Warum klingt meine Stimme auf Aufnahmen so fremd?

Warum hören wir unsere eigene Stimme auf Aufnahmen anders?

Sonntag, 06. April 2025 | 15:04 Uhr

Von: red

Fast jeder kennt das Gefühl: Man hört eine Aufnahme der eigenen Stimme und ist überrascht oder sogar irritiert. Sie klingt fremd, höher oder ungewohnt. Doch warum nehmen wir unsere Stimme anders wahr als andere?

Der Grund liegt in der Art, wie Schall in unser Gehör gelangt. Wenn wir sprechen, hören wir unsere eigene Stimme auf zwei Wegen: Zum einen gelangt der Schall durch die Luft in unser Ohr – so, wie es auch andere Menschen hören. Zum anderen wird der Schall durch die Vibrationen in unseren Schädelknochen geleitet. Diese sogenannte knochenschallgeleitete Wahrnehmung sorgt dafür, dass wir unsere Stimme voller und tiefer wahrnehmen, als sie tatsächlich klingt.

Auf einer Aufnahme hingegen fehlt diese körpereigene Schallübertragung. Das Mikrofon nimmt nur den Luftschall auf, wodurch unsere Stimme oft höher und dünner klingt, als wir sie gewohnt sind. Das führt zu dem befremdlichen Effekt, dass viele Menschen ihre eigene Stimme auf Aufnahmen nicht mögen.

Dieses Phänomen hat auch einen psychologischen Effekt: Unsere Stimme ist ein wichtiger Bestandteil unserer Identität, weswegen es unangenehm ist, sie anders zu hören als erwartet oder als wie wir sie kennen. Das Gehirn ist an die gewohnte Wahrnehmung angepasst und empfindet die fremde Klangfarbe zunächst als unpassend.

Mit der Zeit gewöhnen sich viele Menschen an ihre „echte“ Stimme auf Aufnahmen und empfinden irgendwann nicht mehr den Unterschied. Sänger, Schauspieler oder Podcaster erleben diesen Effekt oft zu Beginn ihrer Karriere, entwickeln aber mit der Zeit ein neutrales oder sogar positives Verhältnis zu ihrer aufgenommenen Stimme.

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