Von: luk
Sterzing – Dem Welttag des Wassers wurde in den über dreißig Jahren seines Bestehens wohl noch nie so viel Aufmerksamkeit geschenkt wie in diesem Jahr. Besonders in Südtirol wird nach 18 Monaten der Niederschlagsarmut schmerzlich bewusst, dass Wasser ein endliches Gut ist und immer endlicher wird. Jetzt gilt es alle Quellen zu nutzen – eine davon steht erstaunlicherweise im Stall.
Immer wieder rückt die Landwirtschaft ins Zentrum, wenn es um die Frage des Wasserverbrauchs in Südtirol geht. Dass beispielsweise die Milchwirtschaft auch Teil der Lösung sein kann, zeigt biwi, die Biogasanlage im Wipptal auf vielerlei Art und Weise. Bei biwi wird ein Ansatz verfolgt, bei dem Mist und Gülle aus der Milchwirtschaft restlos verwertet werden. Das entstehende Gas wird zu hochwertigem Biomethan verarbeitet, das wiederum zu Bio-LNG verflüssigt wird, mit dem Fahrzeuge wie Lkw betankt werden können. Daneben entsteht CO2, das für die Lebensmittelindustrie nutzbar gemacht wird. Aus den flüssigen Anteilen wird Düngerkonzentrat extrahiert und übrig bleibt … klares Wasser.
Ein Aquarium als Symbol
Bei einem Besuch der biwi-Anlage fällt ein Aquarium auf, das etwas deplatziert wirkt. Doch die Fische schwimmen im Wasser, das aus der Gülle gewonnen wurde und es geht ihnen prächtig. Bis auf die wenigen Liter für das kleine Aquarium wird das von biwi zurückgewonnene Wasser, dessen Qualität kontinuierlich kontrolliert wird, direkt in den Pfitscherbach geleitet. Manfred Gius, Geschäftsführer von biwi wird oft zum Thema Nitrat befragt, das durch die Milchwirtschaft ins Grundwasser gelangen kann. „Wir von biwi sammeln die Gülle von den Bauern ein und geben ihnen genau die benötigte Düngermenge, also lösen wir damit die Nitrat-Problematik. Und wir gewinnen das Wasser zurück, das sonst, überspitzt formuliert, das Nitrat in Richtung Grundwasser sickern lassen würde.“
Überraschende Wassermengen
Doch wie viel Wasser kann durch die betriebene Umkehrosmose bei biwi wieder in den Naturkreislauf gelangen? Kann aus Gülle wirklich eine substanziell relevante Wassermenge gewonnen werden? Gius hat eine bildhafte Antwort parat: „Bei Volllast gewinnen wir ca. 50.000 m3 pro Jahr. Das entspricht dem Jahresverbrauch eines ganzen Dorfes mit 1.000 Einwohnern!“ Not macht bekanntlich erfinderisch und hier gibt es bereits eine Erfindung, die schnell und breit angelegt gegen die Wassernot im Land genutzt werden könnte. Damit die Quellen, die in unseren Kuhställen stehen, endlich überall angezapft werden und ihren Beitrag zur angestrebten Kreislaufwirtschaft leisten können.