Von: luk
Bozen – Nicht Science-Fiction, sondern innovativer Pflanzenbau: Der vom Technologieunternehmen FOS entwickelte „Mikrokosmos“ verspricht zahlreiche Anwendungen, bis hin zur Züchtung essbarer Pflanzen im All. In seinem Labor im IDM Gründerzentrum des NOI Techpark tüftelt das Unternehmen aber auch an anderen Einsatzmöglichkeiten: etwa für die Schädlingsbekämpfung in der Südtiroler Landwirtschaft.
Blumen und Kräuter sind gern gesehene Gäste auf unseren Balkonen. Doch Hand aufs Herz: Wer nicht gerade einen grünen Daumen hat, lebt in ständiger Sorge um das Überleben der grünen Mitbewohner. Bis es der „Mikrokosmos zur Pflanzenzüchtung unter kontrollierten biotischen und abiotischen Bedingungen“ auf unsere Balkone schafft, mag es zwar noch dauern, doch inzwischen sorgt der zum Teil in Bozen entwickelte Umweltsimulator für großes Interesse. Die Idee stammt von der Gruppe FOS, einer Tech Company, die im NOI Techpark arbeitet und auf die Integration von Informationstechnologien mit der Land- und Forstwirtschaft spezialisiert ist.
In dem künstlichen Ökosystem, das vom FOS-Team um Giovanni Giannotta entwickelt wurde, können unterschiedliche Pflanzen angebaut werden, von Basilikum über Tomatensträucher bis hin zu Olivenbäumen. „Die Hauptinnovation besteht in der Aufteilung des Systems in zwei unabhängige Kammern: eine für die Wurzeln und eine für den Teil der Pflanze, der an der Luft wächst. So können wir das Wachstum sehr genau überwachen und die Umweltbedingungen in den einzelnen Kammern je nach Bedarf und völlig unabhängig voneinander anpassen“, erklärt der Local Manager von FOS.
Da das Anpassen der Luftbedingungen schwierig und kostspielig sein kann, kommen im System ganz „normale“, unbehandelte Luft und Erde zum Einsatz. Deren Eigenschaften werden allerdings genau überwacht und verändert, um ideale Wachstumsbedingungen zu erzielen. So lassen sich Faktoren wie Temperatur, Feuchtigkeit und Licht bedarfsgerecht regulieren. Die Lichtbedingungen sind bei dem Projekt, das FOS in Zusammenarbeit mit der nationalen Agentur für neue Technologien, Energie und nachhaltige Wirtschaftsentwicklung (ENEA) entwickelt und patentiert hat, besonders bedeutsam. „Die richtigen Lichtbedingungen können das Wachstum einer Pflanze um bis zu 30 Prozent steigern. Der Simulator ist so weit skalierbar, dass nicht nur krautige Pflanzen, sondern auch Holzpflanzen wie kleine Bäume darin Platz finden. Das System kann auch an Orte transportiert werden, die für die Pflanzenzüchtung ungeeignet sind – etwa Flughäfen, U-Bahn-Stationen oder Wüstengebiete, bis hin zum Weltall. Die praktischen Anwendungen sind also für die Wissenschaft wie auch für die Öffentlichkeit von großem Nutzen“, so Giannotta.
Mit einer praktischen Anwendung wird auch in Bozen experimentiert: In seinem Labor im NOI Techpark untersucht FOS neue Technologien, um für die biologische Landwirtschaft im Mikrokosmos Schädlingsbefälle zu simulieren und zu bekämpfen – ein Dauerthema im für Südtirol so wichtigen Agrarsektor. Zudem entwickelt die Firma in Zusammenarbeit mit der Freien Universität Bozen im Rahmen des von der Provinz kofinanzierten Projekts „APFEL“ eine innovative Technologie für die Präzisionslandwirtschaft. Um Schädlinge zu bekämpfen, sollen dabei landwirtschaftliche Flächen ortsgenau und automatisch überwacht und die Gesundheit der Pflanzen ständig kontrolliert werden.
Seit 2016 verfügt das Unternehmen FOS über ein eigenes Labor im IDM Gründerzentrum. Neben 28 Start-ups sind im NOI Techpark auch 24 Technologieunternehmen untergebracht. Bei den sogenannten Tech Companies handelt es sich um Betriebe aus Südtirol und darüber hinaus, die im NOI Techpark einem Forschungs- und Entwicklungsprojekt nachgehen. Durch ihren Standort im Gründerzentrum profitieren sie von hochmodernen Forschungslaboren und zahlreichen anderen Dienstleistungen vor Ort.