Von: luk
Bozen – Die Gewerkschafts-Organisationen Asgb, Agb-Cgil, Gs, Sgb-Cisl und Uil machen in einer Aussendung auf die Situation der Schulsekretäre in Südtirol aufmerksam.
“Sie verrichten ihre Arbeit leise, pflichtbewusst und fleißig. Ihre Arbeit sieht nach außen hin niemand. Dass das Schulsystem aber gut funktioniert, ist auch ihr Verdienst. Jetzt outen sie sich endlich, denn es brodelt, gewaltig sogar. Gar einige fallen für längere Zeit krankheitsbedingt aus dem Dienst, andere wiederum wechseln in andere öffentliche Strukturen. Andere wiederum kündigen sogar fristlos oder erleiden ein ‘Burnout’.”
Mit der Schulautonomie wurden im Jahr 2000 mit Landesgesetz zahlreiche Arbeitsabläufe, die bis dahin zentral von der Landesverwaltung erledigt wurden, an die Schulen übertragen. Zusätzliches Personal wurde keines eingestellt.
“Die Arbeitsabläufe werden immer komplexer. In den Bereichen Verwaltung und Buchhaltung sind juridische Vorschriften immer vielschichtiger geworden. Rechtliche Fragen und Unklarheiten , bleiben , auch auf Grund fehlender kompetenter AnsprechpartnerInnen bzw. Anlaufstellen oft unbeantwortet. SchulsekretärInnen ihrerseits können aufgrund der persönlichen Einstufung bzw. Berufsbildes, über solche Kenntnisse nicht verfügen. Die doppelt zivilrechtlich eingeführte Buchhaltung hat einen enormen Arbeitsaufwand zur Folge. In sehr vielen Schulen fehlen zudem BuchhalterInnen, die die SekretärInnen bei ihrer Arbeit unterstützen könnten. Die Digitalisierung hat leider nicht, wie geplant, eine Vereinfachung der Abläufe mit sich gebracht. Anwendung und Organisation sind weitaus komplexer und arbeitsaufwändiger als erhofft. Die vielen verschiedenen Computer-und Arbeitsprogramme sind oft nicht auf die Bedürfnisse der verschiedenen Schulen ausgerichtet und fehlerhaft. Eine Einschulung für das Personal ist aus Zeitgründen leider nicht vorgesehen”, so die Gewerkschaften.
“Die Erhebung des Personalbedarfs an Südtirols Schulen beruht auf der sogenannten WIBERA-Studie aus dem Jahr 1992 und ist somit vollkommen überholt und ungeeignet. Durch die Schulautonomie wurde den Schulen Arbeiten, die ursprünglich von der Personalverwaltung und von den Schulämtern erledigt wurden, übertragen. Während andere Ämter von dieser Umschichtung profitierten, wurde für die Mehrarbeit an den Schulen keine Personalaufstockung vorgesehen”, heißt es weiter.
“Während auf Staatsebene zwei Direktoren (Verwaltungs- und didaktischer DirektorIn) vorgesehen sind, gibt es diesen aus nicht nachvollziehbaren Gründen in Südtirol nicht. Dies hat zur Folge, dass die SchulsekretärInnen mit einem doppelten Maß an Verantwortung und verwaltungsmäßiger Arbeitsbelastung konfrontiert werden. Anpassungen des eigenen Profilbildes an die effektiven Zuständigkeiten sowie Gehaltsanpassungen wären seit Jahrzehnten überfällig. Gleichzeitig wird durch diesen ‘Mädchen bzw. Junge für ALLES’-Status das Ansehen und die Wertschätzung der Schulsekretäre, die mittlerweile weit mehr als ‘nur’ die Arbeit einer SekretärIn ausüben, erheblich ramponiert. Damit verbunden der negative Stress am Arbeitsplatz, hervorgerufen durch das Unbehagen und das mangelnde Wohlbefinden am Arbeitsplatz. Diese Tatsache wurde erst kürzlich von der Dienstelle für Arbeitsschutz und Arbeitsrisiko aufgrund einer Erhebung zum Thema ‘Arbeitsbezogener Stress’ dokumentiert. Die Ergebnisse sind ernüchternd und vor allem allarmierend. Das Personal ist einem erhöhtem Arbeits- und Gesundheitsrisiko ausgesetzt”, so die Gewerkschaften.
Aus diesem Anlass hat sich unter den Betroffenen eine Arbeitsgruppe gebildet, der auch Gewerkschaftsvertreter und Delegierte der Berufskategorie angehören, die einen mehrseitigen, detaillierten, technischen Forderungskatalog ausgearbeitet hat.
Trotz Treffen mit den zuständigen politischen Vertretern und Verantwortlichen der zuständigen Stellen, seien die Forderungen bisher leider in keinster Weise berücksichtigt worden. “Die Kategorie der Schulsekretäre verdient es ernst genommen zu werden und fordert gemeinsam mit den fünf Gewerkschafts-Organisationen Agb-Cgil, Asgb, Gs, Sgb-Cisl, Uil, die politischen VertreterInnen mit Nachdruck zum unmittelbaren Handeln auf”, heißt es abschließend.