Von: mk
Bozen – War es früher der typische Bankkredit, finanzieren Bäuerinnen und Bauern heute immer öfter innovative Projekte über Ethical Banking, Crowdfunding oder mit dem Verkauf von zukünftigen Ernten. Welche Vorteile alternative Finanzierungsformen haben, war Thema auf der SBB-Aktionsbühne auf der Fachmesse Agrialp.
In den letzten zwei Jahren hat sich der Südtiroler Bauernbund im Rahmen des EFRE-Projektes RuC²OLA intensiv mit alternativen Finanzierungsmodellen in der Landwirtschaft beschäftigt. Dabei wurden auch mehrere Betriebe bei der Entwicklung von innovativen Ideen und deren Finanzierung unterstützt. „Vor allem Crowdfunding hat sich bei Projekten, die die Lebensmittelproduktion betreffen, als sehr erfolgreich erwiesen. Alle Kampagnen haben die gesteckten Finanzierungsziele deutlich übertroffen“, sagte Anna Pfeifer von der Abteilung Innovation & Energie im Südtiroler Bauernbund.
Einer der betreuten Bauern war Stefan Oberkofler. Der Jungbauer hatte die Idee eines Winterlagers, um seine Kunden ganzjährig mit Biogemüse und -obst vorsorgen zu können. „Ein Teil der Investition wurde mit Crowdfunding finanziert. Insgesamt sind über 30.000 Euro zusammengekommen.“ Die Unterstützer, fast ausschließlich Privatpersonen, erhalten in den nächsten fünf Jahren Biogemüse im Gegenwert der getätigten Finanzierung.
Neben der Finanzierung hat das Crowdfunding noch zwei weitere Vorteile. „Durch die Vorstellung meines Betriebes auf der Crowdfunding-Plattform sind wir bekannter geworden. Zudem wird die Kundenbindung erhöht.“
Eine weitere alternative Finanzierungsform ist das Ethical Banking der Raiffeisenkassen. „Wir unterstützen wertvolle ethische Projekte, die unserer Philosophie und unseren Zielen entsprechen – auch Projekte aus der Landwirtschaft“, so Roland Furgler von Raiffeisen Ethical Banking.
Ebenfalls im Kommen sind die Ausgabe von Gutscheinen und der Verkauf im Voraus. Beide Modelle funktionieren ähnlich. „Die Konsumenten unterstützen mit kleinen oder größeren Geldbeträgen ein Projekt. Als Gegenleistung erhalten sie bäuerliche Produkte vom Hof.“ Beim Erwerb von Genussrechten beteiligen sich Interessierte an einem Projekt und erhalten die bäuerlichen Produkte als „Zinsen“. Beliebt sind auch „Patenschaften“ z. B. für Tiere. Diese Finanzierungsformen funktionieren aber nur, wenn die Produkte eine Geschichte haben und ausreichend attraktiv sind. Gute Beispiele für diese alternativen Modelle gibt es im Vinschgau mit der Dorfsennerei Prad oder mit einigen Hofkäsereien.
Bäuerinnen und Bauern, die eine gute Idee haben, denen aber noch die nötige Finanzierung fehlt, können sich an die Abteilung Innovation & Energie im Südtiroler Bauernbund wenden. Dort werden Interessierte nicht nur bei der Umsetzung einer Idee unterstützt, sondern auch bei der Finanzierung.