Von: luk
Bozen – Zwei Signale sendet die Koalition der europäischen Agrarregionen – “Coalition of Agriregions” – mit ihrem Manifest an die EU: Erstens soll die Gemeinsame EU-Agrarpolitik (GAP) gerecht und nachhaltig sein, zweitens wehren sie sich gegen die Zentralisierungsgefahr, den Handlungsspielraum der Regionen bei der konkreten Ausgestaltung ihrer Agrarpolitik wesentlich einzuschränken.
Gerecht, nachhaltig und autonom
14 Regionen aus verschiedenen EU-Ländern sind Mitglied dieses Bündnisses, das sich anlässlich der internationalen Zuchtmesse SPACE in den vergangenen Tagen im französischen Rennes getroffen hat und sich für mehr Autonomie der Agrarregionen einsetzt. Auch das Land Südtirol gehört dazu. Die Koalition sieht im derzeitigen Legislativvorschlag zur künftigen GAP eine Gefahr für die Autonomie der europäischen Regionen. So sieht die vom scheidenden EU-Agrarkommissar Phil Hogan vorgeschlagene Agrarreform unter anderem eine starke Verlagerung der Kompetenzen von den Regionen auf die Mitgliedsstaaten vor: Diese würden demnach die strategischen Programme für die ländliche Entwicklung vorgeben. Damit bliebe den Regionen deutlich weniger Spielraum. Auch Südtirol müsste sich an die italienischen Vorgaben halten, anstatt sein eigenes Programm erarbeiten und direkt in Brüssel zur Genehmigung vorlegen zu können.
Das “Manifest für eine gerechte und nachhaltige Gemeinsame Agrarpolitik” wird nun dem designierten EU-Agrarkommissar Janusz Wojciechowski für die Diskussion über die neue GAP übermittelt. Erreichen möchte Agriregions damit auch eine stärkere, zielstrebige, vereinfachte GAP, die die landwirtschaftlichen Besonderheiten der einzelnen Regionen berücksichtigt. Zukünftig werden auch weitere Themen im Bereich Landwirtschaft über das Netzwerk vertieft und diskutiert.
Schuler: “Südtiroler Bauern-Bedürfnisse berücksichtigen.”
Landesrat Arnold Schuler – beim Treffen vertreten durch Abteilungsdirektor Martin Pazeller – freut sich über das Manifest: “Die zukünftige GAP soll die besonderen Bedürfnisse der Südtiroler Bäuerinnen und Bauern berücksichtigen. Die europäischen Agrarregionen haben sich in ein Netzwerk zusammengeschlossen, um in Brüssel gemeinsam am selben Strang zu ziehen.”
Was die Agriregions eint
Die Coalition of Agriregions setzt sich aus 14 Regionen in insgesamt sechs verschiedenen EU-Mitgliedsstaaten zusammen. Es eint sie die Eigenschaft, dass bei ihnen die Landwirtschaft in den Kompetenzbereich der Region fällt und dass sie mit der “Renationalisierung” der GAP nicht einverstanden sind. Neben Südtirol sind dies: Emilia Romagna und Toskana (Italien); Azoren (Portugal); Andalusien, Extremadura sowie Kastilien und León (Spanien); Bretagne, Auvergne-Rhône-Alpen, Nouvelle-Aquitaine, Pays de la Loire (Frankreich); Baden-Württemberg und Bayern (Deutschland) sowie Wielkopolska (Polen). Das Netzwerk will massiv in Brüssel intervenieren, um die Autonomie der Regionen zu stärken und zu verteidigen.