Von: mk
Pfatten – Der Name „LIDO“ ist mehr als passend zum „Summer Special“ der Obstbauseminars, zu welchem der Verein der Absolventen Landwirtschaftlicher Schulen (A.L.S.) an Pfingsten mehr als 100 Bauern in das Versuchszentrum Laimburg brachte. Allerdings geht es bei diesem LIDO nicht um Freizeit und Abkühlung, sondern um die perfekte Obstanlage der Zukunft.
Sparsam, vollautomatisch, digitalisiert – rundum nachhaltig: LIDO steht für Laimburg Integrated Digital Orchard und meint eine Apfelanlage, wo Versuche mit neuester Technologie durchgeführt werden. Auf rund einem halben Hektar stehen Apfelbäume der besonders anspruchsvollen Sorte Rosy Glow, erzogen im 2D-System (Mehrachs- oder Guyot-Erziehung) – und umgeben von allerlei Leitungen, Sensoren, Meßgeräten und computergesteuerten Stationen zur Datenverarbeitung und -übertragung. Die Anlage wurde vom Versuchszentrum Laimburg mit Unterstützung des EU-Strukturfonds EFRE errichtet.
Der Koordinator der Arbeitsgruppe Obstbauseminar des A.L.S., Klaus Kapauer, begrüßte über 100 Bauern; die Laimburg-Experten Walter Guerra (Pomologie) und Martin Thalheimer (Boden, Düngung und Bewässerung) erläuterten in der Versuchsanlage die neuesten technischen Systeme und Möglichkeiten.
Eine echte Premiere präsentierte Walter Guerra: eine automatische, fix installierte Sprühanlage zur Applikation von Pflanzenschutzmitteln; sie wurde zur Vorführung mit Wasser in Betrieb gesetzt. Computergesteuert sprüht sie schubweise in genau definierter Dosierung von oben auf die Apfelbäume und reinigt sich anschließend von selbst. Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Behandlungen können auch ferngesteuert – und somit nur im akuten Bedarfsfall – in Gang gesetzt werden. Die Ausbringung eines Mittels erfolgt zeitgleich mit höchster Effizienz in der gesamten Anlage, ohne dass ein Traktor durch die Baumreihen fahren muss und spart darüber hinaus Wasser und Energie. Auch die Abdrift wird damit stark reduziert.
Das System wird derzeit auf Praxistauglichkeit getestet – es gilt zu prüfen, wie unterschiedliche Flüssigkeitsbeschaffenheit, Wasserqualitäten und Temperaturen sich auf die Düsen auswirken; wie wirksam die Applikation aus der Höhe tatsächlich ist und anderes mehr. Auch sind noch rechtliche Fragen zu klären – eine derartige Anlage darf in Südtirol derzeit nur im Testbetrieb zum Einsatz kommen.
Martin Thalheimer erläuterte dagegen mehrere Versuchssysteme zur Prüfung des Wasserbedarfs der Pflanzen – entwickelt von verschiedenen spezialisierten Unternehmen, aber auch Eigenentwicklungen. Sie reichen vom bereits bekannten Tensiometer zur Messung der Bodenfeuchte über die Messung des Wassergehalts im Boden mithilfe von Satellitentechnik bis hin zur Erkennung des Wasserbedarfs einer Pflanze durch Sensoren auf den Blättern, welche die Verdunstung laufend kontrollieren. Alle Systeme senden ihre Daten über Internet oder Funk an den Bauern.
Die Teilnehmer am A.L.S.-Obstbauseminar „Summer Session“ zeigten sich überaus interessiert und stellten den Referenten viele Fragen. Im Seminar wurden anschließend auch weitere Themen behandelt, darunter der Rußtau-Komplex, die Restwasser-Aufbereitung und neue Strategien in der Vermarktung.