Von: mk
Bozen – Der Präsident und der Direktor des Südtiroler Energieverbands SEV Hanspeter Fuchs und Rudi Rienzner sind im Rahmen eines Antrittsbesuchs mit Energielandesrat Peter Brunner zusammengekommen. Bei diesem ersten Meinungsaustausch stellten die SEV-Vertreter die umfangreichen Tätigkeiten des Verbands vor und hinterlegten ein ausführliches Positionspapier zu aktuellen Themen der Südtiroler Energiepolitik. „Es ist uns ein großes Anliegen, die Zusammenarbeit mit der Landesregierung zu intensivieren, um in Zukunft gemeinsam Lösungen und Strategien für unser Land zu entwickeln“, sagte Hanspeter Fuchs.
Bei diesem Treffen unterstrich die SEV-Spitze erneut die Bedeutung einer Energieautonomie in Südtirol. „Zwei Rechtsgutachten haben gezeigt, dass wir auf das Marktdesign und die Preisordnung in unserem Land einwirken können“, betonte SEV-Direktor Rudi Rienzner. Die Erreichung dieses Ziels sei mit einer eigenen Durchführungsbestimmung möglich. Der Südtiroler Energieverband sei selbstverständlich gerne bereit, die Landesregierung bei der Umsetzung dieser Maßnahme mit seinem Fachwissen und seiner Erfahrung zu unterstützen.
Im Gespräch mit dem Landesrat für Energie wiesen die SEV-Vertreter auf Konfliktfelder hin, die eine autonome Energieaufsicht möglicherweise entschärft hätte. So spricht sich die gesamtstaatliche Regulierungsbehörde ARERA für eine Verringerung der Stromverteiler aus und unterstützt die Zusammenschlüsse von kleinen Netzbetreibern. In Italien gibt es 119 Stromverteiler und davon haben 46 ihren Sitz in Südtirol. Die Vielfalt an lokalen Netzbetreibern – so der SEV – trage jedoch dazu bei, den Erfordernissen vor Ort besser gerecht zu werden.
Gegen die ab dem 1. Januar 2024 geltende Tarifregelung der ARERA im Bereich der Fernwärme hat der SEV sogar Rekurs eingereicht. Hanspeter Fuchs: „Dabei orientiert sich die ARERA natürlich an den großen Fernwärmeunternehmen in norditalienischen Großstädten und sicher nicht an einem Biomasse-Fernheizwerk in einem Südtiroler Dorf“.
Der Südtiroler Energieverband will die Landesregierung – im Rahmen eines konstruktiven Dialogs – bei der Umsetzung des „Klimaplans Südtirol 2040“ unterstützen. So spricht sich der SEV für eine Solaroffensive, die Ausweisung von Flächen für die Agri-Fotovoltaik, den umweltverträglichen Ausbau der Wasserkraft, die Optimierung bestehender Kraftwerke, die Modernisierung und Potenzierung von Biomasse-Fernheizwerken durch die Verdichtung der Leitungsnetze sowie für eine stärkere Förderung von Biogasanlagen aus. Die Ersetzung fossiler Brennstoffe durch erneuerbare Energien in allen Lebensbereichen müsse – in einer fairen Diskussion auf Augenhöhe zwischen allen Akteuren der Südtiroler Energiewirtschaft und den politischen Entscheidungsträgern – diskutiert und umgesetzt werden. Hanspeter Fuchs: „Wer sich diesem Energie-Pluralismus und einer historisch gewachsenen dezentralen Ausrichtung verweigert, gefährdet ein Erfolgsmodell, um das uns heute sehr viele beneiden.“