AFI-Barometer

Arbeitnehmer-Stimmung wieder gedämpfter, doch weit entfernt von Panik

Donnerstag, 20. Januar 2022 | 13:11 Uhr

Von: mk

Bozen – Vor dem Eindruck der vierten Pandemiewelle bricht die Stimmung bei Südtirols Arbeitnehmern in der Dezember-Befragung wieder etwas ein, aber bei Weitem nicht in dem Maße wie beim ersten Lockdown im März 2020. „Die ersten Monate dieses Jahres dürften noch schwierig bleiben, doch schon ab dem zweiten Quartal dürfte die Erholung deutlich an Fahrt gewinnen“, ist AFI-Direktor Stefan Perini überzeugt. Nichtsdestotrotz bleibt das AFI für 2022 in seinen Einschätzungen vorsichtig und prognostiziert für die Südtiroler Wirtschaft ein Wachstum von +3,9Prozent. Zahlreich sind die Risiken: Pandemieverlauf, Lieferengpässe, Inflation. 2022 steht jedoch auch für Chancen. Perini: „Die Pandemie verliert nach und nach ihren Schrecken, europäische Investitionsgelder winken und es herrscht große Lust auf Konsum und Urlaub.“

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Die wirtschaftliche Erholung, die auf europäischer Ebene eingesetzt hat, wird bedingt durch die vierte Infektionswelle vorübergehend eingebremst. Schon ab dem 2. Quartal 2022 dürfte der Aufschwung jedoch an Breite gewinnen. Neben Corona sind es vor allem die Lieferketten, die Sand ins Getriebe des Wirtschaftskreislaufs streuen. Besonders verteuert haben sich in den letzten Monaten die Rohstoffe sowie Energie- und Halbfertigprodukte – ein Umstand, der seit August 2021 auch deutlich auf die Verbraucherpreise durchschlägt. Die starke weltweite Nachfrage hat, kombiniert mit zunehmenden Problemen in der Warenlogistik (ungenügende Logistikkapazitäten, Ausfälle in der Belegschaft) zu Lieferengpässen geführt, die noch das gesamte erste Halbjahr 2022 mit begleiten werden. Das Ifo-Institut München prognostiziert für 2022 folgende Wirtschaftswachstumsraten: USA: +4,4 Prozent; Euroraum: +3,9 Prozent; D: +3,7 Prozent; I: +4,4 Prozent.

Vorläufe Endbilanz 2021: Schwieriger Jahresauftakt, dann konstanter Aufholprozess

Südtirols Wirtschaft hat zwar noch immer nicht das Vorkrisenniveau von 2019 erreicht, ist diesbezüglich aber auf einem guten Weg. Zur vorläufigen Endbilanz 2021: Die Zahl an lohnabhängig Beschäftigten liegt mit -2,0 Prozent noch unter dem Vorkrisenniveau 2019. Die Arbeitslosenrate bleibt mit 3,4 Prozent niedrig.

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Südtirols Außenhandel ist in den ersten neun Jahresmonaten 2021 raketenartig hochgeschossen und liegt mittlerweile bei den Exporten +13,4 Prozent und bei den Importen +8,9 Prozent über dem Vergleichszeitraum 2019. Trotz ausgezeichneter Sommermonate hinkt die Nächtigungsbilanz noch den Ergebnissen von 2019 nach (ca. -30Prozent). Die wahre Neuigkeit ist die Inflation: Seit August 2021 zieht sie auch in Bozen deutlich an (Dezember-Wert: +4,0 Prozent; Jahresschnitt 2021: +2,5 Prozent).

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Südtirols Arbeitnehmer bleiben mit Blick auf 2022 vorsichtig

Bedingt durch die vierte Pandemiewelle flaut die Stimmung der Südtiroler Arbeitnehmer wieder ab, doch bei Weitem nicht in dem Maße wie beim ersten Lockdown im März 2020. Der Index, welcher die Erwartungen der Arbeitnehmer betreffend die wirtschaftliche Entwicklung in Südtirol in den nächsten zwölf Monaten abbildet, sinkt auf einen Wert von -2 ab (von +16 im Herbst 2021). Erwartet wird zudem, dass die Zahl der Arbeitslosen leicht zunimmt (Index: -7, vormals 0). Unbeschadet davon wird das konkrete Risiko, den eigenen Arbeitsplatz zu verlieren, noch immer mit „moderat“ bewertet. Die Chancen, gegebenenfalls einen gleichwertigen Arbeitsplatz zu finden, bleiben im Langzeitvergleich gut. Die Fähigkeit der Arbeitnehmer, mit dem Lohn auszukommen, verschlechtert sich geringfügig. Aktuell geben 26 Prozent der Arbeitnehmer an, dass ihre Familie nur mit Schwierigkeiten über die Runden kommt. Offen bleibt die Frage nach den Ursachen: es kann am Konsum liegen, der wieder angezogen hat, oder an den Lebenshaltungskosten, die gestiegen sind.

Die Prognosen: Südtirols BIP wächst 2022 um +3,9 Prozent

Schätzungen des AFI zufolge wird die Südtiroler Wirtschaft 2021 mit einem BIP-Wachstum von +5,7 Prozent abschließen. Für die erste Jahreshälfte 2022 erwartet das Institut noch anhaltende Lieferengpässe bei Rohstoffen und Vorprodukten. Mit Abflachen des Pandemiegeschehens dürfte sich die Lieferkettenproblematik entspannen, des Weiteren mit Einsetzen der warmen Monate die Konsum- und Reiselust definitiv ausbrechen – auch zum Vorteil des Südtiroler Tourismus. Die AFI-Prognose der BIP-Entwicklung für 2022 bleibt trotzdem bei vorsichtigen +3,9 Prozent.

„Zwei Dinge bereiten den Südtiroler Gewerkschaften derzeit Sorgen. Zum einen die eventuellen Ausfälle am Arbeitsplatz ab 15. Februar von nicht geimpftem Personal und die damit verbundenen Probleme für die Aufrechterhaltung von Produktion und Diensten. Zum anderen die steigenden Lebenshaltungskosten für die Südtiroler Familien wegen der ansteigenden Inflationsrate. Mietkostenbeiträge und Mindestsicherung anzugeben wären ein wichtiger und richtiger Schritt der öffentlichen Hand, um Härtefälle abzufedern. Unabhängig davon stellen wir Gewerkschaften aber auch klar die Lohnfrage“, erklärt AFI-Präsident Dieter Mayr.

„Es ist durchaus nachvollziehbar, dass vor dem Eindruck der vierten Pandemiewelle die Stimmung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer leicht eingebrochen ist. Doch es gibt Grund, diesem Jahr mit Zuversicht zu begegnen“, sagt Landesrat Philipp Achammer. „Für 2022 bahnt sich ein ähnlicher Verlauf wie für 2021 an: ein schwieriger Jahresauftakt, auf den bessere Monate folgen. Und diesmal spricht vieles dafür, dass es wesentlich bessere Monate werden.“

Bezirk: Bozen