Von: luk
Bozen – Wenn sich gebietsfremde Pflanzenarten ausbreiten und andere heimische Pflanzenarten verdrängen, bezeichnet man sie in der Fachsprache als invasive Neophyten. Aufgrund ihrer hohen Konkurrenzfähigkeit und ihres starken Ausbreitungsdrangs können sie lokale Ökosysteme negativ beeinflussen. Auch in Südtirol nimmt die Ausbreitung invasiver Pflanzenarten zu. Das Versuchszentrum Laimburg hat heute, am 15. November 2023, eine Informationsveranstaltung organisiert, um für das Thema zu sensibilisieren.
Von Oktober bis Anfang November stechen am Straßenrand gelb blühende Pflanzen ins Auge, die kleinen Sonnenblumen ähneln: Auch hier handelt es sich um eine invasive Art, nämlich den ursprünglich aus Amerika stammenden Topinambur. Mittlerweile trifft man in Südtirol an den verschiedensten Orten auf nicht heimische Pflanzenarten, sowohl im städtischen Bereich als auch in der Landwirtschaft. Wenn diese gebietsfremden Arten in der Lage sind, sich in großem Maßstab selbstständig und unkontrolliert auszubreiten, spricht man von invasiven Neophyten. Insbesondere die Globalisierung und damit verbundene menschliche Aktivitäten wie Waren-, Güter- und Personentransporte ebnen diesen konkurrenzstarken Pflanzenarten den Weg. Einige invasive Arten wurden aber auch gezielt eingeführt, etwa als Zierpflanzen in Gartenanlagen, wie die in Südtirol weit verbreitete Gewöhnliche Robinie (Robinia pseudoacacia) oder der Götterbaum (Ailanthus altissima). Von dort aus haben sie sich in die freie Landschaft ausgebreitet. Da Gegenspieler fehlen, sind invasive Neophyten heimischen Arten oft überlegen und können diese verdrängen. Sie konkurrieren äußert erfolgreich um die wichtigen Ressourcen Licht, Wasser und Nährstoffe. Ihre Verbreitung trägt zum Biodiversitätsverlust bei und kann zu einer Veränderung der lokalen Ökosysteme führen. Einige invasive Pflanzenarten können für Mensch und Tier gesundheitsgefährdend sein.
Am 15. November haben Expertinnen und Experten im Rahmen einer Informationsveranstaltung am Versuchszentrum Laimburg dieses Thema behandelt und Stakeholder sowie Interessierte informiert. Das Ziel der Veranstaltung war es, insbesondere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Gemeindebauhöfen, Gärtnereien und Baubetrieben für die Problematik zu sensibilisieren. Dabei wurden verschiedene invasive Arten vorgestellt und Strategien zur Bekämpfung vermittelt.
„Um die negativen Auswirkungen invasiver Neophyten zu begrenzen, sind neben Management- und Kontrollmaßnahmen vor allem präventive Maßnahmen am erfolgreichsten. Dazu gehört die Entfernung invasiver Pflanzen in der Phase der ersten Ausbreitung sowie der Verzicht auf invasive Pflanzenarten bei Grünflächen. Ein Bewusstsein für die Problematik und der Erfahrungsaustausch zur Bekämpfung sind ebenfalls von großer Bedeutung. Daher ist diese Infoveranstaltung für uns von großer Bedeutung, um die Stakeholder zusammenzubringen und unser Wissen sowie unsere Erfahrungen in der wissenschaftlichen Forschung mit ihnen zu teilen“, erklärt Helga Salchegger, Leiterin des Fachbereichs Gartenbau am Versuchszentrum Laimburg.
Folgen der Ausbreitung invasiver Pflanzenarten in der Landwirtschaft
Die Auswirkungen von Neophyten erstrecken sich auch auf wirtschaftliche Belange, insbesondere in der Landwirtschaft. Vor allem der Götterbaum und die Robinie verschaffen sich in den Randbereichen landwirtschaftlicher Flächen Platz. Hier können sie die Erträge verringern, landwirtschaftliche Flächen beeinträchtigen und Kosten für Kontroll- und Managementmaßnahmen verursachen. Einige invasive Neophyten bergen auch gesundheitliche Risiken für Mensch und Tier. So können beispielsweise die Pollen und Blüten des Beifußblättrigen Traubenkrauts (wissenschaftlicher Name: Ambrosia artemisifolia) bei sensiblen Menschen allergische Reaktionen hervorrufen. Andere Arten, wie das giftige Schmalblättrige Greiskraut (Senecio inaequidens), können eine Gefahr für Weidetiere und Bienen darstellen.
Die Ausbreitung invasiver Pflanzenarten kann zudem das ästhetische Erscheinungsbild von Landschaften verändern und die touristische Attraktivität beeinträchtigen.