Südtiroler HochschülerInnenschaf nimmt Stellung zu Ausschreibung

“600 Euro für ein Wohnheimzimmer sind einfach viel zu viel”

Dienstag, 31. Oktober 2023 | 17:45 Uhr

Von: luk

Bozen – Vor kurzem wurde eine Ausschreibung der Gemeinde Bozen für die Errichtung von Studierendenwohnheimen im Gewerbegebiet veröffentlicht. Hintergrund dieser Ausschreibung ist eine Musterverordnung, welche im Juni von der Landesregierung verabschiedet wurde. Diese sieht vor, dass Studierendenwohnheime, welche – nach entsprechender Ausschreibung der Gemeinde – in Gewerbegebieten errichtet werden, für 20 Jahre an ihre Funktion als Studierendenunterkunft gebunden sein müssen.

Die Südtiroler HochschülerInnenschaft (sh.asus) wertete diese zunächst als positives Zeichen von Seiten der Landesregierung, um der Unterkunftsnot der Studierenden entgegenzuwirken. „Gleichzeitig haben wir schon damals darauf aufmerksam gemacht, dass es unbedingt eines effektiven Preisdeckels und somit niedrigen Preisen bei den Zimmern dieser neuen Wohnheime bedarf“, so SH-Vorsitzende Ariane Benedikter. Ansonsten verfehle man den Zweck. “Gerade jetzt, da man die Ansiedlung der Ingenieur-Fakultät im NOI-Techpark sowie die neue Medizin-Fakultät plant, muss der aktuellen Wohnungsnot unbedingt entgegengewirkt werden.” Immer wieder betonte die sh.asus, auch im Gespräch mit Vertretern der Politik, die Notwendigkeit eines runden Tisches, um gemeinsam die Wohnpolitik gestalten zu können und die unterschiedlichen Standpunkte miteinzubeziehen (der Studierenden, der Universitäten, der Landespolitik, der betroffen Gemeinden, aber auch die Positionen der Wohnungseigentümer).

Die aktuelle Ausschreibung

Umso überraschter war die SH, dass es diesen geforderten Preisdeckel nun gibt – und dass dieser satte 600 Euro hoch ist. Die Stadtgemeinde Bozen hat Anfang Oktober eine Ausschreibung für ein Studierendenheim in der Industriezone gemacht – mit einem Preisdeckel von ebengenannten 600 Euro – vorbehaltener ASTAT-Inflationsanpassungen. Diese könnten den Preis in den nächsten Jahren sogar noch um einiges in die Höhe treiben. “Dabei war im Sommer von Seiten der Gemeinde noch von einem Preisdeckel von 500 Euro die Rede. Auch, wenn dieser Preis eine Obergrenze für ein Zimmer im Studierendenwohnheim darstellt, ist diese viel zu hoch gesetzt. Unabhängig davon, dass sich die Frage stellt, wie in so kurzer Zeit aus 500 Euro 600 Euro wurden, ist die Preisgrenze schlicht und einfach viel zu hoch angesetzt“, betont der Vize-Vorsitzende der sh.asus, Alexander von Walther. „600 Euro für ein Zimmer in einem Studierendenwohnheim ist für den Großteil der Studierenden schlicht nicht zu stemmen in Zeiten, in denen sowieso alles teurer wird“, fügt Magdalena Scherer, Vorstandsmitglied der lokalen Sektion sh.asus Bozen-Brixen-Bruneck (sh.asus bbb) hinzu.

Die Verantwortung für leistbaren Wohnraum für Studierende jetzt an Gemeinde und Private abzugeben, sei für die Südtiroler HochschülerInnenschaft kein zufriedenstellendes Resultat der Verhandlungen der letzten Monate. “Wenn diese Ausschreibung nun von 600 Euro als Preisdeckel spricht, sollte man sich dessen bewusst sein, dass dieser Preis letzten Endes nicht nur auf den Studierenden lasten darf, sondern dass es eines (großen) Zuschusses seitens der Provinz bedarf. Schon 500 Euro haben wir im Vergleich zu den WG-Zimmerpreisen und den bestehenden, von der Provinz konventionierten Heimzimmern als zu hoch eingeschätzt – es darf nicht sein, dass mit studentischem Wohnraum Spekulation betrieben wird“, so die sh.asus.

“Sh.asus wird sich weiterhin mit aller Kraft für leistbaren Wohnraum einsetzen”

Überaus positiv bewertet die sh.asus hingegen den letztens stattgefundenen Ankauf des ehemaligen INPS-Gebäudes am Siegesplatz vonseiten der Provinz. „Bestehende Gebäude in so einer zentralen Lage eignen sich hervorragend für Unterkünfte für Studierende und sind zudem mit schnellen Umbauarbeiten einsatzfähig, damit auch eine zeitnahe Lösung in Sicht ist“, betont dabei Luca Pini, Vorsitzender der SH-Sektion Bozen-Brixen-Bruneck (sh.asus bbb). “Es sollte in Zukunft weitere Initiativen dieser Art in den nächsten Monaten geben und die öffentliche Hand sollte sich um die Wohnungsnot wieder vermehrt selbst kümmern”, so die SH.

Man werde sicherlich dranbleiben und sich dafür einsetzen, dass den Studierenden zeitnahe günstige Unterkünfte zur Verfügung gestellt werden und gemeinsam mit allen Interessensvertretern nach kreativen Lösungen gesucht wird, schließt die Südtiroler HochschülerInnenschaft.

Bezirk: Bozen