Von: mk
Bozen – Der Bozner Bezirkssekretär der Fachgewerkschaft Gesundheitswesen im Autonomen Südtiroler Gewerkschaftsbund (ASGB), Walter Oberkalmsteiner, spricht sich entschieden gegen die Forderungen der konventionierten Privatkliniken nach höheren Tarifen aus. Der ASGB fordert eine strategische Neuausrichtung, bei der Gesundheitsdienstleistungen wieder verstärkt in das öffentliche System integriert werden sollen.
Oberkalmsteiner erkennt an, dass private Gesundheitsstrukturen – vor allem während der Covid-19-Pandemie – eine wichtige Ergänzung zum öffentlichen Gesundheitswesen dargestellt haben. „In Zeiten der Krise haben die Privatkliniken wesentlich zur Bewältigung der Covid-Wellen beigetragen“, erklärt Oberkalmsteiner. „Das Problem ist, dass auch nach dem Abklingen der Pandemie, private Anbieter weiterhin essentielle Dienste offerieren, die eigentlich vom öffentlichen Sektor erbracht werden sollten.“
Oberkalmsteiner kritisiert, dass die zunehmende Forderung nach einer Erhöhung der staatlichen Tarife, finanziert mit Landesgeldern, eine weitere Auslagerung von Diensten an den privaten Sektor zur Folge hätte. “Eine Entwicklung, die dem Interesse des öffentlichen Gesundheitswesens klar entgegensteht”, so Oberkalmsteiner. Er weist darauf hin, dass die Konventionierung in den vergangenen Jahren für die Privatkliniken überaus lukrativ war, was sich unter anderem in einem Boom des Sektors manifestiert hat. Die Expansion und der Ausbau dieser Einrichtungen, die teilweise eher Palästen als Gesundheitsstrukturen ähneln, sind ein deutliches Zeichen für die Profitmaximierung im privaten Gesundheitssektor.
Zudem, so Oberkalmsteiner, sei ein Phänomen zu beobachten, das man nicht ignorieren sollte: die Abwerbung von ausgebildetem Fachpersonal, welches sich die Privatkliniken durch eine erhöhte Entlohnung zu Eigen macht.
Der Gewerkschaftsvertreter betont jedoch, dass er grundsätzlich nichts gegen Privatkliniken einzuwenden habe, solange diese als Ergänzung zum öffentlichen Gesundheitswesen fungieren und nicht zunehmend essenzielle Dienstleistungen übernehmen. “Wir sollten nicht höhere Tarife zahlen und damit die Privatkliniken weiter mästen. Stattdessen müssen wir uns darauf konzentrieren, die ausgelagerten Dienste wieder in das öffentliche System zu integrieren”, erklärt Oberkalmsteiner.
Die ASGB vertritt die Ansicht, dass die zusätzlichen Mittel, die dem Gesundheitswesen in Südtirol jährlich zur Verfügung gestellt werden, gezielt im öffentlichen Sektor eingesetzt werden sollten, anstatt private Unternehmer weiter zu bereichern. Diese Umverteilung der Ressourcen würde nicht nur eine Stärkung des öffentlichen Gesundheitswesens bedeuten, sondern auch eine gerechtere und effizientere Verwendung öffentlicher Gelder sicherstellen.