Von: bba
Bozen – Als der VinziMarkt Anfang März seinen ersten Geburtstag feierte, war Bischof Ivo Muser verhindert. Er versprach, die Einrichtung bald zu besuchen. Corona hat den Termin verzögert, aber am gestrigen Donnerstag war es soweit: Der Bischof stattete dem Bozner Sozialmarkt in der Andreas-Hofer-Straße einen Besuch ab. Die Einrichtung wird ausschließlich von Freiwilligen geführt.
188 armutsgefährdete Menschen kaufen nicht mit Geld, sondern mit Bedürftigkeitspunkten ein. Die Hälfte der vergebenen Lebensmittel besteht aus Frischware und würde sonst in der Mülltonne landen. Leiterin Sabine Eccel
betonte, dass die Pandemie die Armut enorm verstärke: Die Zahl der Einkaufsberechtigten im VinziMarkt ist in den vergangenen drei Monaten um mehr als ein Drittel gestiegen.
Vor mehr als einem Jahr, am 5. März 2019, hat der VinziMarkt in Bozen seine Türen geöffnet. Zwischen 35 und 55 bedürftige Familien kommen pro Öffnungstag ins Geschäft: Anstatt mit Geld kaufen sie mit Punkten ein. Diese werden ihnen im Fürsorgezentrum der Südtiroler Vinzenzgemeinschaft zugeteilt. Allein im ersten Jahr seines Bestehens hat der VinziMarkt 34,6 Tonnen Lebensmittel an 140 Familien verteilt, 16,4 Tonnen davon wurden vor der Mülltonne gerettet. In der Zeit der Pandemie konnten die Familien das Geschäft nicht mehr aufsuchen, in diesen Wochen haben die Freiwilligen des VinziMarktes Lebensmittel zu den Familien nach Hause gebracht. Seit Anfang Mai ist der Sozialmarkt wieder geöffnet. Seither steigen die Anfragen bedürftiger Menschen wöchentlich an. Waren es Anfang März 140 Einkaufsberechtigte, sind es jetzt bereits 188 Familien. Das ist ein Zuwachs von mehr als einem Drittel an Personen. Die Waren kommen vor allem vom regionalen Banco Alimentare, außerdem von mehr als zwei Dutzend Südtiroler Produzentenbetrieben, die regelmäßig Lebensmittel zur Verfügung stellen.
Bischof Ivo Muser bedankte sich bei seinem Besuch bei der ehrenamtlichen Leiterin Sabine Eccel und bei den 50 Freiwilligen des VinziMarktes für ihren wertvollen Dienst an der Gesellschaft, für ihre Vernetzungs-, Unterstützungs- und Sensibilisierungsarbeit. Sabine Eccel betonte: „Das Besondere am VinziMarkt ist, dass die Menschen bei uns ganz normal einkaufen und das auswählen können, was sie brauchen.“
Das Sortiment sei breit und die Kundinnen und Kunden könnten an jedem Öffnungstag kommen, sofern sie die Punkte nicht schon ausgegeben haben. Der Bischof sprach von der angeborenen Würde eines jeden Menschen. Jede und jeder habe ein Recht auf ein würdevolles Leben, unabhängig davon, welche Hautfarbe, Sprache, Religion, welches Geschlecht, Alter oder wie viele finanzielle Rücklagen jemand habe. Die Schonung der Ressourcen sei ein weiteres Gebot der Stunde.
Lebensmittelverschwendung dürfe nicht sein, sagte Ivo Muser. Er wünschte dem Sozialmarkt weiterhin viel Freude und Engagement in seinem Tun. Auch der KleiderKammer stattete Ivo Muser einen Besuch ab. Sie befindet sich im selben Gebäude wie der VinziMarkt und wird von Christine Sartori und ihrem Team geführt.