Von: luk
Bozen – Schätzungsweise zwei Prozent der Gesamtbevölkerung, aber zehn bis 17 Prozent des medizinischen Personals reagieren allergisch auf Naturlatex. Dieses Material wird aus dem milchigen Saft des Kautschukbaums (Hevea brasiliensis) gewonnen. Daraus entsteht Naturkautschuk, aus diesem wird durch den Prozess der Vulkanisation Gummi (= Latex, Naturlatex) hergestellt. „Latex ist in Tausenden von Gegenständen enthalten“, so Silke Raffeiner, Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Südtirol, „für Betroffene ist es sehr schwierig, den Kontakt vollständig zu vermeiden.“ So kommt Latex unter anderem in Pflastern, Einweg- und Putzhandschuhen, medizinischen Produkten (z.B. Katheter), Schnullern, Textilien (z.B. im Bündchen von Socken, Unterwäsche), Luftballons, Autoreifen und Matratzen vor.
Die Allergie vom Soforttyp wird durch mehrere Proteine im Naturlatex hervorgerufen. Neben dem direkten Kontakt durch Berührung sind auch winzige Latex-Abriebpartikel in der Luft allergieauslösend. Bereits Minuten nach dem Kontakt tritt eine allergische Reaktion auf. Es kommt zu Hautausschlag mit Quaddelbildung (Urtikaria), Reizhusten, geschwollenen Lippen, Atemnot oder allergischem Schnupfen, im Extremfall auch zu Kreislaufproblemen bis hin zum lebensgefährlichen anaphylaktischen Schock. Daneben gibt es noch eine Allergie vom Spättyp: Zusatzstoffe, die dem Naturlatex zugegeben werden, lösen nach mehreren Stunden oder Tagen Ekzeme und Juckreiz aus. 30 bis 40 Prozent der Betroffenen entwickeln eine Kreuzallergie und reagieren neben Naturlatex auch auf Banane und andere überwiegend exotische Früchte, auf einige Nüsse, Kartoffeln, Buchweizen, Tomaten, Paprika und Sellerie.
Personen mit einer Latexallergie müssen ihr Leben lang den Kontakt mit naturlatexhaltigen Gegenständen meiden, bei einer Kreuzallergie zusätzlich jene Lebensmittel, die Reaktionen auslösen. Wo möglich, sollten sie Produkte mit Naturlatex durch solche ohne Latex oder aus synthetischem Latex (aus Erdölprodukten) ersetzen. Es wird empfohlen, Lebensmittel immer gründlich abzuwaschen. Vor jeder ärztlichen Behandlung (z.B. Zahnbehandlung, Operation) muss auf eine bestehende Latexallergie hingewiesen werden. Zur Behandlung der akuten Symptome stehen antiallergische Medikamente oder Kortisonpräparate zur Verfügung, diese sollten Betroffene immer als „Notfall-Set“ mitführen.