Von: mk
Bozen – „Die Erfahrungen aus über einem Jahr Corona-Krise zeigen, welch großen Wert die Arbeit für den Menschen hat – in jeglicher Hinsicht, materiell und psychisch“, unterstreicht Kevin Gruber, Vorsitzender der Jugend des Autonomen Südtiroler Gewerkschaftsbundes (ASGB), anlässlich des Ersten Mai. Der Vorsitzende der Südtiroler HochschülerInnenschaft (sh.asus), Matthias von Wenzl, stimmt dem zu und ergänzt: „Der rhetorischen Anerkennung für Arbeit, die zu lange geringgeschätzt wurde, müssen Taten folgen – im Rahmen besserer Arbeitsbedingungen. Zugleich wissen wir alle den Wert ehrenamtlicher Arbeit noch besser zu schätzen als vor Corona.“
Junge Menschen leiden auch materiell unter der Krise
Über die seelischen Probleme, mit denen junge Menschen infolge der Pandemie verstärkt zu kämpfen haben, werde zwar diskutiert, doch auch die sozioökonomischen Folgen der Krise würden junge Menschen überdurchschnittlich hart treffen. Das hänge damit zusammen, dass wenig neue Anstellungen erfolgen, die Umstände eigenständige unternehmerische Initiativen kaum begünstigen und viele Nebenjobs weggefallen sind. In Hinblick auf junge Arbeitnehmer erklärt der Vorsitzende der ASGB-Jugend Gruber: „Erstens ist es natürlich schwerer einen geeigneten Arbeitsplatz zu finden, und zweitens leidet auch die Aus- bzw. Weiterbildung unter den aktuellen Restriktionen. Zudem befürchte ich, dass mit dem Auslaufen des Kündigungsschutzes mit einer Entlassungswelle zu rechnen ist, die überproportional viele junge Arbeitskräfte treffen wird. Auch das Sammeln erster Arbeitserfahrungen durch Ferialpraktika ist für viele junge Erwachsene nicht möglich, einfach, weil viele Betriebe keine Arbeit bzw. ausreichend Ressourcen für eine befristete Anstellung haben. Deshalb appelliere ich an jene Unternehmen, die von der Krise nicht so stark betroffen sind, über die Sommermonate möglichst viele Praktikumstellen auszuschreiben.“
Hilfe für werktätige Studierende nötig
Laut ASGB-Jugend-Chef Gruber seien auch die jüngst kommunizierten Kürzungen bei den Geldleistungen für Leihbücher in der ersten und zweiten Oberschulstufe und die Aussetzung des Bücherschecks für das Schuljahr 2021/22 nicht förderlich für das Vertrauen der Jugendlichen in die Politik und würden laut Gruber sozial ohnehin schwache Familien treffen. Matthias von Wenzl, Vorsitzender der sh.asus, weist auf zunehmende finanzielle Sorgen bei vielen Studierenden hin: „Einerseits verfügen die Familien häufig nicht mehr über großen finanziellen Spielraum und tun sich immer schwerer damit, ihren Kindern das Studium zu finanzieren. Andererseits bleiben die klassischen Studentenjobs z.B. in der Gastronomie vielfach aus und auch Ferialjobs sind zumeist weggefallen.“ Das treffe besonders jene Studierende, die sich ganz oder weitgehend selbst finanzieren, hart. Die sh.asus mache sich deshalb für eine öffentliche Unterstützung für werktätige Studierende stark, habe diesbezüglich konkrete Forderungen gestellt und sei mit Landesrat Philipp Achammer im ständigen Austausch, was deren Umsetzung angeht.
„Politik ist gefordert, mutig und kreativ nach vorn zu schauen!“
Die junge Generation werde mit einem schweren Erbe umgehen müssen: ob Klimakrise, Zuspitzung der globalen Konflikte und die wachsende soziale Spaltung in der westlichen Welt. Umso wichtiger sei es, so die beiden Organisationen, dass die Politik heute nach vorn blickt und mutige, zukunftsweisende Entscheidungen trifft. Insbesondere der zügellose Standortwettbewerb, die faktische Steuerfreiheit für multinationale Konzerne und eine ausschließlich von privaten Interessen gesteuerte technologische Entwicklung seien gefährliche Phänomene, denen Einhalt geboten werden müsse – auf allen Ebenen, besonders aber auf europäischer. „Die demokratisch legitimierte Politik muss gestalterisch in die Wirtschaft eingreifen, indem sie regionale und mittlere Unternehmen vor der Übermacht der Monopole schützt und eine nachhaltige Entwicklung zum Wohle der Mehrheit garantiert“, so Julian Nikolaus Rensi, Vizevorsitzender der sh.asus. Die Ideologie der ungeregelten Globalisierung sei gescheitert und es brauche neue wirtschafts- und arbeitsmarktpolitische Paradigmen, so Rensi, die endlich wieder die Idee der sozialen Gerechtigkeit in den Mittelpunkt stellen.
Durch Recovery Fund Generationengerechtigkeit stärken!
Diesbezüglich hoffen Gruber und von Wenzl, dass „der Recovery Fund die in ihn gesetzten Erwartungen zumindest teilweise erfüllen und dazu beitragen wird, das Übel der Jugendarbeitslosigkeit in Italien zu beheben“. Die Schaffung von sicheren und „grünen“ Arbeitsplätzen für jetzige und künftige Arbeitnehmer sei schließlich erklärtes Ziel des gewaltigen Konjunkturpakets. Eine ökologische Transformation der Wirtschaft, die bestehende Arbeitsplätze nicht bloß abschafft, sondern durch nachhaltigere ersetzt – das liege im Interesse der Jugend, so sh.asus und ASGB-Jugend abschließend.