Von: mk
Bozen – Südtirols Tennisstar Jannik Sinner hat es auf den Punkt gebracht: Social Medias gefallen ihm nicht so sehr, weil sie nicht die Wirklichkeit zeigen, wie er auf einer Pressekonferenz in Italien sagte. Doch nicht jeder ist so abgeklärt. Sorgen hat sich zuletzt die EU-Kommission vor allem über TikTok gemacht.
Die chinesische Kurzvideoplattform hat einen fulminanten Aufstieg erlebt – nicht zuletzt dank ihres umstrittenen Algorithmus, der nach wie vor ein Geheimnis bleibt. Die Verweildauer auf der App ist mehr als doppelt so hoch wie bei der Konkurrenz.
Dass Nutzerdaten laut Enthüllungen von „Buzzfeed“ auch in China eingesehen werden können, sorgt jedoch für Bedenken. Das Weiße Haus sah sich dazu veranlasst, Tiktok auf US-Diensthandys zu verbieten.
Für Diskussionsstoff sorgte außerdem die sogenannte Feuertaste, deren Existenz Verantwortliche von TikTok zumindest indirekt bestätigten. Wie das Wirtschaftsmagazin „Forbes“ aufgedeckt hat, haben TikTok-Mitarbeiter über die Feuertaste die Möglichkeit, bestimmte Videos deutlich öfter anzeigen zu lassen als üblich. Damit lässt sich die App zumindest theoretisch nicht nur als Spionage-, sondern auch als Propaganda-Instrument missbrauchen.
Weil ausgerechnet im Heimatland des Mutterkonzerns Bytedance die App verboten ist, hält sich hartnäckig das Gerücht, die Kommunistische Partei rund um Xi Jinping wolle den Westen mit Tiktok systematisch verblöden. Während Jugendliche in Europa und Amerika belanglose Tanzvideos und Streiche zu sehen kriegen, zeige man dem eigenen Jungvolk auf dem TikTok-Klon Douyin viel seriösere Inhalte, die zu Höchstleistungen anspornen sollen. Beweisen lassen sich die Vorwürfe nicht, widerlegen aber auch nicht.
Die EU-Kommission zeigte sich zuletzt um die psychische Gesundheit von Minderjährigen besorgt und hat nun erneut ein Verfahren gegen TikTok eröffnet. Besonders beunruhigt ist man über ein Aufgaben- und Belohnungsprogramm der App-Version TikTok Lite, dem Suchtpotenzial zugeschrieben wird.