Von: luk
Bozen – Anlässlich des Weltumwelttages der Vereinten Nationen kürten das Biologische Landeslabor und EURAC-Research “Südtirols Gewässertyp des Jahres”.
Zum Welttag der Umwelt weist das Biologische Labor der Landesagentur für Umwelt gemeinsam mit EURAC-Research zum vierten Mal den “Gewässertyp des Jahres” aus. 2017 erhielten „die tiefen Seen im Kalkeinzugsgebiet“ dieses Prädikat. „Mit dieser Auszeichnung soll auf die besondere ökologische Bedeutung dieses Ökosystemtyps hingewiesen werden“, erklärte die Direktorin des biologischen Landeslabors, Alberta Stenico, die Entscheidung.
Größere Seen und Flüsse werden aufgrund der EU-Wasserrahmenrichtlinie und des italienischen Dekrets 131 von 2008 in verschiedene Gewässertypen unterteilt. Dazu gehören auch die tiefen Seen des Alpenbogens im Kalkgebiet. Sie befinden sich auf einer Höhe zwischen 800 und 2000 Meter, sind über 15 Meter tief und liegen auf kalkhaltigem Substrat. „In Südtirol gibt es nur zwei Vertreter dieses Typs: den Pragser Wildsee und den Welsberger Stausee“, sagte Umweltlandesrat Richard Theiner, der anlässlich des Internationalen Tages der Umwelt daran erinnert, „dass Seen wie der Pragser Wildsee nicht nur als touristische Werbeträger eine besondere Bedeutung haben – sie sind auch ein wichtiger Teil eines gesamten Ökosystems.“
Tiefe Seen sind meist im Winter und im Sommer thermisch geschichtet: Die Wassertemperatur liegt in der Tiefe konstant bei 4 Grad Celsius, wo auch die schweren Wassermassen liegen, während sich an der Oberfläche die leichteren Schichten befinden. Im Frühjahr kommt es aufgrund der Erwärmung und im Herbst aufgrund der Abkühlung an der Oberfläche zu einer Umschichtung der Wassermassen. Das wiederum regt die Zirkulation der Nährstoffe und des gelösten Sauerstoffs an.
Seen im Kalkeinzugsgebiet verfügen über eine gute Säurepufferkapazität. Sie können saure Einträge wie zum Beispiel sauren Regen ohne große pH-Wert-Änderungen abfangen. Tiefe kalkreiche Bergseen wie der Pragser Wildsee sind arm an Nährstoffen und beherbergen daher Organismen, die oligotrophe (nährstoffarme) Verhältnisse bevorzugen. „Ein Vertreter, der häufig in kalten Gewässern mit ausreichendem Sauerstoffgehalt vorkommt, ist die Zuckmückenlarve (Prodiamesa olivacea)“, erklärt Direktorin Stenico. „Auch die Kieselalgen, die im Pragser Wildsee leben, weisen auf nährstoffarme Verhältnisse hin. Ein Beispiel dafür ist Epithemia goeppertiana.“