Jahreshauptversammlung

Bergführer und Wanderleiter sagen selbst: „Tourismus braucht Schranken“

Donnerstag, 14. November 2024 | 10:42 Uhr

Von: mk

Bozen – Staus nicht nur auf Straßen, sondern auch auf beliebten Routen, dazu teure Parkplätze, überfüllte Hütten und eine Klientel, die besser im Tal aufgehoben wäre – bei den Jahreshauptversammlungen von Bergführern und Wanderleitern hat sich deren Präsident Thomas Zelger besorgt über den ausufernden Tourismus gezeigt und zugleich vor den Risiken gewarnt, die mit dem Klimawandel einhergehen.

Landesberufskammer der Südtiroler Berg- und Skiführer

Bei den Jahreshauptversammlungen am Wochenende am Sitz von Ausrüstungspartner Salewa in Bozen gab’s zunächst Lob von Alpin- und Tourismuslandesrat Luis Walcher: „Bergführer und Wanderleiter sind Botschafter Südtirols, sie sind die Profis am Berg und vermitteln Einheimischen und Gästen ganz besondere Erlebnisse“, so Walcher.

Diese Erlebnisse seien allerdings in Gefahr, erklärte Präsident Zelger. Er verwies dabei auf die Übererschließung der Berge und das Phänomen des Overtourism. „Die Entwicklung der letzten Jahre scheint aus dem Ruder gelaufen zu sein“, so Zelger, der als Beispiele kilometerlange Staus, teure Parkplätze, überfüllte Pässe und nicht zuletzt Hütten nannte, die man schon ein Jahr im Voraus buchen müsse oder unter zwei Übernachtungen gar nicht mehr buchen könne. „Wenn wir so weitermachen, werden sich klassische Naturliebhaber mittelfristig nach anderen Destinationen umsehen“, so der Präsident der Bergführer und Wanderleiter.

Große Sorgen machen sich die Profis am Berg auch über immer neue Erschließungspläne in den Dolomiten und nicht nur dort. „Es ist verwunderlich, was man unter Nachhaltigkeit alles verstehen kann“, erklärte Zelger. Der Luxus wandere immer höher, wodurch eine Klientel angelockt werde, die im Tal besser aufgehoben wäre. „Das belegen auch steigende Zahlen bei den Einsätzen der Bergrettung“, so der Präsident, der ein einfaches Fazit zog: „Im Alpinismus musste man irgendwann einsehen, dass man sich selbst Regeln auferlegen muss, um sich die Zukunft nicht zu verbauen“, so Zelger. „Dasselbe gilt wohl auch für die weitere touristische Entwicklung in Südtirol.“

Mit den Folgen des Klimawandels verwies der Präsident der Bergführer und Wanderleiter auf eine weitere große Herausforderung. „Wir haben in den letzten Jahren einen massiven Wandel erlebt, die Risiken in unserem Beruf steigen mit zunehmenden Bergstürzen und Steinschlägen, mit dem Rückgang der Gletscher und der Schmelze der Permafrostböden“, so Zelger. Auch gebe es immer mehr Winter, in denen Schnee spät oder gar nicht falle. „Wer all das leugnet, sitzt entweder das ganze Jahr im Büro, versperrt sich der Realität, ist ein Lobbyist oder schlichtweg naiv“, so Thomas Zelgers Fazit.

Bezirk: Bozen

Kommentare

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22 Kommentare auf "Bergführer und Wanderleiter sagen selbst: „Tourismus braucht Schranken“"


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Trina1
Trina1
Kinig
3 h 35 Min

Mutter Natur wird uns Weltweit die Rechnung presentieren.

Doolin
Doolin
Kinig
3 h 19 Min

…wehe man sagt was bei uns gegen Touristenmassen…

fingerzeig
fingerzeig
Superredner
2 h 54 Min

@Trina
mutter natur hat die welt- im laufe der zeit so geschaffen, wie wir sie heute kennen. das hätten wir vermutlich nicht überlebt.

So ist das
2 h 22 Min

Sicher, aber die Tourismuslobby darf inzwischen dank der Politiker weiterhin ihre Kassen füllen 🤔

Trina1
Trina1
Kinig
2 h 21 Min

@fingerzeig das musst du mir besser erklären bitte.

Blitz
Blitz
Kinig
2 h 11 Min

@Doolin Alle schlau, keiner wehrt sich, typisch SVP-Land.

Sosonadann
Sosonadann
Universalgelehrter
2 h 3 Min

@Doolin
Du kannst alles schreiben. Nur muss du auf Gegenwehr rechnen, wenn du wieder einmal Lügen verbreitest. Z.B. über die kostenlos busfahrenden Touristen.

Aurelius
Aurelius
Kinig
40 Min 36 Sek

@fingerzeig
da liegt du falsch. Mutter Natur zeigt es uns täglich mit Unwettern und Katastrophen

N. G.
N. G.
Kinig
2 h 53 Min

Immer wieder frage ich mich wie man dem entgegen will. Wie kann man jemandem verbieten nicht zu kommen? Mit Geld? Es gibt genug die Geld haben, wie dann? Kontingent? Ist das rechtlich möglich?

info
info
Kinig
1 h 32 Min

Air BnB unterbinden, UaB durch gerechte Besteuerung unattraktiv machen und schon sind so viele Gäste weniger im Land, dass man sie wieder alle herzlich willkommen heißen kann.
Wenn dann über z.B. eine Ankunftsabgabe Mitel in den Haushalt fließen, die gezielt zur Steigerung der Lebensqualität Ansässiger verwendet werden, ist die Kurve gekratzt

ebbi
ebbi
Kinig
1 h 15 Min

Es geht nicht darum, dass jemand NICHT kommt. Es geht darum, WANN kommt er, WIE kommt er und vor allem, wie LANGE kommt er. Südtirol könnte es sich leisten, eine Mindestaufenthaltsdauer verlangen zu können. Wir wollen keine 2- und 3 Tagesurlauber.

neidhassmissgunst
neidhassmissgunst
Universalgelehrter
44 Min 8 Sek

@info
Was ist denn dann mit den über 50 Hotels im 5-Sternebereich und den 400 Hotels im 4-Sternebereich. Was ist da mit “unattraktiv machen”?

Montegiovi
Montegiovi
Tratscher
3 h 11 Min

Da hat er recht der Zegler. Es wird Zeit zu handeln. 

krokodilstraene
2 h 32 Min

In eine solche Wanderkolonne wie auf dem Foto würden mich keine 10 Pferde bringen…

Sosonadann
Sosonadann
Universalgelehrter
2 h 9 Sek

Bin gespannt, wie manche den Drahtseilakt hinbekommen wollen, Zelger für seine Aussagen zum Tourismus zu loben und im Gegenzug seine drastischen Aussagen zum Klimawandel zu ignorieren.

„Wer all das leugnet, sitzt entweder das ganze Jahr im Büro, versperrt sich der Realität, ist ein Lobbyist oder schlichtweg naiv“

Speedy Gonzales
Speedy Gonzales
Superredner
1 h 41 Min

Laut dem Foto rennen eine Menge Idioten auf den Bergen rum.

Sosonadann
Sosonadann
Universalgelehrter
38 Min 2 Sek

@Speedy
Idioten rennen überall rum. Auf den Bergen, in den Tälern und auch online.
Was ich dich schon immer fragen wollte! Speedy Gonzales, war das nicht die Maus, die besonders schnell rennen konnte?

Homelander
2 h 3 Min

Zelger hat Recht… ändern wird sich trotzdem nichts!

Tommmi
Tommmi
Grünschnabel
37 Min 8 Sek

Ober schun selber in Himalaya unstian um af a gipfel zu rennen

Aurelius
Aurelius
Kinig
36 Min 34 Sek

es ist schon lange kein gesunder Tourismus in Südtirol. in manchen 4,-5 Sternenhotels ist der einheimische nicht mehr willkommen.
die einheimischen leiden und der Tourist ist König.

Aurelius
Aurelius
Kinig
35 Min 3 Sek

in Südtirol gibt es genau zwei Heilige Kühe. den Tourismus und die Bauernlobby

Plusminus
Plusminus
Superredner
15 Min 5 Sek

Das wird dem Herrn Walcher aber gar nicht passen, wenn da jemand etwas gegen den Tourismus sagt, er würde sicherlich lieber noch ein paar mehr am Berg sehen, dann wären nicht alle im Tal und auf der Straße 🤣

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