Südtirols Arbeitnehmer-Familien laut AFI weiterhin in Schwierigkeiten

Aufgeflammter Optimismus flacht zusehends ab

Mittwoch, 29. Mai 2024 | 10:22 Uhr

Von: mk

Bozen – Unmittelbar nach der Corona-Pandemie war eine Welle von Optimismus zu spüren, doch diese flacht nun zusehends ab. Die Daten der Beobachtungsstelle für den Arbeitsmarkt zeigen für das erste Quartal 2024 zwar weiterhin ein beschäftigungsmäßiges Wachstum, doch die Erwartungen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer hinsichtlich der wirtschaftlichen Entwicklung bleiben in fast allen Sektoren gedämpft – einzig das Verarbeitende Gewerbe bildet hier eine Ausnahme. „Die Unsicherheit der Arbeitnehmer über die Entwicklung ihres Familienbudgets bleibt bestehen“, kommentiert AFI-Direktor Stefan Perini. „Heutzutage bietet leider selbst der Umstand, einen Arbeitsplatz zu haben, keine Garantie mehr für ausreichend wirtschaftliche Sicherheit.“

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In den letzten Monaten hat sich die Inflation verlangsamt und die Arbeitnehmer bleiben verhalten zuversichtlich. AFI-Forscherin Maria Elena Iarossi betont: „Dahinter steckt jedoch weniger eine deutliche Verbesserung der wirtschaftlichen Situation für Südtirols Arbeitnehmerfamilien – es ist vielmehr das Ergebnis eines Anpassungsprozesses an unsichere Bedingungen.“

„Grundvertrauen“, trotz anhaltendem Kaufkraftverlust

Betrachtet man die Entwicklung im letzten Quartal, so sind die Erwartungen hinsichtlich der wirtschaftlichen Entwicklung Südtirols in den nächsten zwölf Monaten in nahezu allen Sektoren – Verarbeitendes Gewerbe ausgenommen – rückläufig. Zieht man hingegen die letzten zwölf Monate in Betracht, bleibt der Index auf akzeptablem Niveau. Insofern kann man mehr von einem Zurückschrauben der Erwartungen, als von einer signifikanten Verschlechterung der Stimmung sprechen. Im Sektorenvergleich überdurchschnittlich gut bleiben die Einschätzungen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Gastgewerbe (der Index liegt hier bei 16 Punkten auf einer Skala von -100 bis +100). Noch überwiegend optimistisch gestimmt sind auch die Beschäftigten in der Landwirtschaft (zwölf Indexpunkte), im Verarbeitenden Gewerbe (elf Indexpunkte), im Handel (elf Indexpunkte) und im öffentlichen Sektor (zehn Indexpunkte).

Andere erwähnenswerte Tendenzen: Im Gastgewerbe ist es schwieriger geworden, einen gleichwertigen Arbeitsplatz zu finden, vergleicht man dies mit der Einschätzung vor einigen Quartalen. Im Handel und im öffentlichen Sektor bleibt das Risiko, den Arbeitsplatz zu verlieren, grundsätzlich niedrig. Im Baugewerbe hat die Reform des „Superbonus“ zu erhöhter Unsicherheit geführt. AFI-Forscherin Maria Elena Iarossi resümiert die Lage folgendermaßen: „Was die Beschäftigungssituation betrifft, ist allerdings ein großer Teil der Arbeitnehmer nicht wirklich besorgt – mehr Kopfzerbrechen bereitet die wirtschaftliche Lage der Haushalte.“

In der Tat sieht die finanzielle Situation weniger rosig aus: Sowohl der Indikator betreffend die Fähigkeit, mit dem Lohn auszukommen, als auch die erwartete Entwicklung der finanziellen Lage der Haushalte bleiben auf negativem Niveau. Überraschenderweise haben sich jedoch die Erwartungen, in den nächsten zwölf Monaten Geld ansparen zu können, wieder etwas aufgehellt – was zumindest hoffen lässt.

Zuwachs der Beschäftigung mit Licht- und Schattenseiten

Trotz des unsicheren internationalen Umfelds und der Nachwirkungen der Energiepreisschocks zeigt sich der Südtiroler Arbeitsmarkt nach wie vor robust. Im ersten Quartal 2024 stieg die Zahl der unselbstständig Beschäftigten um +2,0 Prozent im Vergleich zum Frühjahr 2023. Insbesondere die Teilzeitbeschäftigung verzeichnete einen Zuwachs von +3,2 Prozent, was einen anhaltenden Trend darstellt und weiter beobachtet werden sollte. Das Beschäftigungswachstum kennzeichnet derzeit alle Sektoren. Selbst das Baugewerbe, das vor einem Jahr einen Rückgang der Beschäftigtenzahl um -1,1 Prozent verzeichnete, zeigt nun einen Anstieg von +0,9 Prozent. Mit Blick auf die Altersklassen ist der Anstieg der Beschäftigten über 50 Jahre besonders auffällig (+4,0 Prozent).

Bezirk: Bozen

Kommentare

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11 Kommentare auf "Aufgeflammter Optimismus flacht zusehends ab"


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krokodilstraene
1 Monat 8 Tage

Was soll man auch erwarten, wenn wir sogar fürs Sche.ßpapier die höchsten Preise bezahlen müssen…???

Doolin
Doolin
Kinig
1 Monat 8 Tage

…wer net Hotelier oder Gastronom ist, hat da nichts zu lachen…

Vonmiraus
Vonmiraus
Tratscher
1 Monat 8 Tage

Wenn ich sehe, dass fast alle Familien 2 Autos besitzen, E-bikes sowieso, mindestens 2× in den Urlaub fahren/fliegen, Markenklamotten tragen, mehrere, teure Hobbys haben, dann frage ich .Mich warum alle jammern.

krokodilstraene
1 Monat 8 Tage

…wahrscheinlich weil die Zinsen für die Kredite für das ganze Zeugs so hoch sind…
😉 😉

N. G.
N. G.
Kinig
1 Monat 8 Tage

Genau meine Rede! Das wollen sie hier aber nicht wahr haben. Ist abet nicht wirklich wichtig, denn es sind immer die Selben die sumpern.

Schlaubi Schlumpf
Schlaubi Schlumpf
Grünschnabel
1 Monat 8 Tage

I gib dir teilweise Recht, ober i glab dass der Schein a bissl trügt…..i bin mir sicher dass es in Südtirol viele “reiche” Südtiroler gib de sich de Sochen ohne Probleme leisten kennen.
Donn gibs ober no viel mear “möchtegernreiche” de in die wirklich reichen nocheifern und moanen mitholten zu miaßn…de kafn donn Autos, E-Bike, Urlaube und so über Kredite, ohne wirklich is Geld für den Luxus zu hoben.
Und donn schaugs für die “ormen” Südtiroler donn so aus als kanntn sich den Luxus do ba ins fost olle leisten.

N. G.
N. G.
Kinig
1 Monat 8 Tage

Was stimmt an dem Bericht und Daten darin nicht?
Da wird erklärt das die Menschen zu wenig Geld hätten und im letzten Teil die Aussage, viele denken sie könnten in den nächsten 12 Monaten etwas ansparen???
Da wird die Stimmung det Gesellschaft erhoben und inwieweit diese mit der effektiven finanziellen Situation übereinstimmt bezweifle ich sehr! Wie sonst, kann man trotzdem sparen?

Goennenihrwichtigtuer
Goennenihrwichtigtuer
Universalgelehrter
1 Monat 8 Tage

I hear aus deiner Volksnahen Art in Scholz Olaf außer… 😝 wieso esst es a wos onders außer Reis!? “Warum essen sie dann keinen Kuchen” soll laut Legende a mol uane gsog hoben… 😉

Aurelius
Aurelius
Kinig
1 Monat 8 Tage

kein Wunder überall sind wir in Südtirol am teuersten und die Löhne stragieren seit 10 Jahren

NaSellSchunSell
NaSellSchunSell
Superredner
1 Monat 8 Tage

tja, kein Wunder, oder? Da schaut man doch ein klein wenig neidisch nach Deutschland (der Artikel ist von heute!):

https://www.tagesschau.de/wirtschaft/verbraucher/konsumstimmung-kauflaune-100.html

horst777
horst777
Tratscher
1 Monat 8 Tage

Sollte doch kein Problem sein für uns Südtiroler*innen. Wir sind der begehrteste Ort Europas, haben die stärkste Wirtschaft die beste Autonomie und die am best bezahltesten Arbeitnehmer*innen mit den reichsten und besten Unternehmer*innen weltweit.

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