Von: mk
Bozen/Wien – Die Weihnachtsbäume für den Rathausplatz in Wien kommen seit 1959 jedes Jahr aus einem anderen Bundesland. Seit 1989 macht auch Südtirol mit – quasi als „zehntes Bundesland“ – und hat heuer eine Fichte geliefert. Während sich Landeshauptmann Arno Kompatscher darüber freut, laufen Umweltschützer Sturm.
„Der Baum ist auch ein Zeichen unserer Verbundenheit mit Wien und Österreich“, wird Kompatscher von der Kronen Zeitung zitiert. Anders sieht das Italiens größter Umweltverband „Ambiente e Salute“. Die stolze Fichte ist 115 Jahre alt, stand unschuldig im Naturpark Fanes-Sennes-Prags und überlebte zwei Weltkriege – bis die Motorsäge durchratterte.
„Es ist nicht zu akzeptieren, dass das Land Südtirol ein natürliches Leben und ein Symbol für Beständigkeit so brutal beendet“, wettert Verbandspräsident Argante Brancalion. Wie könne man so einen schönen Baum ermorden und auch noch nach Wien schicken, wo er dann verbrannt werde, fragen die Umweltschützer.
Viele Italiener pflichten Brancalion bei: Sollen doch die Österreicher ihren eigenen Baum umsäbeln, hieß es. Kritisch wird auch der Transport von Südtirol nach Wien über den Brenner beäugt, der immerhin 44.000 Euro gekostet haben soll.
Ein kurioses Detail am Rande: Streng genommen ist die Fichte eigentlich Österreicherin. Als sie im Jahr 1908 den Erdboden durchstoßen hat, war Südtirol noch ein Teil Österreichs. Erst 1919 erfolgte der Anschluss an Italien durch die Siegermächte.