Tentino-Südtirol positiv im europäischen Vergleich

Autonomie am Arbeitsplatz: Südtirol im Mittelfeld

Dienstag, 21. Mai 2024 | 11:06 Uhr

Von: Ivd

Bozen – Wie sind die Arbeitsbedingungen im Bundesland Tirol, in Südtirol und im Trentino? Um dieser Frage nachzugehen, haben die Euregio und ihre Partnerinstitute Arbeiterkammer Tirol, AFI | Arbeitsförderungsinstitut Südtirol und Agenzia del lavoro im Trentino im Jahr 2021 eine umfassende Befragung mit 4.500 Interviews (1.500 pro Landesteil) durchgeführt. Bei der heutigen Präsentation der Studie, die nach dem Rotationsprinzip diesmal in Trient stattfand, wurden aufschlussreiche Erkenntnisse über das Ausmaß des autonomen Arbeitens und der Mitwirkung an beruflichen Entscheidungen präsentiert. Die aktuelle Publikation umfasst dabei Teilaspekte wie etwa die eigenständige Wahl des Arbeitstempos, der Arbeitsmethoden oder der Reihenfolge der Arbeitsaufgaben.

Das Trentino hebt sich positiv ab

Innerhalb der Euregio bestehen besonders für Berufstätige im Trentino ausgeprägte Möglichkeiten, ihre Arbeitsweise individuell zu gestalten, denn sowohl was das Tempo und die Methoden als auch die Reihenfolge der Arbeit angeht, nimmt Trient im Vergleich zu Südtirol und Tirol die Spitzenposition ein. So gaben beispielsweise 60 Prozent der Befragten im Trentino an, ihr Arbeitstempo „häufig oder immer“ selbst wählen zu dürfen, wohingegen dem auch 48 Prozent der Südtiroler und 47 Prozent der Tiroler Befragten zustimmen konnten.  Auch gegenüber den für die Europaregion wichtigen Vergleichsländer Österreich, Italien, Deutschland und Schweiz, schneidet das Trentino bei den meisten Themenstellungen mit sehr erfreulichen Werten ab. Südtirol punktet hingegen bei der Einbindung in die Entscheidungsfindung am Arbeitsplatz und liegt hier mit 67 Prozent vor Tirol (64 Prozent) und dem Trentino (53 Prozent).

Höherer Bildungsabschluss = höherer Gestaltungsspielraum

Ein höherer Bildungsabschluss wirkt sich in der Regel positiv auf das Ausmaß der individuellen Arbeitsgestaltung aus. Auch die Möglichkeit, an der gemeinsamen Entscheidungsfindung am Arbeitsplatz teilzunehmen, ist für Personen mit einem sekundären oder tertiären Bildungsabschluss häufiger gegeben. Des Weiteren berichten neben Führungskräften und Personen in akademischen Berufen auch Fachkräfte aus der Land- und Forstwirtschaft häufiger von einem hohen Ausmaß an Gestaltungsspielraum im Arbeitsalltag als etwa Bedienende von Anlagen und Maschinen oder Hilfsarbeitskräfte.

Dienstleistungssektor im Vorteil?

Auch die Branche, in denen die Menschen beschäftigt sind, spielt eine entscheidende Rolle. Wirtschaftszweige wie die öffentliche Verwaltung oder das Verkehrs- und Lagerwesen, die im ersten Fall von starren Hierarchien und im zweiten von rigiden Arbeitszeiten geprägt sind, weisen im Vergleich zum Euregio-Schnitt geringere Möglichkeiten zum autonomen Arbeiten auf. Beschäftigte aus dem Bereich der Finanzdienstleistungen oder der „Sonstigen Dienstleistungen“, zu denen unter anderem Beratungsunternehmen gehören, können ihren Arbeitsalltag hingegen flexibler gestalten und häufiger an beruflichen Entscheidungen mitwirken.

Warum Gestaltungsspielraum wichtig ist

Wie die arbeitswissenschaftliche Forschung belegt, wirkt sich eine autonome Arbeitsweise positiv auf die Mitarbeiterzufriedenheit und -motivation aus. Mehr Entscheidungsfreiheit in der Arbeitsgestaltung und individuellen Mitbestimmung im beruflichen Leben führt dazu, dass Beschäftigte mehr Freude an ihrer Arbeit haben und ein höheres psychisches Wohlbefinden aufweisen. Daher kann autonomes Arbeiten zu einer höheren Mitarbeiterbindung an das Unternehmen und somit zu einem wettbewerbsfähigeren Arbeitsmarkt in der Europaregion führen.

Bezirk: Bozen