Von: bba
Niedergeschlagenheit, Interessensverlust, Antriebsmangel und eine zutiefst empfundene Hoffnungslosigkeit kennzeichnen das Krankheitsbild Depression, unter dem heutzutage immer mehr Menschen leiden.
Im Laufe ihres Lebens leiden etwa 16 bis 20 Prozent aller Menschen unter einer behandlungswerten depressiven Episode, wobei Frauen weitaus häufiger betroffen sind als Männer. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind weltweit mehr als 322 Millionen Menschen an Depressionen erkrankt. Das statistische Bundesamt gab an, dass in Deutschland jährlich etwa sechs Millionen Erwachsene zwischen 18 und 65 Jahren an einer Depression erkranken. Davon begeben sich mehr als 260.000 Deutsche pro Jahr in eine vollstationäre Behandlung.
Jeder kann im Laufe seines Lebens an einer Depression erkranken, daher ist es wichtig, offen über diese Krankheit zu sprechen und die Bevölkerung über Symptome und Behandlungsmöglichkeiten zu informieren.
Zu den oben genannten Symptomen hinzu kommen meist eine Vielzahl an Ängsten, verminderter Appetit und Schlafstörungen trotz einer unsäglichen Müdigkeit, die von den Betroffenen als lähmend und sehr belastend empfunden wird. Depressive beschreiben ihren Zustand oftmals als ausgebrannt und leer, bis hin zur Gleichgültigkeit gegenüber dem eigenen Leben.
Im Falle eines Verdachts auf Depression ist auf jeden Fall der Hausarzt aufzusuchen und offen über die Beschwerden und das Leiden zu sprechen. Hier gibt es Hilfe, Unterstützung und vor allem Hoffnung.
Eine weniger bekannte Therapie im Falle von Depression ist die sogenannte tiergestützte Therapie: Tiere spenden neuen Lebensmut, bringen Menschen zum Lachen. Sie kommunizieren anders und schaffen in manchen Fällen das, wozu der Mensch nicht immer in der Lage ist. So können sie auch im Falle von Depressionen helfen.
Tiere kritisieren nicht und sind zutraulich – das gilt vor allem für Katzen und Hunde. Weiters werden Patienten durch ihren Therapeuten/ihre Therapeutin an Frauen und Männer erinnert, Sympathien und Assoziationen spielen eine Rolle. Dies ist bei der tiergestützten Therapie nicht der Fall.
Die meisten Menschen haben, der Ärztin Suzanne Blumenthal zufolge, einen positiven Bezug zum Tier und so spricht auch dies für eine tiergestützte Therapie. Menschen fällt es leichter, Vertrauen zu einem Tier aufzubauen, als zu einem Menschen. Bei jeder Therapie geht es jedoch darum, Vertrauen aufzubauen: „Depressive haben oft zu wenig Vertrauen in andere und vor allem auch zu wenig Selbstvertrauen. Vertrauen ist jedoch das Gegenstück zur Angst. Bei den meisten psychischen Störungen, auch bei der Depression, ist deshalb die Angst die stärkste Emotion, die einer Gesundung im Wege steht“, so die Ärztin Suzanne Blumenthal.
Zu Behandlung von Depressionen eignen sich Hunde und Pferde: „Hunde aktivieren. Man muss mit einem Hund raus und laufen gehen, mit ihm spielen, einfache Übungen machen. Die Patienten sind dann auf das Tier fokussiert, sie vergessen zum Beispiel, dass sie Schwindel haben oder müde sind“, so Blumenthal.
Wer sich an einen Therapeuten wendet, der tiergestützte Therapie anbietet, sollte unbedingt darauf achten, dass die Person an einer akkreditierten Ausbildungsinstitution ausgebildet wurde. Es gibt leider auch Scharlatane, so Blumenthal.
Wie funktioniert die Therapie konkret?
Blumenthal zufolge gibt es wöchentlich zwei bis drei je halbstündige Therapiesitzungen: „Man führt die Patienten an das Tier heran, geht mit ihnen spazieren, macht leichte Übungen – je nach Alter und Art des Patienten andere –, lässt sie miteinander spielen. Wir kennen in der Region verschiedene Hundehalter, die uns via Hundeverein vermittelt werden. Bei der tiergestützten Therapie mit Pferden fahren wir zu entsprechenden Pferdestallungen in der Umgebung.“
Die tiergestützte Therapie mit dem Pferd unterscheidet sich in manchen Punkten: „Auch beim Pferd geht es um Kontaktaufnahme und Vertrauensbildung. Es ist ähnlich wie beim Hund, aber beim Pferd kommt das Aufsitzen hinzu. Dadurch gerät der Körper in Schwingung und er entspannt sich. Das ist dann schon eine eigentliche Bewegungstherapie. Mit dem Aufsitzen fängt man natürlich nicht sofort an. Man beginnt mit dem Bürsten und Striegeln des Pferdes, dem Führen am Zaum, mit Übungen, dem Aufsitzen bis hin zum Reiten. Dazu braucht man speziell ruhige und gutmütige Pferde, also keine Rennpferde.“
Eine tiergestützte Therapie ersetzt keine Psychotherapie, ist jedoch eine sehr sinnvolle Unterstützung und einen Versuch Wert.
Tiere im Haushalt können allgemein bei leichten Stimmungsschwankungen oder nach dem Tod einer geliebten Person durchaus helfen.