Von: mk
Bozen – Das Problem ist offenbar akut: Der Vorstand des Unternehmensverbandes Confesercenti hat sich in Bozen getroffen, weil Bars und Restaurants zunehmend über Personalmangel klagen.
Bars und Restaurants suchen offenbar händeringend nach Kellnern und Mitarbeitern in der Küche. Die Bereitschaft, erworbene Qualifikationen anzuerkennen und auch entsprechend zu entlohnen, ist bei den meisten Betreibern durchaus gegeben. Trotzdem ist die Situation nicht leicht einschätzbar, zumal sich die Bedürfnisse von Arbeitnehmern im Sektor gewandelt haben.
Blickt man im Internet auf Arbeitsvermittlungsseiten des Landes, findet man viele Bewerber, die nicht sofort eine Stelle, sondern erst in zwei oder drei Wochen antreten wollen. Für die Betreiber von Bars und Restaurants ist dies nicht nur paradox, sondern oft auch nervenaufreibend – vor allem, wenn sie sofort neue Mitarbeiter benötigen.
Junge Leute, die in der Küche oder im Speisesaal Karriere machen wollen, bevorzugen heutzutage außerdem Arbeitsplätze, bei denen sie auf Reisen gehen – wie auf Schiffen –, oder wo sie viel Neues lernen, etwa in größeren Hotels.
Dazu kommt: Viele junge Leute wollen nicht am Samstagabend arbeiten, sondern akzeptieren nur Bereitschaftsdienste. Das macht in einem Betrieb im Gastgewerbe vieles komplizierter.
„Unter 40 haben wir praktisch niemanden“, erklärt Luca Bonato von der Bierbrauerei Il Romagnolo. Es mangle einfach an Verfügbarkeit. Gleichzeitig wird davor gewarnt, die jüngere Generation vorschnell zu verurteilen. „Es gibt Leute, die sich sogar für zwei Jobs anbieten“, sagt Elio Simoni vom Betrieb Tortuga Beer and Pizza. Tortuga und Charro’s zum Beispiel würden sich beispielsweise einen Lehrling teilen und die Zusammenarbeit laufe sehr gut. Solche Synergien seien in gewissen Fällen deshalb attraktiv, weil jungen Menschen sich so in verschiedenen gastronomischen Kontexten Erfahrung erwerben.
Wie viel verdient man als Kellner am Anfang?
Das Einstiegsgehalt für einen Kellner beläuft sich auf und 1.300 Euro Netto – allerdings mit der Möglichkeit, bei einer Arbeitszeit von 40 Stunden verteilt auf sechs Tage pro Woche und einem freien Tag Zuschläge zu erhalten. Viele Betriebe verteilen außerdem ein 13. und 14. Monatsgehalt gleichmäßig übers Jahr und zahlen die Abfertigung in einen Pensionsfonds ein. Auch dadurch erhöht sich der monatliche Nettolohn.
Gleichzeitig erinnern die Unternehmer daran, dass häufig der Irrglaube vorherrscht, Kellnern sei ein einfacher Job, den jeder beherrscht. Dem ist nicht so: Neben Geschicklichkeit und dem richtigen Timing muss ein Kellner den Überblick bewahren und mit den Gästen stets freundlich bleiben, auch wenn es viel zu tun gibt. Neue Angestellte müssten oft komplett neu eingearbeitet werden, erklären die Unternehmer.
Um den Personalmangel zu begegnen, greifen Restaurant- und Barbetreiber oft auf Universitätsstudenten zurück, die mit Gelegenheitsjobs nebenher ein paar Euro extra verdienen wollen. Doch das reicht offenbar nicht aus, um die Lücke zu füllen. Dass viele Gastwirte ihre Mitarbeiter schwarz anstellen, wollen die Unternehmer nicht auf sich sitzen lassen. Das sei ein Vorurteil, das der Branche insgesamt schade.