Von: luk
Bozen – In der Projektpartnerschaft „Gute Arbeit, Südtirol!“ von Arbeitsförderungsinstitut und INAIL geht es auch um die Gesundheit der Beschäftigten im Tourismus. Die Frage im dritten Vertiefungsseminar des AFI lautete, was „gesunde Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“ im Gastgewerbe ausmacht, wie betriebliche Maßnahmen praktisch umgesetzt werden können und welchen Nutzen das Gesundheitsmanagement insgesamt bringt.
Für das Land Südtirol sei der Tourismus Kerngeschäft und ein zuverlässiger Beschäftigungsmotor: Elf Prozent der Südtiroler Wertschöpfung, 31.000 Arbeitsplätze, davon 22.000 unselbständig Beschäftigte. Grund genug, genauer auf die Qualität der Arbeitsbedingungen zu schauen, finden AFI und INAIL.
Jeder Zweite im Gastgewerbe sagt, mit 60 ist Schluss
Die Belastungsfaktoren der Arbeit im Gastgewerbe zeigte der Arbeitspsychologe und AFI-Forschungsmitarbeiter Tobias Hölbling anhand der im Rahmen des EWCS-Projekts für Südtirol erhobenen Daten auf. So zum Beispiel könne sich jeder zweite Angestellte im Tourismus nicht vorstellen, seine derzeitige Tätigkeit bis zum 60. Lebensjahr auszuüben. Deutlich mehr als ein Drittel der im Gastgewerbe Beschäftigten (36%) sei nach Feierabend „immer oder meistens“ erschöpft. „Das sind hohe Werte im Südtiroler Branchenvergleich“, stellt Hölbling fest. Um auch in Zukunft ein attraktiver Arbeitgeber zu sein, sollte die Tourismuswirtschaft kräftig in die Gesundheit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter investieren, so das AFI.
Aus eins mach zehn
Wie richtiges Gesundheitsmanagement im touristischen Alltagsgeschäft geht, stellte die Dozentin Kathrin Hofer vor. Zahlreiche Studien würden belegen, dass ein systematisches Gesundheitsmanagement gerade im Gastgewerbe den Erfolg eines Unternehmens nachhaltig verbessere. Eine partizipative Gesundheitsförderung im Betrieb bringe höheres Wohlbefinden, höhere Zufriedenheit und Motivation mit sich. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter identifizieren sich stärker mit ihrem Betrieb, sind leistungsfähiger, die Abwesenheiten verringern sich, kurz, jeder in die betriebliche Gesundheitsförderung investierte Euro kommt nach internationalen Erfahrungen zwei- bis zehnfach zurück“, sagte die Expertin vom Institut Gesundheits- und Tourismusmanagement der FH JOANNEUM (Graz/Bad Gleichenberg). Hofer zeigte auf, wie in sieben Schritten ein Gesundheitsprogramm im Tourismusbetrieb praktisch umgesetzt werden kann und sollte. Voraussetzung sei, dass auch die Betriebsführung für die Ziele gewonnen werden müsste. In Südtirol könnte das betriebliche Gesundheitsmanagement im Tourismus gezielt über die von den Sozialpartnern gemeinsam finanzierte und verwaltete Tourismuskasse gefördert werden, empfiehlt das Arbeitsförderungsinstitut.