompletten Querschnittlähmung zu einer besseren Mobilität zu verhelfen. „Allerdings ist es noch zu früh, um Aussagen treffen zu können, wer von einem solchen – doch recht invasiven – Verfahren profitieren könnte. Insbesondere ist eine Nutzen-Risiko-Abschätzung sicherlich noch nicht möglich.“
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