Von: mk
Bozen – Flexible Arbeitszeiten, die Reduzierung der Wochen-Arbeitszeit und mehr Möglichkeiten zur beruflichen Weiterentwicklung – dies sind die Erwartungen der Südtiroler Arbeitnehmerinnen und -nehmer an die Arbeitgeber im Sinne einer besseren Work-Life-Balance. „Die AFI-Umfrage zeigt, dass es zwischen den Arbeitnehmerinnen und -nehmern mit und ohne Betreuungspflichten einige markante Unterschiede gibt. Dennoch ist die Mehrheit der Befragten der Ansicht, dass für eine ausgewogene Work-Life-Balance vor allem flexible Arbeitszeiten ausschlaggebend sind“, sagt AFI-Präsident Dieter Mayr.
„Die Corona-Pandemie hat die Lebensgestaltung vieler Arbeitnehmerinnen und -nehmer verändert. Sie suchen nach einem neuen Gleichgewicht zwischen Privat- und Berufsleben“, schickt AFI-Direktor Stefan Perini voraus, „deshalb wollten wir dieses Thema zum Jahresbeginn 2022 in den Vordergrund rücken und haben im Sonderteil des AFI-Barometers nach den zwei Voraussetzungen für einen ausgewogeneren und weniger stressigen Alltag für Südtirols Arbeitnehmerinnen und -nehmer gefragt.“
Ganz oben steht der Wunsch nach flexibleren Arbeitszeiten
Aus den Antworten geht hervor, dass über zwei Drittel der Arbeitnehmer (67 Prozent) in flexiblen Arbeitszeiten den Schlüssel zu einer ausgewogeneren Work-Life-Balance sehen. An zweiter Stelle folgen, ex aequo, die Reduzierung der Wochenarbeitszeit sowie Möglichkeiten der beruflichen Weiterentwicklung (jeweils 36 Prozent). Weniger ausschlaggebend scheinen hingegen wirtschaftliche Vergünstigungen (z. B. Gutscheine, Ermäßigungen, Essensgutscheine) oder Angebote für Familien (z. B. ein betriebseigener Kinderhort) seitens des Arbeitgebers zu sein (mit 29 bzw. 16 Prozent). Bei den Antworten der Befragten mit und ohne Betreuungspflichten gibt es keine wesentlichen Unterschiede, mit Ausnahme der größeren Bedeutung der beruflichen Karriere für Befragte ohne familiäre Verpflichtungen (43 gegenüber 31 Prozent) und des stärkeren Wunsches nach familienorientierten Dienstleistungen seitens der Befragten mit Kindern (21 versus neun Prozent).
Homeoffice: Mehr Zeit für sich und die eigene Familie, aber die sozialen Kontakte fehlen
Als wesentlichen Vorteil des Homeoffice nennen die Befragten das Wegfallen der Pendlerstrecken (39 Prozent „sehr“, 30 „eher“). In der Reihung folgen mit knappem Abstand die Möglichkeit, mehr Zeit der Familie (29 Prozent „sehr“, 29 Prozent „eher“) bzw. sich selbst zu widmen (24 Prozent „sehr“, 28 Prozent „eher“). Immer nach Ansicht der Befragten war Homeoffice allerdings nicht förderlich, um die Beziehungen mit dem Arbeitgeber zu verbessern, und auch die Betreuungsdienste wurden deshalb nicht weniger beansprucht. Wenngleich sich die Befragten darin einig sind, dass die Arbeit im Homeoffice mehr Zeit für sie selbst oder ihre Familien bedeutet, fehlt einem Großteil zugleich der soziale Kontakt mit den Arbeitskollegen (34 Prozent „sehr“, 34 Prozent „eher“). Dieser Umstand hat in einigen Fällen zu einem Gefühl der Isolation beigetragen (zwölf Prozent „sehr“, 20 Prozent „eher“).
Das AFI-Barometer erscheint viermal im Jahr (Winter, Frühjahr, Sommer, Herbst) und gibt das Stimmungsbild der Südtiroler Arbeitnehmerschaft wider. Die telefonisch geführte Umfrage betrifft 500 Arbeitnehmer/Innen und ist für Südtirol repräsentativ. Die Interviews für die Sommerausgabe des AFI-Barometers wurden im Zeitraum vom 1. bis zum 20. Dezember 2021 geführt.