Von: luk
Bozen – Was bis vor kurzem noch eine Utopie war, ist nun dank Biologik und dem Leisenhof des Weinguts Castel Sallegg Realität: Dank eines innovativen Bioreaktors wird aus pflanzlichen Reststoffen nachhaltig und klimaschützend Wärme, Kälte und organischer Dünger gewonnen. Dadurch konnte am Leisenhof die Energieeffizienz deutlich verbessert werden.
Begleitet und optimiert wird das Projekt „Compost di vino“ von namhaften Partnern, wie dem Südtiroler Bauernbund, NOI Techpark, Freie Universität Bozen, EURAC und Versuchszentrum Laimburg.
Am geschlossenen Hof Leisenhof des Weinguts Castel Sallegg in Kaltern werden Trauben der Sorten Sauvignon und Chardonnay angebaut und zu Spitzenweinen weiterverarbeitet. Dabei fallen pflanzliche Nebenprodukte wie Schnittgut, Wurzelstöcke oder Traubenkämme an. Bisher mussten Teile der Biomasse kostenpflichtig entsorgt werden. Um diese Stoffe verwerten zu können, wurde am Leisenhof ein Bioreaktor des Unternehmens „Biologik Systems“ aus dem NOI Techpark installiert – eine für Südtirol technologische Innovation.
Zwei verschiedene Kammern können mit 95 Kubikmeter Biomasse befüllt werden. „Kernstück im gesamten biologischen Prozess ist der Wärmetauscher. Der Biomasse wird kontrolliert Luft und Wasser zugeführt, Mikroorganismen verwerten die Biomasse, wodurch Wärme entsteht. Diese wird vom Wärmetauscher entzogen, um kaltes Wasser bis zu 65 Grad Celsius zu erwärmen“, erklärte Tobias Diana von „Biologik Systems“. Im Sommer kann die Kompostthermie in Verbindung mit der Wärmepumpe auch zum Kühlen genutzt werden. Der nährstoffreiche Kompost, der anfällt, wird auf den Feldern ausgebracht. Der gesamte biologische Prozess dauert in etwa ein Jahr.
Da in Südtirol jährlich bis zu hunderttausend Tonnen Biomasse anfallen, hat die Kompostthermie ein riesiges Potential. Bis 2026 will „Biologik Systems“ daher einen Standard-Bioreaktor auf den Markt bringen. Zuvor gelte es, den Kompostierungsprozess noch zu optimieren, genauso wie die Sammlung, den Transport und die Lagerung der Biomasse, erklärte Diana.
„Mit der Kompostthermie werden die ‚Castel Sallegg Vineria‘ und die 15 ‚Castel Sallegg‘-Zimmer und -Suiten, und somit ein Gebäude von insgesamt 6.600 Kubikmetern, beheizt. In den Übergangsmonaten wird zudem das Schwimmbad erwärmt“, erklärte der Geschäftsführer Michael Kompatscher. „Die Kompostthermie erlaubt uns, Kosten zu sparen und die Energieeffizienz zu steigern. Gleichzeitig werden die Ressourcen am Leisenhof optimal genutzt, weil Biomasse zu Humus umgewandelt und wieder ausgebracht wird. Das schont die Umwelt, schützt dank der positiven CO2-Bilanz das Klima und schließt den natürlichen Kreislauf“, freute sich Kompatscher. Möglich sei das Projekt auch gewesen, weil der Eigentümer Georg Graf von Kuenburg Innovationen stets aufgeschlossen gegenüberstehe und das Castel Sallegg Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit und Klimabewusstsein sei. Ziel ist, zusammen mit der PV-Anlage eine autarke Energieversorgung zu erreichen.
Energie- und Umweltlandesrat Peter Brunner lobte das Projekt und sprach von einer Win-Win-Win-Situation für die Landwirtschaft, das Castel Sallegg und die Umwelt, weil an erneuerbaren Energien kein Weg vorbeiführe. Er unterstrich, dass es ein Ziel sein müsse, die Energieunabhängigkeit zu erhöhen. Besonders freute sich Brunner, dass mit „Biologik Systems“ ein Südtiroler Unternehmen, das am NOI Techpark angesiedelt ist, die Anlage installiert hat. Dies zeige, wie wichtig Netzwerke sowie Forschung und Entwicklung seien. Auch Landesrat Luis Walcher dankte dem Eigentümer Georg Graf von Kuenburg für die Pionierarbeit. Das Projekt zeige gut, wie wichtig die Landwirtschaft bei der nachhaltigen Energieproduktion sei. Der Bioreaktor ist ein gutes Beispiel dafür, wie sich natürliche Kreisläufe schließen lassen und alle davon profitieren können.
Im Rahmen des gemeinsamen Projektes „Compost di vino“ wird die Kompostthermie von Beratungs- und Forschungseinrichtungen, wie dem Südtiroler Bauernbund, dem NOI Techpark, der Freien Universität Bozen, der EURAC und dem Versuchszentrum Laimburg unterstützt und begleitet.
Daniel Gasser, Landesobmann des Südtiroler Bauernbundes, lobte die Initiative und die Zusammenarbeit mit allen Projektpartnern. Die Abteilung Innovation & Energie und die Stabsstelle Nachhaltigkeit im SBB seien in verschiedenen Projekten aktiv, die sich mit Innovation und Nachhaltigkeit beschäftigen. Zugleich würden Bäuerinnen und Bauern mit innovativen Ideen unterstützt. Das Versuchszentrum Laimburg wird verschiedene chemische Analysen durchführen, um die Beschaffenheit des Komposts und den besten Verwendungszweck zu klären. Da der Kompost nach einem Jahr im Bioreaktor frei von Samen sei, könnte er sich gut für die Pflanzreihe eignen, erklärte Barbara Raifer.
Die Freie Universität Bozen beschäftigt sich mit der Charakterisierung der Biomasse, führt Kompostierungsversuche durch, erhebt Daten und bewertet die Methoden der Biomasselagerung. Auch die techno-ökonomische Analyse wird von der FUB durchgeführt, sagte Marco Baratieri. Der NOI Techpark unterstützt und berät Unternehmen, die wie „Biologik Systems“ am NOI Techpark angesiedelt sind, ergänzte David Di Pauli. Die EURAC hingegen forscht an Heiz- und Kühlsystemen sowie an der Optimierung der Steuerung, analysiert die Messdaten und vergleicht die Leistung von Energiemodellen, erklärte Francesco Turrin. Diese Beispiele zeigen, welchen Mehrwert eine enge Zusammenarbeit von Forschungs- und Beratungseinrichtungen bieten kann. Unterstützt wird das Projekt vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE/EFRE).
Aktuell sind 0 Kommentare vorhanden
Kommentare anzeigen