Von: mk
Mauls – Mit mehr als 600 Arbeitern ist der BBT die derzeit größte Baustelle in Südtirol. Die Zahl der Unfälle liegt weit unter jener auf vergleichbaren Baustellen.
Mehr als 600 Arbeiter von etwa 50 Unternehmen arbeiten auf den Baustellen des Brennerbasistunnel (BBT) in Südtirol. Sie arbeiten in drei Schichten und verrichten ihre Arbeit meist unter Tage, auch am Sonntag. Vor Kurzen machte sich Arbeits- und Gesundheitslandesrätin Martha Stocker auf der größten BBT-Baustelle – das ist jene in Mauls – ein Bild über den Stand der Arbeiten und über die Sicherheitsvorkehrungen und Maßnahmen zur Gewährleistung des Gesundheitsschutzes am Arbeitsplatz. Begleitet wurde sie vom Direktor der Landesabteilung Arbeit, Helmuth Sinn, und dem Direktor des Arbeitsinspektorates, Sieghart Flader.
Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz
“Ich konnte mir nicht nur einen Eindruck über den Fortschritt der Bauarbeiten verschaffen, ich habe gemeinsam mit meinen Mitarbeitern auch im Detail gesehen, wie die Sicherheits- und Gesundheitsbestimmungen angewandt werden, die auf Baustellen dieser Art vorgeschrieben sind”, erklärte Stocker im Anschluss an den Lokalaugenschein. Beim BBT handle es sich um ein sehr großes und hochtechnologisches Projekt, es sei äußerst wichtig, dass für die Sicherheit der Arbeiter die bestmöglichen Vorkehrungen getroffen werden. Hervorgehoben wurde, dass die Zahl der Unfälle, die auf den Baustellen des BBT bisher registriert wurden, weit unter jener auf vergleichbaren Baustellen liegt, etwa bei der Hochgeschwindigkeitsstrecke Bologna-Florenz. Das Arbeitsinspektorat treffe darüber hinaus alle Vorkehrungen, um gesundheitliche Folgen für die Arbeiter, etwa eine Staublunge, zu verhindern. “Darüber hinaus haben wir von Anfang an Wert darauf gelegt, die Bevölkerung und die Entscheidungsträger vor Ort zu informieren und miteinzubeziehen”, erklärte Stocker, es seien auch alle Maßnahmen ergriffen worden, um die Auswirkungen der Arbeiten auf die Umwelt und auf die umliegenden Gemeinden zu verringern. BBT-Vorstand Raffaele Zurlo, der die Landesrätin gemeinsam mit dem Direktor des Konsortiums BBT, Martin Ausserdorfer, durch die Baustelle führte, unterstrich die gute Zusammenarbeit zwischen der Brennerbasistunnel SE und dem Land. Sowohl mit den politisch Verantwortlichen als auch mit den technischen Sachverständigen vor Ort stehe man in gutem Kontakt. Auch deshalb sei es möglich, schnell und effizient zu arbeiten.
Bauarbeiten sollen 2027 abgeschlossen sein
Auch wenn Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz im Mittelpunkt ihres Lokalaugenscheins standen, informierte sich Stocker auch über den Baufortschritt selbst. Die Arbeiten zum BBT haben im Jahr 2007 begonnen und sollen laut Zeitplan im Jahr 2027 abgeschlossen sein. Das Tunnelsystem wird dann – einschließlich des Erkundungsstollens – insgesamt 230 Kilometer lang sein, 82 Kilometer wurden schon gegraben. Die Kosten werden auf insgesamt 8,384 Milliarden Euro geschätzt, 40 Prozent davon trägt die Europäische Union, die restlichen 60 Prozent werden zwischen Italien und Österreich aufgeteilt. Ist das Projekt abgeschlossen, wird die Strecke zwischen Franzensfeste und Innsbruck nur noch 55 Kilometer lang sein – derzeit sind es 75 -, Personenzüge werden bis zu 250 km/h erreichen, Güterzüge bis zu 160 km/h. Ab Ende April wird die neue Tunnelbohrmaschine “Serena” insgesamt 14 Kilometer Erkundungsstollen in Richtung Norden bohren, am Anfang wird sie pro Tag rund 200 Meter zurücklegen. Die Unterquerung des Eisack, für die die Erde unter dem Flussbett gefroren wird, beginnt im September 2018, der Tunneldurchstich im Süden, auf der Höhe des Bahnhofs Franzensfeste, ist für Dezember 2018 geplant. Der BBT ist Teil des Transeuropäischen Verkehrsnetzes TEN-T. Dieses Programm besteht aus insgesamt neun Schienengüterverkehrskorridoren, die Strecke zwischen München und Verona ist Teil des Korridors Skandinavien-Mittelmeer, der insgesamt 9000 Kilometer lang ist.
Aufträge in der Höhe von 2,247 Milliarden
Im Rahmen der Bauarbeiten wurden bisher Aufträge in der Höhe von insgesamt 2,247 Milliarden Euro vergeben, rund 70 Prozent davon, das sind etwas mehr als 1,5 Milliarden Euro, wurde an Joint Ventures vergeben, an denen auch lokale Unternehmen beteiligt sind.