Von: mk
Bozen – Seit März ermöglichen mehrere Südtiroler Unternehmen und freiwillige Helfer 15 Flüchtlingen und Migranten eine sinnvolle Beschäftigung. Die Männer aus verschiedenen Bozner Flüchtlingseinrichtungen bestellen dabei einen 3.000 Quadratmeter großen Acker und lernen, wie die biologische Landwirtschaft funktioniert.
“Nichts tun ist gravierend für diese meist jungen und motivierten Menschen, es nimmt ihnen ihre Würde und auch die Hoffnung auf eine bessere Zukunft, einige treibt die Situation in die Depression“, argumentiert Heiner Oberrauch, Präsident der Salewa-Oberalp Gruppe und Gründer des Salewa Gartens. „Wir haben versucht eine sinnvolle Beschäftigung mit Verbänden und der öffentlichen Verwaltung zu organisieren, aber es ist uns nicht gelungen. Da die Politik nicht alles schaffen kann, kann doch die Zivilgesellschaft ihren Beitrag leisten. Deshalb haben wir uns dazu entschlossen, einigen Flüchtlingen und Migranten eine sinnvolle Beschäftigung und eine Integrationsmöglichkeit zu bieten. So ist der Salewa Garten entstanden.”
Stephanie Völser, Executive Assistant des Präsidenten und Koordinatorin des Projektes ist seit Anfang 2016 Freiwillige Helferin der Zivilbewegung Binario 1 und hatte dabei persönlich Kontakt mit den in Bozen angekommenen Personen. Sie hat die Erfahrung gemacht, dass Integration vor allem auch mit einer aktiven Beschäftigung einhergeht und hat so den Unternehmer überzeugt, die Wiese direkt beim Hauptsitz der Unternehmensgruppe zur Verfügung zu stellen.
Im letzten März haben die Vorbereitungen und Arbeiten begonnen um die 3.000 Quadratmeter große Fläche in einen Acker zu verwandeln. Über 30 verschiedene Sorten, von Gemüse über verschiedene Kräuter bis hin zu Himbeeren gedeihen im Salewa Garten. Das Projekt wird von einigen Freiwilligen, wie Caroline Hohenbühel, welche schon seit 2015 bei der Flüchtlingsintegration aktiv ist und Josef Zemmer, einem professionellen Gärtner, welcher sein Wissen der biologischen Landwirtschaft weitergibt, betreut.
Der Boden war augenscheinlich aber nicht nur für Salat & Co. fruchtbar, sondern auch für viele neue Partnerschaften mit anderen lokalen Unternehmen, welche sich aus eigener Initiative beteiligt haben und ein Netzwerk der Solidarität entstehen haben lassen. So meldeten sich auch Sternekoch Egon Heiss und Gregor Wenter, vom Restaurant Bad Schörgau im Sarntal, sofort nach Bekanntwerden des Projekts als Abnehmer an. Heiss organisierte auch organischen Dünger, welcher zusammen mit dem Kompost von Bioenergia Trentino für eine vielversprechende biologische Ernte sorgt. Alle Geräte, um den Boden zu bestellen, wurden von der Landwirtschaftlichen Hauptgenossenschaft Bozen zur Verfügung gestellt und lagern zurzeit in einem Container der Firma Niederstätter.
Auch das Gardencenter Biasion schloss sich begeistert an das Projekt an und liefert seit dem regelmäßig Pflanzen und kostbare Tipps. In enger Zusammenarbeit mit der Bozner Sozialgenossenschaft Officine Vispa konnten die bürokratischen Hürden gemeistert werden und die „Gärtner“ in die Sozialgenossenschaft aufgenommen werden.
Auch die Mitarbeiter der Salewa Oberalp Gruppe haben dem Projekt den Boden bereitet und tragen es mit. So gibt es bei der jährlichen Benefiz-Weihnachtslotterie vier verschiedene Projekte, welche mit dem Kauf eines Loses unterstützt werden können. Der gesammelte Betrag wird anschließend von der Unternehmerfamilie verzehnfacht. Im letzten Jahr stand neben einem Projekt vom Katholischen Familienverband Südtirols, der Wiederaufbauhilfe für die Erdbebenopfer in Amatrice und der Onlus Marta for Kids auch der Salewa Garten zur Auswahl. Die stolze Summe von über 7.000 Euro war das Startkapital für den Garten und Ausdruck der Solidarität der Mitarbeiter.
Nach bereits drei Monaten trägt der “Acker” seine ersten Früchte, die von den Mitarbeitern der Sportunternehmensgruppe, dem Restaurant Bad Schörgau und dem Salewa Bivac Bistro gerne abgenommen werden. Ab Juli ist der Garten jeden Donnerstag von 18.00 bis 19.00 Uhr geöffnet und freut sich über alle Interessenten. Gegen eine freiwillige Spende können auch frische Gartenerzeugnisse erstanden werden.Der dabei erzielte Spendenbetrag wird unter den Flüchtlingen als Anerkennung für Ihre Arbeit im Garten aufgeteilt.
“Wir sind uns natürlich bewusst, dass dieses Projekt nicht das Problem löst, aber vielleicht kann es ja auch Ansporn und Motivation für andere Initiativen sein “, fasst Stephanie Völser zusammen.