Von: luk
Bozen/Überetsch – Schon lange kämpfen die Überretscher für eine Trambahn nach Bozen. Nun sind die Würfel gefallen, wie das Tagblatt Dolomiten heute schreibt.
Zunächst aber bekommt die Landeshauptstadt die Tram. In einem zweiten Schritt soll sie dann bis nach Kaltern weitergeführt werden. Das Projekt soll bis 2024 abgeschlossen sein .
Die Trasse der Bahn wird vom Bozner Stadtzentrum über das Krankenhaus bis zur Etschbrücke in Sigmundskron führen. Von dort geht es dann ins Überetsch.
Der Metrobus samt Untertunnelung am Pillhof dient als Zwischenlösung, bis die Trambahn nach Kaltern fertig ist.
„Jetzt, wo sich die Gemeinde Bozen dazu durchgerungen hat, eine Trambahn zu bauen, können wir viele Probleme lösen“, erklärte Landeshauptmann Kompatscher weiters. „Wir werden das Vorhaben, eine Trambahn vom Stadtzentrum über das Krankenhaus bis zur Etschbrücke zu realisieren, unterstützen und sind froh, dass jene Trasse gewählt wurde, die auch das Land anvisiert hatte.“ Damit würde auch der Weg frei für den zweiten Schritt, und zwar zur Weiterführung der Trambahn ins Überetsch. „Die Techniker wurden bereits beauftragt, die Maßnahmen in Form eines Masterplanes zu Papier zu bringen. Dieser wird nach Genehmigung durch die Landesregierung vorgestellt“, sagte Kompatscher.
In ihrer Entscheidung wird sich die Landesregierung an der sogenannten Hüsler-Studie orientieren. „Parallel zum zweigleisigen Ausbau der Bahnlinie Bozen-Meran durch RFI sollen die Tramlinie gebaut und gleichzeitig auch das Intermodalzentrum im Bereich der Etschbrücke in Sigmundskron definiert werden“, so der Landeshauptmann. Fest stehe nun, dass die Eisenbahnverbindung entlang der bestehenden Trasse zweigleisig ausgebaut wird, weil das Krankenhaus in Moritzing durch die neue Trambahn verkehrstechnisch angebunden wird.
Geht es nach den Plänen der Landesregierung wird die 1. Ausbauphase der Bahnlinie Bozen-Meran durch RFI bis 2024 abgeschlossen sein. Zugleich wird das Intermodalzentrum in Sigmundskron, das von Land und Gemeinde Bozen befürwortet wird, in Abstimmung mit RFI geplant. Dieses gilt als wichtiger Knotenpunkt des öffentlichen Verkehrs zwischen Bozen, dem Überetsch und der Bahnlinie Bozen-Meran.
Bis zur Realisierung des ehrgeizigen Projektes gilt das Hauptaugenmerk der Landesregierung den Busverbindungen zwischen Bozen und dem Überetsch. Die Verbindungen des Überetsch-Express wurden jetzt massiv ausgebaut. „Einen 15-Minuten-Takt auf der Strecke Kaltern-Eppan-Bozen gibt es künftig nicht nur zu den Hauptverkehrszeiten, sondern den ganzen Tag über, jeweils montags bis freitags“, erklärte Mobilitätslandesrat Florian Mussner.
Die weitere Umsetzung des Metrobus-Konzeptes schreitet laut Landesrat Mussner unterdessen zügig voran. Die jetzt bevorstehende (Fast-)Verdoppelung der Busverbindungen im Ballungsraum Überetsch-Bozen und die schrittweise Umsetzung des Metrobus-Konzeptes sind konkrete Maßnahmen, um das „autofreie Mobilitätsangebot“ in verhältnismäßig kurzer Zeit deutlich zu verbessern und so noch mehr Bürger dazu zu bewegen, auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen.
„Der Metrobus wird seine volle Leistungsfähigkeit schrittweise mit der Errichtung des Vorzugsampelsystems und den geplanten Straßenausbaumaßnahmen erfahren“, betonte Landeshauptmann Kompatscher.
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Bahn ins Überetsch: “Der Worte müssen nun auch Taten folgen”
Mit dem Zug von Kaltern bis nach Bozen: Der Wunsch vieler Pendler im Überetsch soll laut Landesregierung nun endlich wahr werden. Die Süd-Tiroler Freiheit im Unterland und Überetsch begrüßt diese Ankündigung und lobt sie als längst notwendigen Schritt. Sie mahnt aber auch, dass der Worte nun endlich Taten folgen müssen. “Denn der Bau der Überetscher Bahn wurde schon in der Vergangenheit feierlich ausgerufen, besonders vor Wahlen!”
“Wie dringend eine große verkehrspolitische Lösung gebraucht wird, zeigen die Zahlen: Die Staatsstraße 42 (Tonale-Mendel-Bozen) ist nach Autobahn und MeBo die am häufigsten befahrene Straße im Land. Täglich wälzen sich knapp 24.000 Fahrzeuge durch das Überetsch! Staus oder stockender Verkehr zu den Stoßzeiten sind die Regel.” Die Bezirksgruppe Unterland/Überetsch der Süd-Tiroler Freiheit bekräftigt deshalb ihre Zweifel am Metrobus: „Der Bus wird keine durchgehende Vorzugsspur haben, sondern nur auf einem Fünftel der gesamten Strecke. Er wird das Verkehrsproblem im Überetsch bestenfalls lindern, aber nicht lösen“, betont Stefan Zelger von der Bezirksgruppe.
„Eine Zugverbindung Bozen-Kaltern wäre die Königslösung. Es ist deshalb erfreulich, dass nun auch die Landesregierung diesen Weg einschlagen will, den sie bisher ablehnte.“ Die Bezirksgruppe warnt aber vor allzu großer Euphorie und fordert die Landesregierung dazu auf, zügig Fakten zu schaffen: „Die Reaktivierung wurde schon vor Wahlen versprochen, um dann wieder als ‚unfinanzierbar‘ in den Schubladen zu verschwinden. Die Menschen haben genug von Ankündigungspolitik und wollen nun Taten sehen“, unterstreicht die Süd-Tiroler Freiheit im Unterland und Überetsch.
Stocker und Gaiser: „Mit der Tram ins Wahljahr“
Auch die Freiheitlichen zeigen sich skeptisch. „Nach jahrlangen Debatten, Diskussionen und Abwägungen soll nun – wenn es nach der Ankündigung der Landesregierung geht – die Tramverbindung ins Überetsch kommen. Kaum steht das Wahljahr vor der Tür, werden plötzlich Projekte aus den Schubladen gezogen, die ansonsten ihr Dasein auf der langen Wartebank fristeten“, betonen der freiheitliche Landtagsabgeordnete Sigmar Stocker und Gemeinderat Reinhard Gaiser. Sie fordern „konkrete Maßnahmen anstatt der ewigen SVP-Ankündigungspolitik“.
„Pünktlich vor den Wahlen will die Landesregierung endlich die großen Themen im Land angehen, die ansonsten eher lästig und anstrengend waren. Das Verkehrsproblem in Bozen und die mangelnde Verbindung ins Überetsch existieren nicht erst seit gestern, sondern warten seit weit über einem Jahrzehnt auf eine Lösung. Wenn nun vor den Wahlterminen plötzlich grünes Licht für weitere Schritte gegeben wird, dann handelt es sich nicht um einen Zufall, sondern um eine genau kalkulierte Absicht. Seien es nun die Überetscher-Bahn oder die Riggertalschleife, oft bleibt es bei Ankündigungen, die um Jahre verschoben werden müssen“, kritisiert Sigmar Stocker in einer Aussendung einleitend.
„Die Bevölkerung hat diese Art der Ankündigungspolitik satt“, betont Gemeinderat Gaiser und verweist auf das „bisherige Missmanagement der SVP“ in Sachen Verkehrspolitik im Überetsch. „Für die erneut angekündigte Überetscher-Bahn gibt es weder einen Zeitplan noch eine konkrete Umsetzungsstrategie. Ansonsten wäre die ‚vorübergehende‘ Metrobuslösung nicht notwendig, zumal diese erst mit dem Jahr 2021 zu erwarten ist“, unterstreicht der freiheitliche Gemeinderat. „Die Opposition hat seit Jahren mit Initiativen und Vorschlägen auf die Überetscher-Bahn hingearbeitet, aber die SVP zierte sich stets ans Werk zu gehen“, so Gaiser.
„Es ist davon auszugehen, dass im Jahr 2022 dasselbe Lied zu hören sein wird und die SVP erneut die Überetscher-Bahn vor den Wahlen ankündigen wird. Selbst 2027, also ein Jahr vor den Landtagswahlen, wird es wieder heißen: ‚Die Tram kommt bestimmt‘“, gibt Sigmar Stocker zu bedenken. „Es ist beschämend für die Landesregierung erneut mit der Tram ins Wahljahr zu fahren, nur um daraufhin die Bevölkerung wieder zu vertrösten. Die stiefmütterliche Behandlung des Überetscher Bezirks kann nicht mit der ewigen Ankündigungspolitik wiedergutgemacht werden“, so der freiheitliche Landtagsabgeordnete Sigmar Stocker abschließend.
SVP-Bozen freut sich über die Unterstützung der Landesregierung
Die Verkehrslage in Bozen soll durch ein ausgeklügeltes Schienen-Konzept gelöst werden. Ganz im Sinne der SVP-Bozen, die schon seit Jahren eine Lösung dieser Art fordert. Stadtobmann und SVP-Fraktionsvorsitzender Dieter Steger freut sich über die Untertützung der Landesregierung: “Nicht Verbote, sondern Angebote werden Bozens Mobilität verändern und sowohl Bürger, als auch Pendler und Touristen überzeugen”, versichert Steger.
Selbstverständlich werde sich die Stadtgemeinde Bozen auch um einen Teil der Finanzierung bemühen müssen. Das ist für den Stadtobmann klar. “Mit der Zusage des Landeshauptmannes und der Landesregierung, in Bozen ein Schienenkonzept zu realisieren, welches von der Rittner Seilbahn zum Krankenhaus und weiter bis zum geplanten Intermodalzentrum in Sigmundskron verlaufen wird, geht für viele Bozner/innen ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung.” So auch für Steger: “Wir als Bozner SVP haben uns immer schon für ein Tramsystem ausgesprochen – bisher leider ohne Erfolg. Jetzt aber haben uns Landeshauptmann Kompatscher und die Landesregierung ihre Unterstützung zugesagt, wofür wir sehr dankbar sind”.
Der nun präsentierte Plan sieht ein Bündel von interessanten Maßnahmen vor. Eben auch die Tram durch Bozen, welche bis ins Überetsch weitergeführt werden soll. Mit dem Bau des Virgltunnels soll die Bahnlinie vom Bozner Bahnhof bis zur Abzweigung mit der Meraner Linie ausgebaut werden und einen Viertelstundentakt auf den bestehenden Bahngleisen ermöglichen. Diese Meraner Linie kann unabhängig von der Brennerbahnlinie betrieben werden und ein drittes Gleis erübrigt sich damit. In Sigmundskron wird zudem das neue Intermodalzentrum entstehen, welches ein wichtiger Knotenpunkt zwischen Bozen, dem Überetsch und der Bahnlinie Bozen-Meran sein wird.
“Das vorliegende Konzept sehe ich als Teil einer modernen und zukunftsgerechten Mobilitätspolitik, die eine überzeugende Alternative zum Autoverkehr darstellt und Bozen stark entlasten wird”, betont Steger.