Von: mk
Bozen – Eine ausgewogene, gesunde Ernährung soll den individuellen Energie- und Nährstoffbedarf decken und dadurch kurzfristige Mangelerscheinungen verhindern. Sie soll darüber hinaus ein gewisses Maß an Abwechslung und Lebensmittelvielfalt aufweisen und vor ernährungsbedingten Erkrankungen schützen. Doch weltweit können sich Schätzungen zufolge über drei Milliarden Menschen eine gesunde Ernährung, die den gängigen Ernährungsempfehlungen entsprechen würde, nicht leisten. Sie ernähren sich zu einseitig. Darauf weist die Verbraucherzentrale Südtirol (VZS) hin.
0,79 PPP-US-Dollar1 sind im globalen Mittel erforderlich, um den Tages-Energiebedarf einer Person mit den in den einzelnen Weltregionen jeweils kostengünstigsten stärkehaltigen Grundnahrungsmitteln zu decken. Die Person wird dadurch zwar satt, ist also nicht unterernährt, entwickelt auf Dauer aber einen Nährstoffmangel, beispielsweise an Proteinen, Vitaminen und Mineralstoffen. Fast fünf Mal so viel kostet die kostengünstigste Form einer gesunden Ernährung entsprechend den Ernährungsempfehlungen. Je nach Weltregion wird dafür ein Betrag zwischen 3,27 und 4,57 PPP-US-Dollar pro Person und Tag benötigt. Der ermittelte globale Medianwert (50 Prozent der Werte liegen unterhalb des Medians und 50 Prozent der Werte liegen oberhalb davon) liegt bei 3,75 PPP-US-Dollar pro Person und Tag.
Damit übersteigen die Kosten für eine gesunde Ernährung bei Weitem die von der Weltbank festgelegte absolute Armutsgrenze von 1,90 PPP-US-Dollar pro Person und Tag. Die ermittelten Kosten für eine gesunde Ernährung sind auch höher als die tatsächlichen Ausgaben für Nahrungsmittel in den meisten Ländern des Globalen Südens. Laut FAO können sich weltweit rund 43 Prozent der Menschen eine gesunde Ernährung nicht leisten. Bezogen auf Afrika, sind es sogar 80 Prozent der dort lebenden Menschen, in Asien rund 47 Prozent und in Lateinamerika und der Karibik 18 Prozent. In Nordamerika und Europa ist der Anteil der Menschen, die sich eine gesunde Ernährung nicht leisten können, mit 1,7 Prozent vergleichsweise niedrig, dennoch sind auch in den reichen Ländern Menschen von Ernährungsarmut betroffen (Quelle aller Daten in diesem Artikel: FAO 2020).
Die Einheit PPP-US-Dollar (PPP = Purchasing Power Parity, Kaufkraftparität) berücksichtigt die unterschiedliche Kaufkraft in den einzelnen Ländern. Nationale Währungen werden anhand von Umrechnungskursen in PPP-US-Dollar umgerechnet. Die Kaufkraft von 1 PPP-US-Dollar ist damit in allen Ländern gleich.
Dr. Lucio Lucchin, der Initiator des Projekts „RI-NUTRI“ und vormals Primar des Dienstes für Diätetik und klinische Ernährung im Krankenhaus Bozen, unterstreicht: „Es ist dringend notwendig, die globalen Ernährungssysteme zu überdenken. Deshalb macht das Projekt RI-NUTRI auf diese Probleme und Themen aufmerksam.“ Und Silke Raffeiner, die Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Südtirol, ergänzt: „Weniger abgepackte Getränke und dafür mehr Leitungswasser, weniger Fleisch, Süßwaren, Fertiggerichte und alkoholische Getränke – das macht die Ernährung insgesamt gesünder und schont zugleich die Geldbörse.“
Eine Übersicht über die aktuellen Veranstaltungen im Rahmen des Projekts RI-NUTRI (Vorträge in italienischer Sprache) ist auf der Internetseite https://www.upad.it/ri-nutri/ zu finden.