Von: mk
Bozen – Um das Innenleben der USA nach der Wahl von Donald J. Trump und die Digitalisierung in der Autoindustrie drehte sich das 17. Anlegersymposion des Raiffeisen InvestmentClubs am Mittwoch in der Eurac in Bozen.
Der Obmann des InvestmentClubs Gernot Häufler konnte neben 320 Clubmitgliedern den bekannten Börsenexperten und Fernsehjournalisten Markus Koch und den Finanzgeschäftsführer von BMW Italia Axel Juhre als Referenten begrüßen. Markus Koch zog mit 21 Jahren in die USA und hat sich eine eigene Agentur für Börsenberichterstattung und Börsenpsychologie aufgebaut. Bekannt wurde er aber durch seine n-tv-Berichte von der New Yorker Aktienbörse.
Ernüchternde Bilanz
Im Vortrag „Trump und der amerikanische Traum“ zog Koch eine ernüchternde Bilanz über die gesellschaftliche Entwicklung in den USA. „Der American Dream mutiert zum Albtraum“, meinte Koch. Für viele sei er zum Kampf ums Überleben geworden. Vor allem die steigenden Gesundheits-, Miet- und Bildungskosten und die stagnierenden Löhne spalten die Gesellschaft. Immer mehr Eltern können ihren Kindern keine Krankenversicherung mehr bezahlen. Amerikanische Studenten sind heute im Schnitt mit 40.000 Dollar (!) verschuldet. Die „Millennials” – die Generation Y – verdiene im Schnitt 20 Prozent weniger als ihre Eltern Ende der Achtziger. Die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich sei enorm und führe zu sozialen Spannungen. Hinzu komme ein steigendes Desinteresse für die demokratische Grundordnung, was Hand in Hand mit einem rapiden Niedergang der Mittelschicht einhergehe.
Das Blaue vom Himmel
“Mit dem Sieg von Donald Trump hat das amerikanische Volk einen menschlichen Molotowcocktail auf Washington geworfen”, meinte Koch. Trump habe den Menschen das Blaue vom Himmel versprochen, man werde ihn daran messen, ob er auch „liefern“ kann. Das allein entscheide, ob er am Ende ein guter oder schlechter Präsident sein wird. Der Meister der Selbstinszenierung habe bisher vor allem nur Chaos produziert. Dennoch sei ein ins Spiel gebrachtes Amtsenthebungsverfahren mehr Wunschdenken als real.
Chancen in Europa wachsen
Mit Blick auf den Aktienmarkt bezeichnete Koch die Wallstreet deutlich als zu hoch bewertet, der Aktienmarkt zeige sich besser, als er wirklich ist. „Der US-Aktienmarkt macht heute über 50 Prozent der Weltmarktkapitalisierung aus, aber die US-Wirtschaft stellt nur 24 Prozent der Weltwirtschaft”, sagte Koch. Hier herrsche eine große Diskrepanz. Die Chancen für Anleger verlagerten sich zunehmend von den USA nach Europa und in die Wachstumsmärkte Emerging Markets. „Europa hat ein hohes Aufholpotential, mit der Italien-Wahl im nächsten Jahr aber auch schon die nächste Bewährungsprobe vor der Haustüre”, meinte Koch.
Erster selbstfahrender BMW in fünf Jahren
Axel Juhre, seit 2016 Finanzgeschäftsführer und Vorstandsmitglied der BMW Italia, sprach zum Thema „BMW Group und die Mobilität der Zukunft“. Dabei beleuchtete er den Umbruch der Automobilindustrie durch die Digitalisierung und das Elektroauto – und wie sich BMW der Herausforderung stellt. „Wir legen den Fokus auf vier Bereiche – die Elektrifizierung, das autonome Fahren, die vernetzte Mobilität und digitale Services“, sagte Juhre. Dabei arbeite BMW mit vielen Startups und Kooperationspartnern (z.B. Intel in der Chiptechnik) zusammen, um im Bereich der Innovation vorne mit dabei zu sein. „Wir rechnen, dass es 2021/22 die ersten selbstfahrenden Autos von BMW geben wird, die den enormen Anforderungen Rechnung tragen.
100.000 Elektroautos
Bei den Elektroautos will BMW heuer rund 100.000 Exemplare verkaufen und den Anteil am Gesamtverkauf in den nächsten Jahren auf 15 bis 25 Prozent steigern. Damit sich Elektroautos durchsetzen, brauche es politische Flankierungsmaßnahmen wie Steuervorteile, kostenlose Ladestationen und andere Anreize mehr.
Die BMW Group – ein internationaler Konzern mit 14 Standorten in 31 Ländern – verkaufte im Vorjahr weltweit 2,4 Mio. Autos und erzielte 86 Mrd. Euro Umsatz. Die jährliche Umsatzrendite liegt bei zehn Prozent. BMW zählt heute im traditionellen Fahrzeuggeschäft 30 Mio. Kunden und rechnet sich durch die Chancen der Digitalisierung bis 2025 weltweit rund 100 Mio. BMW-Kunden aus.