Von: luk
Laimburg – Aktuelle Versuche im Obst- und Weinbau haben gestern das Versuchszentrum Laimburg und die Fondazione Edmund Mach vorgestellt.
Im vergangenen Jahr wurden in Südtirol insgesamt 848 ökologisch wirtschaftende landwirtschaftliche Betriebe sowie 44 gemischte Betriebe (mit konventionellen Kulturen) gezählt. Im Obstanbau entfällt der Großteil der Fläche auf Kernobst (Äpfel, Birnen) mit einem Anteil von 7,9 Prozent an der Obstanbaufläche Südtirols. Der biologische Weinanbau wird auf 4,7 Prozent der Weinbaufläche Südtirols betrieben. Die biologisch angebauten Produkte werden in insgesamt 295 Betrieben aufbereitet und vermarktet.
Schwerpunkte der diesjährigen Versuchsvorstellungen am Versuchszentrum Laimburg waren die Ertragsregulierung mittels Schwefelkalkbrühe oder Paraffinöl, der Einsatz von sogenannten Keep-In-Touch®-Systemen gegen Pilzbefall bei der Sorte Cripps Pink/Pink Lady® und die Förderung der funktionellen Biodiversität in Obstanlagen. Zudem haben die Experten des Versuchszentrums in einem Tastversuch vorgestellt, wie Heizwasserdampf als Alternative zum Herbizid bzw. zur mechanischen Unkrautregulierung gegen Beikräuter im Baumstreifen eingesetzt werden kann.
Die Ertragsregulierung – das Ausdünnen – ist ein Dauerbrenner im Obstbau. Einerseits wurde im Versuchszentrum Laimburg wurde der Einsatz der Schwefelkalkbrühe zur Blütenausdünnung auf neuen Sorten wie Nicoter oder Bonita getestet, um zu klären, wie empfindlich diese darauf reagieren. zudem wurden Versuche mit dem Eko-Oil-Spray (Paraffinöl) durchgeführt. Dieser soll den Junifall an Bäumen mit unterschiedlichem Wachstum bzw. an Bäumen, an denen ein Wurzelschnitt durchgeführt wurde, fördern. “Das unterschiedliche Wachstum der Bäume hatte keinen eindeutigen Einfluss auf die Ausdünnungswirkung. Wird der Wurzelschnitt im zeitigen Frühjahr durchgeführt, verstärkt er die Wirkung der Ausdünnung”, fasst Markus Kelderer, Leiter des Sachbereichs Ökologischer Obstbau am Versuchszentrum Laimburg die Versuchsergebnisse zusammen.
Die Apfelsorte Cripps Pink, die unter dem Markennamen Pink Lady® vertrieben wird, ist bei Konsumenten wie Produzenten beliebt: Konsumenten schätzen sie wegen ihres Geschmacks und ihres ansprechenden Aussehens, Produzenten wegen hoher Erträge und guter Auszahlungspreise. Den ökologisch wirtschaftenden Obstbauer hingegen konfrontiert die Sorte mit einigen Problemen: “Die lange Vegetationszeit fördert in Südtirol vor allem im Herbst den Befall der Früchte mit verschiedenen Pilzen – Schorf, Alternaria, Rußflecken und Regenflecken – wobei sich dieser Befall häufig erst nach der Lagerung zeigt”, erklärt Ewald Lardschneider vom Versuchszentrum Laimburg. Der Sachbereich Ökologischer Anbau des Versuchszentrums Laimburg hat darum im vergangenen Herbst einen Versuch zur Regulierung der Pilzkrankheiten im Biologischen Anbau durchgeführt. Eine interessante Möglichkeit, den Pilzbefall in den Griff zu bekommen, stellen Keep-In-Touch®-Systeme dar, die es ermöglichen, die Reihen komplett einzunetzen. Diese Systeme sind aber noch nicht zur Gänze ausgereift: “Das System ist sehr teuer, die Befestigung am Stützgerüst noch nicht ideal ausgearbeitet, das Öffnen und Schließen der Netze gestaltet sich zeitaufwändig und die Lebensdauer ist noch nicht abgeklärt”, unterstreicht Markus Kelderer, der das System mit seinem Team getestet hat. “Andere offene Fragen sind, welche Auswirkungen das System auf die Qualität der unterschiedlichen Apfelsorten hat und welchen Einfluss es auf die Applikationstechnik ausübt, wenn zusätzliche Behandlungen notwendig sind.”
Am Versuchszentrum Laimburg werden seit vergangenem Jahr mehrere Versuche mit in Fahrgassen angelegten Blühstreifen durchgeführt. Diese Blühstreifen sollen sich mehrjährig in den Anlagen etablieren und während der ganzen Vegetationsperiode für ein Angebot an blühenden Pflanzen sorgen, welche nützliche Insekten als natürliche Gegenspieler gegen Schädlinge wie die Mehligen Apfelblattlaus oder die Obstmade anlocken.
Das Projekt ist 2015 aufgrund von Trockenheit und Verdrängung durch andere konkurrenzstarke Arten eher zögerlich angelaufen. Heuer zeigen sich die Streifen erstmalig in ihrer vollen Blütenpracht und uns ist es gelungen, bereits zahlreiche Nützlinge wie Marienkäfer, Florfliegenlarven oder Schwebfliegen anzulocken, freut sich Projektmitarbeiter Josef Telfser.
Die Versuche an der Laimburg sind Teil des EU-finanzierten Projekts Ecoorchard, das erforscht, wie durch die Förderung von funktioneller Agrobiodiversität in ökologisch bewirtschafteten Obstanlagen der Schädlingsbefall und der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln reduziert werden können. Finanziert wird Ecoorchard vom europäischen Förderprogramm für die ökologische Landwirtschaft CORE Organic Plus. Am Projekt sind außer dem Versuchszentrum Laimburg weitere neun Partnerinstitutionen aus neun verschiedenen Ländern beteiligt.