Von: apa
Die Brennerbasistunnel-Errichtungsgesellschaft (BBT SE) hat am Montag die Fertigstellung ihres “komplexesten Bauloses” gefeiert. An der Baustelle namens “H71 Eisackunterquerung” in Südtirol war acht Jahre lang gearbeitet worden, insgesamt wurden über sechs Kilometer Tunnelröhren und Innenschale hergestellt. Das Besondere waren jedoch aufwendige Vereisungsarbeiten, um den Fluss Eisack in seinem ursprünglichen Flussbett belassen zu können.
Der Fluss Eisack wurde untertunnelt und der Boden unter dem Flussbett durch künstliches Gefrieren verfestigt und wasserundurchlässig gemacht, teilte die BBT SE mit. Dafür wurden auf beiden Seiten des Flusses zwei Schächte mit einer Tiefe von je 25 Metern errichtet, um den Vortrieb zu ermöglichen. Anschließend füllte man die Schächte wieder vollständig mit Ausbruchmaterial auf.
Im Südtiroler Wipptal wurden insgesamt 4,5 Kilometer Haupttunnel und 1,5 Kilometer Verbindungstunnel mit der Bestandsstrecke errichtet. Die Haupttunnelröhren verlaufen unter der Autobahn (A22) und der Staatsstraße (SS12).
Für die beiden BBT-Vorstände Gilberto Cardola und Martin Gradnitzer bedeutete der Abschluss der Arbeiten am südlichsten Baulos einen “Wendepunkt” für das gesamte Projekt. Schließlich werde mit jedem abgeschlossenen Bauabschnitt der BBT von der Bevölkerung stärker wahrgenommen: “Gerade das Südportalbauwerk bei Franzensfeste mit der Ein- und Ausfahrt für die künftigen Züge, ist für die Menschen sichtbar”, sagten sie im Rahmen eines Festakts unisono. EU-Koordinator Pat Cox lobte die Eisackunterquerung als “außergewöhnliches Beispiel für technische Innovation.”
Nun beginnt die Renaturierung und am Montag wurden die ersten Bäume im Baustellenbereich eingepflanzt. “In der Endphase der Baustelle ist es von entscheidender Bedeutung, die Baustellenflächen wieder in ihren ursprünglichen Zustand zu versetzen”, erklärte Alessandro Marottoli, Verfahrensverantwortlicher der BBT SE.
Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher (SVP) betonte die Wichtigkeit der Renaturierung: “Es soll hier wieder ein Lebensraum entstehen mit einem Fußballfeld und einem Naherholungsgebiet für die Menschen der Gemeinde Franzensfeste.” Für Tirols Verkehrslandesrat René Zumtobel (SPÖ) war man mit dem Abschluss des Bauloses der Fertigstellung des “nachhaltigen Projekts” BBT “ein weites Stück näher gekommen.”
Der Brennerbasistunnel verläuft zwischen Innsbruck und dem Südtiroler Franzensfeste und wird das Herzstück der neuen Eisenbahnverbindung München-Verona. Es handelt sich dabei um ein Tunnelsystem mit einer Gesamtlänge von über 220 Kilometer. Bis dato wurden 160 Tunnelkilometer vorgetrieben. Der Haupttunnel wird eine Länge von 62 Kilometer haben. Der Fertigstellungstermin des Großprojektes der EU wurde wiederholt nach hinten verschoben. Zuletzt war von einer Inbetriebnahme im Jahr 2032 die Rede, die Gesamtkosten wurden auf rund 10,5 Mrd. Euro geschätzt.