Stress verändert unser Gedächtnis

Warum negative Erinnerungen so stark sind

Sonntag, 02. Februar 2025 | 14:00 Uhr

Von: red

Wie unser Gehirn mit Erinnerungen an unangenehme, schlechte oder gar traumatische Erlebnisse umgeht, hängt unmittelbar mit dem empfundenen Stresslevel zusammen. Neue Forschungsergebnisse dazu könnten eine echte Chance für Menschen mit posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) sein.

Auslöser, Trigger und Verstärkung

Viele von euch können sich nur zu gut an unangenehme Situationen erinnern. Beispielsweise dieser eine, wichtige Vortrag, damals in der Uni. Obwohl ihr gut vorbereitet ward, habt ihr euch total verhaspelt, der ganze Hörsaal hat gekichert und auch der Prof hat milde gelächelt. Eine Erinnerung die definitiv mit Stress verbunden ist. Was nun passieren kann, ist, dass euer Gehirn beim nächsten Vortrag den aktuellen, eigentlich sehr milden Stress mit dem vorherigen verknüpft und die fiese Erinnerung aufruft. Stress, der an eine Erinnerung gebunden ist, kann sich über den Auslöser hinaus ausbreiten, bis schließlich sogar harmlose Situationen angstbesetzt sind. Allein die Vorstellung, vor anderen Menschen zu reden, löst dann bereits Angstschweiß aus. Das wird aversive Gedächtnisgeneralisierung genannt. Diesen Mechanismen hat eine kanadische Forschungsgruppe nun genauer untersucht.

Woher kommt die Verknüpfung

Schuld sind bestimmte Neurotransmitter, sogenannte Endocannabinoide. Diese verbessern die Gedächtnisbildung und helfen, Erfahrungen mit Verhaltensweisen zu verknüpfen. Werden jedoch zu viele freigesetzt, so kommt es zu übermäßigen Angsterinnerungen. „Menschen mit PTBS reagieren in sicheren Situationen oder Umgebungen ängstlich. Wir haben einen Weg gefunden, diese ängstliche Reaktion auf bestimmte Situationen zu begrenzen und möglicherweise die schädlichen Auswirkungen von PTBS zu verringern. Indem wir die Endocannabinoid-Rezeptoren an spezifischen Interneuronen blockieren, könnten wir eines der bedeutendsten Symptome von PTBS vermeiden,“ erklärt Dr. Sheena Josselyn vom Hospital for Sick Children (SickKids) in Toronto.

Die Studie

Für die jüngst im Fachmagazin „Cell“ veröffentlichte Studie wurden Versuchspersonen einem akuten, aber ungefährlichen Stress ausgesetzt, um eine unspezifische Angsterinnerung zu erzeugen. Diese Erinnerung konnte durch nicht damit zusammenhängende, an sich sichere Situationen ausgelöst werden – ähnlich wie bei PTBS. Diese Erinnerungen waren mit einer stark erhöhten Freisetzung besagter Neurotransmitter verbunden. Dem Forschungsteam ist es nun gelungen, die entsprechenden Rezeptoren auf den Nervenzellen zu blockieren und so die aversive Gedächtnisgeneralisierung zu reduzieren. Das heißt, ihr könntet dann wieder frisch, fromm, fröhlich und beinahe frei jeglicher Angst vor Publikum auftreten.

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