Wenn Objekte zur großen Liebe werden

Verliebt in den Eiffelturm?

Dienstag, 25. März 2025 | 14:09 Uhr

Von: red

Für die meisten Menschen bedeutet Liebe eine tiefe emotionale Bindung zu einer anderen Person. Doch was, wenn diese Zuneigung nicht einem Menschen, sondern einem Gegenstand gilt? Objektophilie beschreibt genau dieses Phänomen: eine romantische oder sogar sexuelle Anziehung zu unbelebten Objekten wie Bauwerken, Fahrzeugen oder Alltagsgegenständen.

Was steckt hinter der Objektophilie?

Objektophile empfinden nicht nur Faszination für Gegenstände, sondern entwickeln eine tiefe emotionale Bindung. Sie sprechen oft davon, dass das Objekt sie „zurückliebt“ und eine einzigartige Verbindung besteht. Die Ursachen sind wissenschaftlich nicht abschließend geklärt. Eine Studie von Gecaite-Stonciene et al. (2020) deutet darauf hin, dass neurobiologische Faktoren wie das Autismus-Spektrum oder Bindungsstörungen eine Rolle spielen können. Häufig berichten Betroffene, dass sie sich in sozialen Beziehungen unsicher fühlen und die Stabilität eines Objekts als beruhigend empfinden.

Bekannte Fälle ungewöhnlicher Liebe

Einer der bekanntesten Fälle ist Erika Eiffel, die 2007 den Eiffelturm heiratete und sich offiziell „Erika La Tour Eiffel“ nannte. Ihre Liebe zu Bauwerken begann mit einer Faszination für Brücken. Auch die Schwedin Eija-Riitta Berliner-Mauer machte Schlagzeilen, als sie ihre tiefe emotionale Verbindung zur Berliner Mauer öffentlich machte. Sie erklärte, dass ihre Zuneigung zu massiven, stabilen Strukturen seit ihrer Kindheit bestehe. Ein weiterer Fall ist der Amerikaner Edward Smith, der angab, intime Beziehungen zu über 700 Autos gehabt zu haben – besonders zu seinem VW Käfer „Vanilla“.

Behandlungsmöglichkeiten für Betroffene

Nicht alle Objektophilen empfinden ihre Neigung als problematisch. Doch wer darunter leidet oder Schwierigkeiten in zwischenmenschlichen Beziehungen hat, kann sich psychologische Unterstützung suchen. In der Verhaltenstherapie werden oft zugrundeliegende Ängste und Bindungsprobleme analysiert. Ziel ist es, emotionale Bedürfnisse bewusster wahrzunehmen und alternative soziale Bindungen zu fördern. Zudem können tiefenpsychologische Ansätze helfen, frühere Erlebnisse aufzuarbeiten, die zur Fixierung auf Objekte geführt haben. In schweren Fällen können Medikamente gegen Zwangsgedanken oder Ängste eingesetzt werden. Entscheidend ist jedoch, dass eine Therapie individuell abgestimmt wird und nicht darauf abzielt, Gefühle zu „löschen“, sondern neue Umgangsweisen zu entwickeln.

Objektophilie mag ungewöhnlich erscheinen, doch für Betroffene ist sie oft eine tief empfundene Realität. Während Außenstehende dies schwer nachvollziehen können, ist Liebe – ob zu Menschen oder Dingen – eine sehr persönliche Angelegenheit. Solange niemand zu Schaden kommt, bleibt es jedem selbst überlassen, worin er Erfüllung findet.

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