Von: luk
Unterrain – Von der Rebe bis ins Glas alles aus einer Hand: Es war und ist dieses Motto, das die Vereinigung „Freie Weinbauern Südtirol“ trägt. Am Freitag hat der Zusammenschluss der Individualisten unter den Südtiroler Winzern am Bergmannhof in Unterrain sein 25-jähriges Bestehen gefeiert und dabei auf Herausforderungen und Erfolge zurückgeblickt.
Über Jahrhunderte war es in Südtirol gang und gäbe, dass Weinbauern ihre Trauben selbst einkellern und ihren Wein an den Konsumenten bringen. Das änderte sich mit dem Aufkommen der „Weinherren“ im 16. Jahrhundert, die als Weinproduzenten und -händler den Bauern die Trauben abnahmen und selbst für die Weinbereitung und -vermarktung sorgten. Die Weinherren wurden nach und nach von den großen Weinhändler-Familien abgelöst, die Ende des 19. Jahrhunderts wiederum weitgehend von den Genossenschaften verdrängt wurden. Im 20. Jahrhundert waren selbst einkellernde und vermarktende Weinbauern in Südtirol zur Seltenheit geworden.
Gründung am 5. Mai 1999
Das ändert sich erst in den 1990er-Jahren, als in Südtirols Weinwelt das bis dahin herrschende Paradigma „Masse statt Klasse“ ins Gegenteil verkehrt wird. Damals sind es zwölf Weinbauern, die sich zusammenschließen, um ihre selbst und nachhaltig erzeugten Weine direkt zu vermarkten und sich – abseits der damals großen Akteure der Weinwirtschaft – auf den Märkten zu etablieren. Am 5. Mai 1999 gründen sie die Vereinigung „Freie Weinbauern Südtirol“.
Der Stein, den die Gründer Franz von Pfeil, Martin Aurich, Peter Dipoli, Alois Ochsenreiter, Heinrich Plattner, Peter Pliger, Georg Ramoser, Michael Goëss-Enzenberg, Christian Giovanelli-Dürfeld, Andreas Nicolussi-Leck, Heinrich Rottensteiner und Josephus Mayr ins Rollen bringen, nimmt schnell Fahrt auf. Schon im Jahr nach der Gründung haben die Freien Weinbauern mehr als 50 Mitglieder, heute sind es bereits über hundert.
Erfolg trotz anfänglicher Skepsis
Trotzdem ist die Skepsis, die der Vereinigung anfangs entgegenschlägt, groß. Den „Musterabfüllern mit ihren paar Flaschen“ wird keine große Zukunft prophezeit, man glaubt nicht, dass sie sich auf den hart umkämpften Weinmärkten halten können. 25 Jahre nachher kann man sagen: Der Erfolg gibt den Freien Weinbauern recht.
Ihre Philosophie, von der Rebe bis ins Glas alles selbst in der Hand zu behalten, etabliert sich – nicht trotz, sondern wegen der Individualität der Produzenten. „Wir repräsentieren über hundert verschiedene Familienbetriebe und ebenso viele Charaktere, die alle hochwertige, authentische Weine produzieren und eine jeweils ganz eigene, unverwechselbare Handschrift haben“, sagt Magdalena Pratzner, Präsidentin der Freien Weinbauern. „Wir leben von dieser Diversität und lernen dadurch auch voneinander.“
Alle Stile, alle Landesteile
Die Palette der Mitgliedsbetriebe ist heute eine breite: Traditionelle Weingüter und historische Erbhöfe sind ebenso unter den Freien Weinbauern wie neue und junge Betriebe. Die Ansätze in Weinberg und Keller sind vielfältig und eine große Zahl der Freien Weinbauern bewirtschaftet ihre Weinberge biologisch oder biodynamisch. Auch geografisch deckt man alle Weinregionen Südtirols ab und vereint heute rund sieben Prozent der Südtiroler Rebfläche auf sich. Tief verwurzelt ist zudem das Generationendenken: Jede Generation ist Eigentümer auf Zeit, die nächste Generation muss demnach ein intaktes Umfeld vorfinden. Und auch das Zusammenarbeiten am Hof muss gelingen, unterschiedliche Sichtweisen, innovative Ideen und jahrzehntealte Erfahrungen müssen auf einen Nenner gebracht werden.
Als wichtigstes Schaufenster der Freien Weinbauern Südtirol hat sich in den 25 Jahren des Bestehens der Vereinigung die Vinea Tirolensis etabliert, die im Rahmen der Messe „Hotel“ in Bozen organisiert wird. Sie bietet den Winzern die Möglichkeit, gemeinsam ihre Weine zu präsentieren, sich auszutauschen und Kontakte zu Gastronomen und Hoteliers zu knüpfen. Allein im Vorjahr konnten auf der Vinea Tirolensis nicht weniger als 850 Besucherinnen und Besucher begrüßt werden.
Die Präsidenten der Freien Weinbauern Südtirol
● Franz von Pfeil, Kränzelhof (1999 – 2005)
● Josephus Mayr, Weingut Erbhof Unterganzner (2005 – 2011)
● Michael Goëss-Enzenberg, Weingut Manincor (2011 – 2017)
● Hannes Baumgartner, Weingut Strasserhof (2017 – 2023)
● Magdalena Pratzner, Weingut Falkenstein (seit 2023)
Die Direktoren der Freien Weinbauern Südtirol
● Christian Rottensteiner
● Peter Robatscher