Von: luk
Bozen – Die E-Learning-Kurse des Landes zur Arbeitssicherheit werden künftig flächendeckend in den Schulen verwendet und stehen Unternehmen zur Verfügung.
Rund 6000 Menschen sterben nach Schätzungen der Internationalen Arbeitsorganisation weltweit täglich durch arbeitsbedingte Unfälle oder Krankheiten. Auch in Südtirol sind jährliche Tausende von Arbeitsunfällen zu beklagen, die in Einzelfällen tödlich enden, auch wenn die Gesamtzahl der Arbeitsunfälle im Fünfjahreszeitraum von 2010 auf 2015 von fast 18.000 auf 15.000 gesunken ist.
“Gesundheit und Sicherheit der Arbeitnehmenden sind ein hohes Gut, das es zu sichern gilt. Daher will die Landesregierung eine breites Bewusstsein für das Thema schaffen und die Kultur der Arbeitssicherheit stärken”, erklärte Landeshauptmann Arno Kompatscher bei der heutigen Vorstellung des Projekts “Arbeitssicherheit als E-Learning” und verwies dabei auf gleich zwei anstehende Welttage, die Arbeit und Arbeitsbedingungen in den Mittelpunkt stellen: den Tag der Arbeit am 1. Mai und den weltweiten Aktionstag für sichere, gesunde und menschenwürdige Arbeit am morgigen 28. April. “Wie berechtigt und sogar notwendig diese Bemühungen sind, hat leider das Zugunglück von vorgestern Nacht nur allzu deutlich gemacht”, betonte der Landeshauptmann. Dabei gehe es um die Substanz, so der Landeshauptmann, beispielsweise ob eine Baustelle gut organisiert sei, und nicht darum, ob ein Formblatt fehle.
Zu diesem Zweck hat die Landesverwaltung unter Beachtung der staatlichen Vorgaben und in Zusammenarbeit mit den Wirtschaftsverbänden Inhalte für die Aus- und Weiterbildung im Bereich der Arbeitssicherheit ausgearbeitet. “2011 haben sich der Staat und die Regionen Italiens auf die Mindestinhalte der Arbeitssicherheitsausbildung geeinigt”, erinnerte Arbeitslandesrätin Martha Stocker. Demnach müssen alle Arbeitnehmenden eine vierstündige Grundausbildung absolvieren. Hinzu kommt eine vier, acht oder zwölfstündige spezifische Mindestausbildung, die vom Risiko der betrieblichen Tätigkeiten abhängt. “Die Vielzahl der Arbeitssicherheitsschulungen im Präsenzunterricht anzubieten, bedeutet einen enormen Aufwand. Um alle Arbeitgeber zu unterstützen und ein möglichst flexibles Ausbildungsprogramm anbieten zu können, haben wir nun einheitliche E-Learning- Ausbildungsprogramme erarbeitet, die von allen Zielgruppen verwendet werden können. Die Landesverwaltung nutzt sie bereits. Sie stehen nun auch den Schulen und den Unternehmen kostenlos zur Verfügung“, berichtete die Arbeitslandesrätin Martha Stocker, die in diesem Zusammenhang auch die Absicht der Landesregierung zur Einführung des Prinzips “beraten vor strafen” als Vereinfachung der Verfahren bei den Arbeitssicherheitskontrollen unterstrich.
Wie die Schulungsinhalte zur Arbeitssicherheitsausbildung für E-Learning unter der Koordinierung der Landessdiensstelle für Arbeitsschutz erarbeitet wurden, dasss dabei verschiedensten Herausforderungen und 27 verschiedenen Risikobereichen Rechnung getragen und 166 verschiedene Module erarbeitet wurden, schilderte IT-Landesrätin Waltraud Deeg. “Wir haben uns für den Weg des E-Learnings entschieden, da er besonders effizient und kostengünstig ist”, betonte Landesrätin Deeg, “den Schulen stehen sie über die E-Learning-Plattform Copernicus zur Verfügung. Und nun haben wir auch den Weg gefunden, die E-Learning-Kurse über andere Plattformen nutzbar zu machen.” Das E-Learning sei Teil der umfassenden Digitalisierungsoffensive von Südtirol-Digital 2020, über welche die öffentliche Verwaltung ihre Dienste dem Bürger jederzeit und allerorts zugänglich machen wolle.
“Von verschiedenen Berufs- und Oberschulen werden die E-Learning-Kurse bereits erfolgreich genutzt. Dies gilt vor allem für technische Oberschulen. So verfügen die Schulabgänger schon die gesetzlich vorgeschriebene Grundausbildung, falls sie sich für den Eintritt ins Berufsleben entscheiden”, berichtete Bildungslandesrat Philipp Achammer. Da es ein Anliegen der Landesregierung sei, das Bewusstsein für die Arbeitssicherheit zu stärken, solle das Thema Sicherheits- und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz jedoch flächendeckend in die schulische Ausbildung einfließen: “Bisher haben bereits 12.000 Berufs- und Oberschüler die vierstündige Grundausbildung absolviert, mit dem kommenden Schuljahr 2017/2018 sollen die allgemeine und die spezifische Ausbildung auf alle Oberschulen ausgedehnt werden, so dass insgesamt 6000 Schüler jährlich, davon 4500 an den deutschen Schulen, die Ausbildung durchlaufen.” Die Einsparung für die Wirtschaft bezifferte er mit 800.000 bis 900.000 Euro, ohne Berücksichtigung des Zeitaufwands.
Abschließend unterstrich auch der Präsident des Südtiroler Wirtschaftsrings SWR, Leo Tiefenthaler, die Bedeutung der Arbeitssicherheit, allerdings müsse die Sicherheit der Arbeitnehmenden im Mittelpunkt stehen und nicht vom bürokratischen Aufwand überschattet werden. Die vom Land getroffenen Initiativen, die digital bereitgestellten Lehr- und Lerninhalte und die Vermittlung von Arbeitssicherheit an den Schulen, seinen wichtige und richtige Maßnahmen auf dem Weg zur Kultur der Arbeitssicherheit.