Initiative aus Rom wird begrüßt

Bauernbund: „Wir brauchen kein Laborfleisch“

Donnerstag, 30. März 2023 | 16:22 Uhr

Von: mk

Bozen – Die italienische Regierung hat ein Verbot von Fleisch, das aus Zellkulturen gewonnen wird, auf den Weg gebracht. Wie italienische Bauernverbände begrüßt auch der Südtiroler Bauernbund das Verbot, denn viele Fragen seien noch nicht geklärt, allen voran der generelle Nutzen für die Umwelt und die Auswirkungen auf die Gesundheit.

Der italienische Landwirtschaftsminister Francesco Lollobrigida macht mit dem Schutz der kulinarischen Tradition ernst. Der Ministerrat in Rom hat einen Gesetzesvorschlag des Ministers gutgeheißen, der die Herstellung, den Verkauf und den Handel von Fleisch, das im Labor aus Zellkulturen gezüchtet wird, verbietet.

Der Südtiroler Bauernbund begrüßt die Initiative Lollobrigidas. „Wir brauchen kein Laborfleisch. Fleisch soll Fleisch bleiben und nicht Gegenstand von Experimenten werden. Lebensmittel bzw. die Rohstoffe sollen weiterhin in der Natur wachsen und etwas Natürliches bleiben und nicht künstlich in Laboren hergestellt werden“, findet Bauernbund-Obmann Leo Tiefenthaler. „Zudem sind noch viele Fragen zur Umweltbilanz, zum Tierwohl und zur Unbedenklichkeit für die Gesundheit offen.“

In der Tat nehme die Zahl der Experten zu, die den Nutzen von In-Vitro-Fleisch in Frage stellen, auch wenn die Entwicklung erst am Anfang steht. So soll Laborfleisch deutlich weniger nachhaltig sein als allgemein angenommen. Sicher ist, dass es für die Herstellung von Laborfleisch sehr viel Energie braucht, besonders für die Bioreaktoren, was sich auf die Treibhausgasbilanz niederschlägt: Diese ist bei In-Vitro-Fleisch schlechter als etwa bei der Herstellung von herkömmlichem Geflügelfleisch, wie Modellrechnungen zeigen.

Auch die Produktionsverfahren von Laborfleisch selbst sind kritisch zu hinterfragen, denn die Basis für das Fleisch aus dem Labor sind Stammzellen, die aus dem Muskelgewebe von Tieren gewonnen werden. Damit sich die Fleischzellen optimal zu Muskelfasern entwickeln können, braucht es fetales Kälberserum. „Bei der Entnahme des Serums werden die Kälber und häufig auch ihre Mütter getötet. Daher ist auch der Aspekt des Tierwohls kritisch zu hinterfragen, und Laborfleisch für Tierschützer daher tabu“, so der Bauernbund.

Nicht zuletzt müssten sich die Befürworter von synthetischem Fleisch die Frage stellen, ob Konsumentinnen und Konsumenten künstlich gezüchtetes Fleisch überhaupt auf ihren Tellern haben wollen. Bisher jedenfalls gebe es so gut wie kein Land weltweit, das Laborfleisch als Nahrungsmittel zugelassen hat. „Daher sollten wir besser in die Nachhaltigkeit der traditionellen Fleischherstellung investieren als in Laborfleisch“, so Tiefenthaler.

Für Konsumenten, die Fleisch essen möchten, gleichzeitig aber das Tierwohl und die Umwelt im Blick haben, hat Leo Tiefenthaler einen Tipp: „Am besten ist, nicht zu viel Fleisch zu essen. Das Fleisch, das aber gegessen wird, sollte aus heimischer Herkunft sein. Damit ist sichergestellt, dass die Wege kurz sind und das Tier nicht aus Massentierhaltung stammt, sondern auf Höfen gelebt hat, wo die Bäuerinnen und Bauern ihre Tiere noch beim Namen nennen.“

Bezirk: Bozen