Von: mk
Bozen – Auf der Landesversammlung des Südtiroler Bauernbundes haben heute drei Familien für die mustergültige Führung ihrer Höfe den Bergbauernpreis 2017 erhalten. Der Preis wird von den Raiffeisenkassen Südtirols gestiftet.
Der Bergbauernpreis ist eine Anerkennung für Menschen, die unter schwierigen Bedingungen Besonderes leisten. „Sie stellen authentische, lokale Qualitätsprodukte her und pflegen die Landschaft. Im Gegensatz zu anderen Regionen in den Alpen werden die landwirtschaftlichen Flächen bei uns noch zur Gänze bewirtschaftet. Dadurch wird die Landschaft attraktiv gehalten, was die Grundlage für den Tourismus und indirekt für die anderen Wirtschaftssektoren schafft“, sagte Bauernbund-Landesobmann Leo Tiefenthaler auf der Bauernbund-Landesversammlung in Bozen. Zudem seien viele Bergbäuerinnen und Bergbauern in Vereinen und Verbänden vor Ort aktiv und würden dazu beitragen, dass Bräuche und Traditionen weiter „gelebt“ werden. „Wir möchten mit diesem Preis allen 6.000 Bergbauern für ihre Leistungen danken, die auch der Gesellschaft zugutekommen, und ihre Leistungen in den Mittelpunkt stellen. Der Preis soll zudem Motivation sein, die zukünftigen Herausforderungen anzugehen.“ Auch der Obmann des Raiffeisenverbandes Südtirol, Herbert von Leon, hob die große Bedeutung der Berglandwirtschaft vor.
Die drei ausgezeichneten Familien sind:
Fam. Giuseppe und Irma Clara, Oriana, Kampill/Gadertal
1.600 Meter Meereshöhe, 103 Erschwernispunkte
Mustergültig bewirtschaften Giuseppe und Irma Clara den Hof Oriana im Weiler Seres in Kampill in der Gemeinde St. Martin in Thurn. Unterstützt werden sie dabei von den Kindern Hubert, Giuliana, Lidia und Carmen. Etwa 18 Hektar Wiesen und etwas mehr als 8,5 ha Weiden, darunter eine Alm, sowie 56 ha Wald gehören zum Hof. Haupterwerb ist die Milchwirtschaft mit 17 Kühen und einem Dutzend Jungvieh, daneben wird Urlaub auf dem Bauernhof angeboten. Giuseppe Clara arbeitet im Winter nebenbei beim Skilift, Jungbauer Hubert Clara hilft bei einem Metzger aus. Neben der mustergültigen Bewirtschaftung des Hofes, der Wiesen und der einmaligen Alm, ist der Bergbauernfamilie ganz besonders der Erhalt der Tradition wichtig. Die eigene Mühle im Mühlental wurde aufwändig restauriert und ist wieder in Funktion. Zusätzlich gibt es seit kurzem am Hof ein kleines Bauernmuseum mit alten landwirtschaftlichen Geräten, das zukünftig auch besichtigt werden kann. Trotz der vielen Arbeit im Dorf ist die Familie in Vereinen und Organisationen aktiv.
Herta Erlacher, Haselbrunn, Sarntal
1040 m Meereshöhe, 122 Erschwernispunkte
Ein schwerer Schicksalsschlag hat das Leben von Bäuerin Herta Erlacher verändert. Im Januar 2011 verunglückte Bauer Alois Locher bei der Arbeit am Hof tödlich. Alleine, nur mit der Schwiegermutter und den drei kleinen Kindern Benjamin, Fabian und Dominik, hat Herta Erlacher den Hof übernommen und mustergültig weiterbewirtschaftet. Obwohl gerade der Anfang schwer war, hat die Bäuerin nie den Mut verloren, sondern alles dafür getan, dass der Hof ihre Heimat und die der Kinder bleibt. Ein Grund war wohl auch die große Solidarität durch Verwandte und Freunde, die die Bäuerin besonders im Sommer nach wie vor unterstützen. Zudem ist mittlerweile auch Sohn Benjamin, der eine Lehre zum Maurer begonnen hat, eine große Hilfe. Und die wird am Hof dringend benötigt, denn die 7,5 Hektar Wiesen des Hofes sind extrem steil und nur zum Teil mit Maschinen zu bearbeiten. Erschwerend kommt hinzu, dass keine ausreichende Bewässerung vorhanden ist, was in heißen und trockenen Sommern zum Problem wird.
Haupterwerb ist auch am Hof Haselbrunn die Milch der etwa zehn Kühe. Zudem gibt es noch Jungvieh und Ziegen. Zweites Standbein ist die Waldwirtschaft.
Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen hat Herta Erlacher den Hof Schritt für Schritt verbessert und zuletzt im Jahr 2015 einen Maschinenraum errichtet.
Vor kurzem ist Herta Erlacher zum vierten Mal Mutter geworden.
Reinhard und Marika Staffler, Schleidhof, Tabland/Naturns
1.000 m Meereshöhe, 106 Erschwernispunkte
Auf den ersten Blick ist der Schleidhof von Reinhard und Marika Staffler und den Kindern Alina, Jana, Manuel und Mara kein gewöhnlicher Bauernhof. Vor knapp 20 Jahren hat Reinhard Staffler etwas Neues wagen wollen und mit dem professionellen Anbau von Erdbeeren begonnen. Mittlerweile werden auf drei Hektar Erdbeeren angebaut, hinzu kommt noch eine kleine Marillen- und Kirschenproduktion.
Die Nischenprodukte werden an die Marteller Erzeugergenossenschaft geliefert, deren Obmann Reinhard Staffler ist. Zudem steht er der Fraktion Tabland vor, die vor einigen Jahren eine Weide und eine Naherholungszone realisiert hat. Zweites Standbein am Hof ist die Milchwirtschaft: 15 Kühe und knapp zehn Jungrinder stehen im Stall. Die Stallarbeit ist in erster Linie die Aufgabe von Bäuerin Marika Staffler, die eigentlich gelernte Kinderkrankenschwester ist. Der „Einstieg“ in die Landwirtschaft fiel ihr nicht schwer. Sie ist stolz, Bäuerin zu sein. Auch in der Milchwirtschaft setzt die Familie Staffler auf Innovation: Seit kurzem ist ein Gülleseparator in Betrieb.
Viel hat Reinhard Staffler seit der Betriebsübernahme im Jahr 1996 in den Hof investiert. So wurden das Wohn- und das Wirtschaftsgebäude saniert, ein Maschinenraum gebaut, Wiesen planiert, Wege und Steinmauern errichtet und eine Beregnungsanlage verlegt. Damit schuf er die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Bewirtschaftung des Hofes.