Von: mk
Schlanders – “Der Befall ist in diesem Jahr auch augenscheinlich, da viele Föhren durch die Fraßschäden braun erscheinen”, erklären der Leiter des Forstinspektorates Schlanders Mario Broll und sein Stellvertreter Georg Pircher und fassen zusammen: Die insgesamt betroffene Bruttofläche ist mit 566 Hektar ähnlich wie in den vergangenen Jahren, der Bereich mit starkem Befall, wo über acht Gespinste pro Baum zu finden sind, ist jedoch auf 245 Hektar angestiegen.
Die starke Vermehrung ist hauptsächlich auf die günstige Witterung des vergangenen Jahres zurückzuführen: Der letzte Winter war sehr mild und schneearm, der warme Sommer und Herbst dieses Jahres beschleunigten die Entwicklung und Vermehrung der Prozessionsspinner noch weiter. Flächigen und starken Befall findet man vor allem in den Schwarzföhrenforsten bei Spondinig und zwischen Schlanders und Vetzan. Zusätzlich zeigen aber auch verschiedene Rotföhrenwälder stärkeren Befall.
Schon im Sommer wurde bei den wöchentlichen Kontrollen der Pheromonfallen, mit denen die Falter angelockt werden, eine Zunahme festgestellt: Während 2015 in den Hochzeiten des Falterfluges Anfang Juli im Bereich Latsch-Schlanders noch 484 Exemplare gezählt wurden, waren es 2016 mit 766 Stück deutlich mehr.
Forschung mit Universität Padua
Zusammen mit der Universität Padua wird seit Jahren das Verhalten des Kiefern-Prozessionsspinners erforscht. Dabei zeigte sich, dass dieser in den letzten zwei witterungsbegünstigten Jahren kaum längere Puppenruhe im Boden gehalten hat, sondern sich schon im selben Jahr zu Faltern entwickelte und dann die Eier an den Kiefernnadeln ablegte.
Die letzte ähnlich starke Vermehrung im Vinschgau erfolgte im Winter 2009/2010. Der Kiefernprozessionsspinner gehört in Südtirol aber seit jeher zu den Föhrenwäldern. So wurde bereits 1822 eine Verordnung zur Bekämpfung des Kiefernprozessionsspinners erlassen. Erste Massenvermehrungen in den Schwarzföhrenwäldern im Vinschgau wurden 1998 verzeichnet. Daraufhin wurden jährlich Bacillus-thuringiensis- Präparate zur Bekämpfung ausgebracht, die letzte großflächige Behandlung von über 700 Hektar vom Hubschrauber aus wurde m Jahr 2008 vorgenommen.
Schwächung der Bäume
Für Mensch und Tier ist eine Berührung der Brennhaaren der Raupen des Prozessionsspinners nicht ratsam, da unangenehme Reaktionen bzw. Allergien auftreten können. Die Symptome reichen von Juckreiz über Hautreizungen bis hin zu möglichen Schleimhautentzündungen oder asthmatischen Beschwerden. Daher ist jeder Kontakt mit den Raupen zu meiden, auch sollten die Nester an den Bäumen nicht berührt, der unmittelbare Bereich unterhalb von stark befallenen Bäumen gemieden und dort der Waldboden nicht mit bloßen Händen berührt werden.
Der Fraß der Prozessionsspinner-Raupen an den Nadeln bringt die Föhren normalerweise nicht zum Absterben. Die Bäume werden jedoch geschwächt, dadurch greifen andere Schadorganismen die Bäume leichter an. So können Pilze wie das Kiefern-Triebsterben oder das Triebschwinden, aber auch Käferarten wie der Waldgärtner oder der Kiefernborkenkäfer Bäume oder Baumgruppen auch zum Absterben bringen.
Anreicherung mit Laubholz als Gegenmaßnahme
Als langfristige Gegenmaßnahme wird die Umwandlung der Schwarzföhrenforste in naturnahe, stabile Mischbestände betrieben. Das Forstinspektorat Schlanders setzt seit 1996 jährlich Projekte um, mit denen eine Anreicherung der Schwarzföhrenwälder mit Laubholz durchgeführt wird. Durchschnittlich werden rund 150.000 Euro pro Jahr in dieses Vorhaben zur Schutzwaldpflege investiert. Welche Maßnahmen zusätzlich direkt gegen die Prozessionsspinner durchgeführt werden, wird nach Bewertung der Entwicklung im Spätwinter entschieden.
Informationen und Beratung bei den Mitarbeitern des Forstdienstes: Forstinspektorat Schlanders, Schlandersburgstraße, Schlanders, Telefon 0473 736120 oder 0473 736121, E-Mail Forstinspektorat.Schlanders@ provinz.bz.it, Website: http://www.provinz.bz.it/ forst/