Rückzugsort statt Zierrasen

Wie Gärten zum Überlebensraum für Wildtiere werden können

Samstag, 19. April 2025 | 14:27 Uhr

Von: Ivd

Bozen/Wien – Mit dem Frühling erwacht nicht nur die Pflanzenwelt zum Leben. Igel, Vögel, Insekten und viele andere Wildtiere verlassen ihre Winterquartiere und begeben sich auf Nahrungssuche. Gerade in Siedlungsgebieten stoßen sie dabei jedoch auf versiegelte Böden, kahle Rasenflächen und sterile Steinbeete. Der Österreichische Tierschutzverein ruft deshalb zum Umdenken auf: Gärten sollten wieder Lebensräume werden – vielfältig, naturnah und tierfreundlich.

„Ein gepflegter Garten bedeutet für Wildtiere oft eine lebensfeindliche Umgebung“, warnt Alfred Kofler, Leiter der Tierpflege am Assisi-Hof in Stockerau. Für Tiere wie den Igel, der nach dem langen Winterschlaf erschöpft und dehydriert aus seinem Versteck kriecht, könne ein naturbelassener Garten zur Überlebenshilfe werden.

Wasser statt Milch – Hilfe für Igel in Not

Besonders jetzt im Frühling sei schnelle Hilfe gefragt, erklärt Kofler: „Die Igel haben nach dem Aufwachen zunächst vor allem großen Durst. Eine flache Schale mit frischem Wasser im Garten ist eine einfache und wirksame Hilfe.“ Wichtig sei allerdings, keine Milch anzubieten – sie könne bei Igeln zu Durchfall führen.

Auch bei der Fütterung gelte Vorsicht: Igel sind Insektenfresser und brauchen eiweißreiche Kost. Katzenfutter mit hohem Fleischanteil eigne sich besser als Obst, Gemüse oder Hundefutter.

Sieben Schritte zum tierfreundlichen Garten

Mit einfachen Mitteln lasse sich aus fast jedem Garten ein Rückzugsort für Wildtiere schaffen. Alfred Kofler empfiehlt:

Laubhaufen und Totholz als Unterschlupf und Nahrungsquelle für Igel und Insekten.

Ungiftige Pflanzen und Wildblumen, um Bienen und Schmetterlingen Nahrung zu bieten.

Wasserstellen für trockene Tage – nicht nur für Igel lebensrettend.

Verzicht auf Gifte, Dünger und Mähroboter, die gerade für nachtaktive Tiere gefährlich sein können.

Blühpflanzen vom Frühling bis Herbst, damit stets Nahrung vorhanden ist.

Nistkästen und Insektenhotels, die Vögeln und Fledermäusen beim Brüten helfen.

Offene Gartenzugänge, etwa durch Hecken statt Zäune, damit Tiere den Garten erreichen und wieder verlassen können.

Ein Garten voller Leben – für Mensch und Tier

„Ein tierfreundlicher Garten schützt nicht nur die Tiere – er bereichert auch unser eigenes Leben“, betont der Tierschutzverein. Wer statt steril gepflegtem Zierrasen auf Vielfalt, Lebensräume und Rückzugsorte setzt, werde mit summenden Bienen, flatternden Schmetterlingen und dem abendlichen Rascheln eines Igels belohnt.

Bezirk: Bozen

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