Von: luk
Bozen – Die Sommerausgabe des Wirtschaftsbarometers vom WIFO − Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen zeigt eine Verbesserung des Geschäftsklimas im Baugewerbe im Vergleich zur vorherigen Frühjahrserhebung. Die Erholung scheint aber noch nicht gefestigt, insbesondere was die Investitionstätigkeit betrifft. Dies ist teilweise auf die höheren Preise für Baumaterialien und die Unsicherheit über die zukünftige Nachfrage aus dem privaten Sektor zurückzuführen.
Die Sommerumfrage des Wirtschaftsbarometers zeigt eine Verbesserung des Geschäftsklimas in der Südtiroler Bauwirtschaft: Knapp vier von fünf Unternehmen sind zuversichtlich, heuer eine (zumindest) zufriedenstellende Ertragslage zu erreichen. Die Unternehmer/innen berichten von einem Umsatzplus im Vergleich zum Vorjahr, vor allem auf dem Südtiroler Markt. Positiv zu bewerten ist auch die Auslastung der Produktionskapazität der Betriebe, die im Tief- und Hochbau durchschnittlich bei über 90 Prozent liegt.
Die Beschäftigungsentwicklung im Baugewerbe ist weiterhin positiv. In den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres lag die Zahl der Arbeitnehmer/innen durchschnittlich bei über 18.000, was einer Zunahme um 2,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht.
Kritischer beurteilen die Unternehmen die Entwicklung der Rahmenbedingungen. Dies gilt insbesondere im Hinblick auf die steigenden Kosten, die von der starken Teuerung der Baumaterialien angetrieben werden. Darunter leidet die betriebliche Wettbewerbsfähigkeit und viele Unternehmen waren gezwungen, die Preise für die Kund/innen zu erhöhen. Darüber hinaus ist die Investitionstätigkeit weiterhin gedämpft, aufgrund der großen Unsicherheit über die künftige Nachfrageentwicklung, insbesondere im privaten Sektor. Allerdings haben sich die Bewertungen der Unternehmen zu den Bedingungen für den Kreditzugang und zur Zahlungsmoral der Kund/innen im Vergleich zur Frühjahrsumfrage leicht verbessert.
Betrachtet man die einzelnen Branchen des Baugewerbes, so zeigt sich vor allem im Tiefbau ein gewisser Optimismus: Neun von zehn Unternehmen sind zuversichtlich, das laufende Jahr mit einem „befriedigenden“ (wenn auch nur sehr selten wirklich „guten“) Betriebsergebnis abschließen zu können. Die Rentabilitätserwartungen im Hochbau und im Baunebengewerbe unterscheiden sich hingegen stark zwischen den einzelnen Unternehmen und die Ertragslage wird in mehr als einem Fünftel der Fälle weiterhin als schlecht bewertet.
Michl Ebner, Präsident der Handelskammer Bozen, betont die Notwendigkeit, die Investitionen zu unterstützen: „Trotz Anzeichen der Besserung haben viele Sektoren der Südtiroler Wirtschaft das Vorkrisenniveau noch nicht erreicht. In dieser Phase ist es wichtig, dass die öffentliche Hand verstärkt in die Infrastruktur investiert und damit gleichzeitig die Grundlage für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit unseres Wirtschaftssystems schafft.“
Nachfolgend die Stellungnahmen der Vertreter der Wirtschaftsverbände:
Michael Auer, Präsident Kollegium der Bauunternehmer
„Der Bau hat sich auch während der Coronakrise als sicherer Arbeitgeber bewiesen. Allerdings gibt es große Unsicherheiten für die Zukunft: der Anstieg der Preise für Rohstoffe und Baumaterialien, die Schwierigkeiten in der Umsetzung des Landesgesetzes Raum und Landschaft und der Regelung des 110%-Ökobonus sowie die Frage, ob die Mittel des Recovery Fund auch den heimischen Unternehmen zu Gute kommen.“
Martin Haller, Präsident lvh Wirtschaftsverband Handwerk und Dienstleister
„Die gute aktuelle Auftragslage stimmt uns positiv. Nichtsdestotrotz gibt es derzeit einige Zweifel und Unklarheiten von Seiten der Bauherren, Planer und Bauunternehmen, die diese Stimmung trüben. Unsicherheiten in der Projektierungs- und Planungsphase können sich nämlich – zeitlich verzögert – negativ auf die Ausführungsphase auswirken und dies hätte wiederum negative Auswirkungen auf das Baugewerbe.“
Maurizio Lazzarini, Präsident CNA-SHV Bauwesen
„Der Bausektor wird in den kommenden Jahren – auch dank der umfangreichen Mittel des Recovery Plan – einen starken Wachstumsimpuls geben können, vorausgesetzt, es wird ein harmonischer Rechtsrahmen festgelegt, der die übermäßige Heterogenität der Verordnungen zum Bauwesen überwindet. Ein sofort umsetzbarer Ansatzpunkt könnte darin bestehen, steuerliche Begünstigungen strukturell zu gestalten, vom 110-Prozent-Superbonus bis hin zu kleineren Anreizen.“