Von: mk
Pfatten – Überträgerinsekten können den Apfeltriebsuchterreger direkt an ihre Nachkommen weitergeben: Das haben Forscher des Versuchszentrums Laimburg herausgefunden.
Nun hat ein Team von Forschern am Versuchszentrum Laimburg in Zusammenarbeit mit der Stiftung Edmund Mach in San Michele all’Adige einen Artikel in der internationalen Fachzeitschrift Plant Pathology veröffentlicht, in dem sie einen neuen Übertragungsmechanismus des Apfeltriebsuchterregers beschreiben; der Artikel hat es sogar auf die Titelseite der Wissenschaftszeitung geschafft. Die Forschungsarbeiten dazu wurden am Versuchszentrum Laimburg im Rahmen der Projekte APPL2.0 und APPLClust durchgeführt, die vom Südtiroler Apfelkonsortium, dem Land Südtirol und dem Trentiner Obst- und Gemüseerzeugerverband APOT gefördert wurden.
Die Apfeltriebsucht (“Besenwuchs”) ist eine der Infektionskrankheiten des Apfelbaums, die großen wirtschaftlichen Schaden verursachen kann. Die letzte große Apfeltriebsuchtwelle in Südtirol erreichte 2013 ihren Höhepunkt und führte zu beträchtlichen Einbußen in der Landwirtschaft. Denn, ist ein Apfelbaum einmal mit dem Apfeltriebsuchterreger infiziert, gibt es keine Heilung. Die Rodung der befallenen Bäume ist der einzige Weg, die Verbreitung der Apfeltriebsucht einzudämmen. Übertragen wird das Apfeltriebsuchtbakterium in Südtirol vor allem vom Sommerapfelblattsauger, einem Insekt, das an Apfelblättern saugt.
Weiterer Übertragungsmechanismus erforscht
Laut bisherigem Wissensstand gingen Forscher und Landwirte davon aus, dass gesunde Sommerapfelblattsauger das Apfeltriebsuchtbakterium beim Saugen an infizierten Apfelbäumen aufnehmen. Im Körper des Insekts vermehrt sich dann das Bakterium, das der Spezies Candidatus Phytoplasma mali angehört. Fliegen die Blattsauger anschließend zu einem gesunden Apfelbaum, übertragen sie das Bakterium mit dem Speichel und sorgen so für die Verbreitung der Krankheit. Am Versuchszentrum Laimburg hat die Forschergruppe von Katrin Janik nun in Zusammenarbeit mit der Edmund-Mach-Stiftung gezeigt, dass es einen weiteren Übertragungsmechanismus gibt: Infizierte weibliche Sommerapfelblattsauger können den Apfeltriebsuchterreger direkt an ihre Nachkommen weitergeben. Mit Hilfe molekularbiologischer Methoden konnten die Wissenschaftler das Bakterium bereits im Ei sowie in den darauffolgenden fünf verschiedenen Larvenstadien nachweisen. Besonders besorgniserregend ist die Erkenntnis, dass sich das Bakterium im Ei und in den Larven vermehrt. Die Vermehrung ist dabei so effizient, dass die Tiere, sobald sie das Erwachsenenstadium erreicht haben, bereits dieselben Bakterienkonzentrationen wie ihre Mütter aufweisen, erklärt Cecilia Mittelberger, Agrarwissenschaftlerin am Versuchszentrum Laimburg. Da ein Muttertier bis zu 200 Nachkommen haben kann, können bereits wenige infizierte Tiere großen Schaden anrichten.
Monitoring und systematische Bekämpfung nötig
Nach drei großen Apfeltriebsuchtwellen in Südtirol werden derzeit nur wenige Sommerapfelblattsauger gefunden. Dies ist auf den Erfolg der angewandten Pflanzenschutzstrategien zurückzuführen, die vor allem auf die Bekämpfung der Überträgerinsekten abzielen. Allerdings weisen die wenigen gefundenen Insekten eine hohe Durchseuchungsrate auf: Etwa jeder fünfte Sommerapfelblattsauger trägt das gefährliche Bakterium in sich. Laut der neuen Erkenntnisse des Versuchszentrums Laimburg können diese das Bakterium jedoch innerhalb von drei bis vier Wochen an Hunderte von Nachkommen weitergeben, ohne dabei auf die Präsenz infizierter Apfelbäume angewiesen zu sein. Dies birgt ein großes Gefahrenpotenzial, da die nächste Überträgergeneration aller Wahrscheinlichkeit nach im selben Sommer schon weitere Apfelbäume infizieren kann. Aus diesem Grund sind eine konsequente Fortführung der Monitoringkontrollen und die systematische Bekämpfung des Sommerapfelblattsaugers wesentlich, um eine erneute Ausbreitung des Sommerapfelblattsaugers frühzeitig bemerken und verhindern zu können.