Landeshauptmann Arno Kompatscher ist erfreut

Astat: Tourismusjahr 2015/16 mit deutlichem Plus

Donnerstag, 27. April 2017 | 11:49 Uhr

Von: luk

Bozen – Einen Zuwachs bei den Ankünften von 8,7 Prozent zeigen die endgültigen Astat-Daten zum Tourismusjahr zwischen November 2015 und Oktober 2016.

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Das Landesinstitut für Statistik (ASTAT) teilt die wichtigsten Ergebnisse im Tourismusjahr 2015/16 (von November 2015 bis Oktober 2016) mit: die 10.055 Beherbergungsbetriebe stellten 220.192 Betten zur Verfügung; sowohl die Ankünfte (+8,7%) als auch die Übernachtungen (+7,3%) sind im Vergleich zum Vorjahr angestiegen. Die Zahl der inländischen Gäste konnte mit 9,8 Millionen Übernachtungen ein Plus von 6,1% erreichen und die Gäste aus Deutschland nahmen um 7,8% im Vergleich zum Vorjahr zu.

“Südtirols Tourismusangebot kommt gut an”

Landeshauptmann Arno Kompatscher ist erfreut über die ausgezeichneten Ergebnisse des Fremdenverkehrs, die heute das Astat veröffentlicht hat.

„Ich finde es ein bemerkenswertes Ergebnis, was die Südtiroler Tourismuswirtschaft wieder geliefert hat!“, zeigt sich Landeshauptmann Arno Kompatscher über die heutigen Daten zur Entwicklung im Tourismus erfreut. Alle Bezirke konnten ihre Ankünfte und Übernachtungen deutlich steigern. „Gut für die Tourismuswirtschaft ist es zudem, dass vor allem im Sommerhalbjahr fast zehn Prozent mehr Gäste Südtirol für ihren Urlaub wählten – denn damit wird die Bettenauslastung noch einmal um 2,4 Prozentpunkte besser.“

Es sei für eine nachhaltige Entwicklung Südtirols wichtig, das bestehende Angebot aufzuwerten, dabei aber mit Südtirols kostbaren Grund und Boden möglichst sensibel umzugehen. „Die Astat-Daten zeigen, dass sich Südtirol genau in diese Richtung bewegt“, erklärt der Landeshauptmann weiter. Beispielsweise habe der Tourismus die Bettenanzahl in den letzten zehn Jahren lediglich um 4,7 Prozent ausgebaut. „Den Qualitäts-Indexwert konnten die Hoteliers derweil in den vergangenen fünf Jahren von 2,6 auf 3,3 steigern.”

Weil Südtirols Freizeitangebot gut ankomme, sei die Branche auch etwas weniger von Witterung und Schneeverhältnissen abhängig geworden: “Die Gäste schätzen durchaus auch die Alternativen, die ihnen geboten werden“, erklärt Kompatscher.

Von seiner Aussagekraft nicht zu unterschätzen sei zudem, dass 4,1 Prozent der Übernachtungen von Südtirolern stammen, die ihren Urlaub im eigenen Land verbringen. „Das kommt bei den Gästen sehr gut an, wenn die Einheimischen im Lande bleiben – es wird von den Gästen als Bestätigung dafür angesehen, dass sie eine gute Destination gewählt haben“, sagt Kompatscher. Im Übrigen wiesen auch neuere Herkunftsmärkte gute Zuwächse, beispielsweise das Vereinigte Königreich mit mehr als eine Viertelmillion Übernachtungen und einem Plus von 15,2 Prozent.

Grüne: “Erfolg braucht auch Grenzen”

Die Saison 2015/16 war – wie ASTAT dokumentiert – ein Allzeit-Rekordjahr für Südtirols Tourismus, der erstmals die Marke von 30 Mio. Nächtigungen übersprungen hat. Damit liegt Südtirol zwar weit hinter den 45 Mio. Nächtigungen Tirols, aber ein Höhepunkt ist erreicht. Der Trend ist gut für Beschäftigungslage und Tourismusbetriebe, für Handwerk, Lieferanten und Bauwirtschaft, die sich gleichfalls seit vier Jahren im Hoch befindet.

Das Topjahr 2015/16 mit einem Sprung von 7,3 Prozent auf 31,4 Mio. Nächtigungen wirft trotz aller Genugtuung drängende Fragen auf, so die Grünen.

“Erreichbar und überrollt!”

“Das Topjahr 2016 dementiert Klagen über die schlechte Erreichbarkeit Südtirols. Noch nie kamen auch ohne Airport so viele Gäste, auch wegen der Gefährdung des Luftverkehrs und internationaler Reiseziele zu Lande. Leider zu 85 Prozent im eigenen Auto, statt zumindest teilweise im logistisch dürftigen Bahnverkehr.

Die Verkehrsflut im Tourismus ist eine Kernfrage der Zukunft und ohne befriedigende Antworten. Anwohner der Dolomitenpässe und ladinischen Täler erleben überbordende Autoschlangen, Autobahn und Pustertaler Straße sind Standorte steter Staus. Ruhegebiete an den Grenzen der Naturparks sind oft Brunftplätze von Blechlawinen; kleine Zubringer wie die Würzjochstraße werden als Bypass missbraucht.

Wenn die Zahl der Gäste steigt, während ihre Nächtigungsdauer auf bald unter vier Tage fällt, bedarf es einer echten Verkehrsrevolution. Denn andernfalls ist zu Saisonspitzen nicht nur Lebensqualität massiv gefährdet, sondern auch Südtirols Ruf als ruhige Tourismusregion”, so die Grünen.

Mehr Qualität statt weiteren Wachstums

“Südtirol ist mit Tirol alpenweit das Land mit der höchsten Tourismusintensität. Nirgendwo sonst kommen so viele Gäste auf einen Einwohner wie südlich der Alpen. Weiteres Wachstum ist schwer verträglich, auch nicht bei den Bettenzahlen. Offiziell hat das Land 220.192 Gästebetten, inoffiziell wohl weit mehr. 2016/17 ist ein Bauboom unübersehbar: mit neuen und vergrößerten Hotels, denn Gästezuwächse, erhöhte Renditen und niedrige Zinsen sind Adrenalin für Investitionswillige”, so die Grünen.

Droht ein Verdrängungswettbewerb?

“Mehr denn je aber drohen Überkapazitäten und ein Verdrängungswettbewerb. Drei-, Vier- (+ 2,6%) und Fünfsterne-Hotels (+ 14,3%) verdrängen Ein- und Zweisternebetriebe (-3,1 bzw. -3,8%). Umsteuern ist notwendig, durch Regeln der Raumordnung, Bremsen der Gemeinden, vorab aber durch Selbstkontrolle der Branche. Andernfalls droht eine Tourismusblase, die Überkapazitäten und verheerte Landschaften zurück lässt.

Ohne Wachstumsbremse explodieren Bodenpreise und Lebenshaltungskosten auch außerhalb der Tourismusbastionen wie Kastelruth, Wolkenstein und Sexten, zum Nachteil der Einheimischen, deren Chancen auf günstigen Baugrund schwinden”, so die Grünen.

Den Angriff auf Natur und Landschaft eindämmen

“Die Seilbahnbranche wittert Morgenluft für neue Zusammenschlüsse und Skikarusselle: die heute Abend in Sexten diskutierte Verbindung Sexten-Sillian oder Langtaufers-Kaunertal sind nur eine Auswahl geplanter Erweiterungen. Der Erfolg scheint ihnen recht zu geben, der „Sanfte Tourismus“ gilt als Auslaufmodell”, so die Grünen.

Grenzen des Wachstums und neue Verantwortung für die „Kehrseite des Tourismus“

Das aber treffe nicht zu: “Schon jetzt wächst die Zahl der Gäste, denen ein klimaverträglicher, Landschaft und Kulturen schonender Tourismus am Herzen liegt. Auf sie muss die Branche künftig bauen, auf Gäste, denen Nachhaltigkeit, Gesundheit und Regionalität am Herzen liegen.

Tourismus in Südtirol muss ein potenter, aber begrenzter Player bleiben; die Frage nach einer Obergrenze und der Verträglichkeit für Menschen und Umwelt muss mit Nachdruck gestellt werden: Bei 31,4 Mio. Nächtigungen und 7,0 Mio. Ankünften ist die Obergrenze bald erreicht.

Südtirols Zukunft liegt auch in anderen Wirtschaftsbranchen: In der Industrie, die mit geringem Ressourcenverbrauch und qualifizierten Arbeitsplätzen hohe Wertschöpfung generiert.

Tourismus hingegen ist trotz aller Erfolge ein reifes Produkt, ein Sektor, der durch Selbstbeschränkung nur gewinnt.  Und schließlich: Das Tourismusland Südtirol, das von den Folgen von Krieg, Terror und Unsicherheit stark profitiert, muss sich auch bei der Aufnahme und Betreuung von Flüchtlingen stärker bewähren als bisher der Fall”, heißt es abschließend.

 

Bezirk: Bozen