WIFO-Wirtschaftsbarometer Frühjahr 2024 

Baugewerbe in Südtirol: Positives Jahr 2023, nachlassender Umsatz 2024

Mittwoch, 03. April 2024 | 10:37 Uhr

Von: luk

Bozen – Fast alle Unternehmen im Südtiroler Baugewerbe sind mit der Ertragslage im vergangenen Jahr zufrieden. Für 2024 wird hingegen mit einem deutlichen Umsatzrückgang, vor allem im Tief- und Hochbau sowie mit einer weiteren Abnahme der Investitionen gerechnet. Die Rentabilität wird aber voraussichtlich erhalten bleiben, auch deshalb, weil die Kostensteigerungen geringer ausfallen dürften als in den Vorjahren, insbesondere bei den Baustoffen. Dies geht aus der Frühjahrsausgabe des Wirtschaftsbarometers vom WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen hervor.

Die Bewertungen der Unternehmen des Südtiroler Baugewerbes zum Geschäftsjahr 2023 sind positiv: Die Ertragslage wird von 94 Prozent der Unternehmen zumindest als befriedigend beurteilt, in rund einem Drittel der Fälle sogar als gut. Das Arbeitsvolumen blieb auf hohem Niveau, mit einer Auslastung der Produktionskapazität von über 90 Prozent sowohl im Hoch- als auch im Tiefbau. Die Umsätze nahmen zu, auch dank der Preiserhöhungen. Was die Beschäftigung anbelangt, so gab es im Baugewerbe im Jahr 2023 durchschnittlich rund 18.000 Beschäftigte und damit in etwa so viele wie im Vorjahr.

Für das Jahr 2024 erwarten die Unternehmen des Baugewerbes einen Umsatzrückgang, was auf die geringere Nachfrage aufgrund der hohen Zinssätze und den Abbau von Steueranreizen auf Staatsebene zurückzuführen ist. Dies wird viele Unternehmen dazu veranlassen, ihre Investitionen weiter zu reduzieren, um die Rentabilität zu erhalten. Letztere wird jedoch vom geringeren Druck auf die Produktionskosten profitieren und in den meisten Fällen befriedigend sein. Die Beschäftigung wird voraussichtlich auf dem hohen Niveau des vergangenen Jahres bleiben, wobei sich die Neueinstellungen auf die größeren Unternehmen konzentrieren werden.

Betrachtet man die verschiedenen Branchen des Baugewerbes, so sind es der Tiefbau und der Hochbau, die einen stärkeren Umsatz- und Investitionsrückgang erwarten. Mehr Optimismus gibt es hingegen im Baunebengewerbe (Installation und Fertigstellung von Gebäuden), wo die Rentabilität heuer für fast alle Unternehmen zumindest befriedigend, in einem Drittel der Fälle sogar gut ausfallen soll.

Der Präsident der Handelskammer Bozen, Michl Ebner, weist auf die Wohnungsnot hin: „Eines der größten Hindernisse für Südtirolerinnen und Südtiroler sowie Personen, die aus Arbeitsgründen nach Südtirol ziehen wollen, ist die Suche nach bezahlbarem Wohnraum. Eine intelligente Nutzung von leerstehendem Wohnraum, z.B. durch Sanierungen sowie der Bau neuer Wohnungen – wo möglich – würde dieses Problem lindern und gleichzeitig die Nachfrage im Bausektor erhöhen.“

Die Stellungnahmen der Vertreter der Wirtschaftsverbände:

Michael Auer, Präsident Baukollegium

„Es stehen große Herausforderungen für die Wirtschaft und die Mitarbeiter/innen an. Eines der größten Probleme das es zu lösen gilt, ist die Schaffung von leistbarem Wohnraum. Dennoch bin ich zuversichtlich, dass wir gut aufgestellt sind und diese Herausforderungen meistern werden.“

Rodolfo Gabrieli, Präsident CNA-SHV Bauwesen

„Nach der Zeit des 110-Prozent-Superbonus befindet sich der Sektor an einem Scheideweg. Einerseits werden die Anreize zurückgeschraubt, andererseits bringen die Ziele der EU-Gebäuderichtlinie die Debatte über die Gestaltung einer neuen Bauphase wieder in Gang. Vorrangig geht es darum, die Anreize als Teil eines Systems zur Förderung der Energieeffizienz neu zu organisieren. Dies sollte wirksam und nachhaltig für die öffentlichen Finanzen und den Markt sein.“

Fritz Ploner, Obmann der Baugruppe im lvh

„Leider sind aufgrund von erhöhten Finanzierungskosten und ausgelaufenen Steuererleichterungen Umsatz- und Investitionsrückgänge in den nächsten Monaten zu erwarten. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, müssen Weichen gestellt werden, die Bauvorhaben sowohl für Privatpersonen als auch für öffentliche Körperschaften wieder attraktiver und finanziell realisierbar machen.“

 

Bezirk: Bozen