Von: mk
Laas – Das Marmorwerk der Lasa Marmo war am Freitagabend Austragungsort der Veranstaltungsreihe „Berufsbildung im Gespräch“ der Landesberufsschule Schlanders. Unter dem Motto „Chancen durch Anschluss“ referierten Hans-Jörg Ruch und Elmar Grasser zum Dialog der Architektur zwischen Alt und Neu sowie zu den Chancen des anbrechenden 5G-Zeitalters.
ETH Diplomarchitekt Hans-Jörg Ruch von der Ruch & Partner Architekten AG in St. Moritz stellte anhand von Plänen und Fotografien Arbeiten des Architekturbüros vor, welches sich in der Architektur dem Dialog zwischen Alt und Neu widmet und sich dabei auch mit Fragen der Siedlungsentwicklung beschäftigt. Bei den vorgestellten Arbeiten handelt es sich hauptsächlich um Bauern- und Patrizierhäuser im Engadin, deren Ursprung oft in das Mittelalter zurückreicht. Ruch stellte schwerpunktbezogen dabei jene Eingriffe vor, die durch das Schweizer Architekturbüro vorgenommenen wurden. Er zeigte insbesondere den über die bauliche Umgestaltung entstandenen Dialog zwischen Alt und Neu auf. Eine Architektur, die Neues fördert und Altes bewahrt.
„Man muss zuerst versuchen, die alten Baustrukturen zu verstehen und die Regeln zu erkennen, wie sich das früher entwickelt hat und erst dann soll man versuchen Neubaulösungen zu finden. Ich habe gezeigt, was um 1500 passiert ist, als im Engadin Dörfer abgebrannt sind und wie mit dem Bautypus des Engadinerhauses und mit dem Bestimmen von Brunnenstandorten eine Siedlungsordnung entstanden ist. Das sind Regeln. Vielleicht ist es so wie überall: Zuerst muss man rausfinden, wie man es nicht machen soll und dann kann man darüber nachdenken, wie man es dann machen wird“, sagt ETH Diplomarchitekt Hans-Jörg Ruch und spricht auch Möglichkeiten in der Architektur für Südtirol an.
Von Elmar Grasser kam auf der Veranstaltung das zweite Referat. Grasser ist gebürtiger Laaser und Chief Technology Officer (CTO) der Sunrise Communications AG in Zürich. Die Sunrise Communication ist das zweitgrößte Telekommuni-kationsunternehmen der Schweiz. Sein Spezial-gebiet ist der Aufbau hochqualitativer und hocheffizienter Telekommunikationsnetze und IT-Infrastrukturen als Basis für die Digitalisierung. So hat Sunrise als erster Betreiber in der Schweiz und als einer der ersten Betreiber weltweit den vieldiskutierten 5G Netzbetrieb aufgenommen. Das Telekommunikationsunternehmen deckt in der Schweiz bereits heute 150 Städte und Ortschaften mit 5G ab und wird die 5G Abdeckung bis Ende des Jahres landesweit ausbauen In seinem Referat sprach Grasser über künstliche Intelligenz als Technologie der Zukunft und die Notwendigkeit über leistungsfähige Datenübertragungsmöglichkeiten im globalen Markt wettbewerbsfähig zu bleiben.
„Europa stünde von den Voraussetzungen her ganz gut da. Die Frequenzen, die im 5G genutzt werden, so im 3,5 Gigaherz-Bereich, die stehen in Europa zur Verfügung, die sind freigemacht worden. In den USA gibt es jedoch ein großes Problem. Dort gibt es militärische Anwendungen, die im 3,5 Gigaherz-Bereich arbeiten. Die kriegt man dort nicht weg. Das heißt, man hat in den USA massive Probleme 5G auszurollen und versucht es dann in wesentlich höheren Frequenzbereichen, im sogenannten Millimeterband. Dort besteht jedoch die Schwierigkeit, dass die Ausbreitungsbedingungen dieser elektromagnetischen Wellen sehr schwierig sind und es deswegen auch schwierig ist ein 5G-flächendeckendes Netz aufzubauen.“
Zum Thema Digitalisierung informierte auch die Lasa Marmo, Gastgeber der Veranstaltung.
„Laas, der Vinschgau, Südtirol sind für Kunden unserer internationalen Märkte meist schwer erreichbar. Herkunft, Geschichte, Eigenschaften, Farbverlauf und das besondere Strahlen unseres Marmors sind Besonderheiten, die man erlebt haben muss, aber eben nicht immer ganz einfach kann, wenn man in New York, London oder Dubai lebt und sich dort für unseren Marmor entscheiden soll. Die Digitalisierung kommt uns hier sehr gelegen“, erklärte Erich Tscholl, Betriebsdirektor der Lasa Marmo am Freitagabend.
Ein konkretes Beispiel für den Einsatz der Digitalisierung findet sich in der marmorverarbeitenden Industrie in der Visualisierung von Projekten im Projektmanagement. Vor allem dann, wenn Kunden und Architekten nicht rein weißes Material bevorzugen und die Venierung Teil des Projekts ist. Patrick Pritzi, Projektmanager der Lasa Marmo, erklärte den Besuchern anhand praktischer Beispiele den Grundgedanken, die Funktion und die Möglichkeiten des sogenannten Virtual Dry Layouts, einer digitalen Vorabvisualisierung des geplanten und auszuführenden Projektes. Einen weiteren konkreten Einsatzbereich schafft der virtuelle Rundgang im Laaser Weißwasser-Marmorbruch. Hier können Kunden, die in weit entfernten Städten wie New York oder London sitzen, dank moderner 360° Filmtechnik, Drohnenflug und Sozialem Netzwerk, sich einen Eindruck vom Ursprungsort des Laaser Marmors machen.